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Spinnen füttern

Spinnen füttern

Titel: Spinnen füttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rawi Hage
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einfach Fly.
    Na gut.
    Ich fuhr mit offenem Fenster, Regen, Wind und die Nacht zogen in den Wagen. Ich bat ihn um eine Zigarette, und unser beider weißer Qualm wirbelte durcheinander und verflüchtigte sich.
    Schweigend fuhren wir weiter. Manchmal sah er mich aus dem Augenwinkel an, vielleicht versuchte er, sich vorzustellen, wie ich auf seiner Frau lag. Was für ein dreckiger Nichtsnutz, dachte er wohl, ein Taxifahrer, zu mehr hat es nicht gereicht. Sie nimmt den Erstbesten, nur um mich zu verletzen, Hauptsache, es tut weh. Alles drehte sich also um ihn, um dieses arrogante Arschloch, dachte ich, diesen kulturlosen Mechaniker, der nichts liest als Reparaturanleitungen und Sportnachrichten! Ein Scheißkerl, hält sich für Gott-Weiß-Was. Wenigstens musste er sich neben mich setzen, dachte ich, ich bin nämlich nicht sein Scheißchauffeur. Ich bin ihm ebenbürtig. Ich bin der neue siegreiche General, triumphierend ziehe ich ein in die Stadt, durch festlich geschmückte Tore, und ergreife die Macht …
    Wir schwiegen, nach einer Weile sagte er: Sie ficken also meine Frau.
    Ja, und nicht nur das.
    Lassen Sie mich raten: Sie kochen zusammen.
    Nein, das ist nicht mein Ding. Meine Küche ist eine Feuergefahr, ich koche dort nur selten.
    Was heißt das, Feuergefahr? Haben Sie Bomben in der Schublade, oder was?
    Schlimmer: Bücher. Die Schubladen, der Herd, alles voller Bücher, sogar auf dem Kühlschrank …
    Aha, das gefällt Mary natürlich. Hören Sie, Sie Taxifahrer oder was Sie sind. Wenn Sie sich um diese Frau kümmern wollen, tun Sie das. Aber sorgen Sie dafür, dass sie nicht vergisst, ihre Psychopillen zu nehmen. Ach, da fällt mir ein … hier … Das Pillendöschen krachte aufs Armaturenbrett. Das ist jetzt Ihr Problem, viel Vergnügen.
    Wir waren da, ich fuhr in die Gasse hinter der Bar.
    Ich komme gleich wieder, sagte ich, ich rufe sie nur runter.
    Er blieb im Wagen sitzen, ich ging in die Bar.
    Ein Clown trat heraus, er setzte sich neben den Bücherhasser und legte die Hand an die Hüfte.
    Ich bin bewaffnet, sagte der Clown und drückte dem Mann ein Buch in die Hand. Ich kann Ihnen nur raten, diesen Abschnitt hier zu lesen – laut. Versuchen Sie nicht auszusteigen, und leisten Sie dem Buch in Ihrer Hand keinen Widerstand.
    Staunend sah der Mann den Clown an. Er schlug das Buch auf und starrte auf die erste Seite.
    Laut vorlesen, los, sagte der Clown streng.
    Der Mann, der die Bücher hasste, begann zu lesen, doch bevor er noch den ersten Satz beendet hatte, sah er auf und fragte: Was soll denn das? Wollen Sie mich verarschen? Steckt meine Frau dahinter?
    Lies einfach, du Arschloch.
    Er begann zu lesen, kam aber nicht weit. Es ist zu schummrig, sagte er, ich habe meine Brille nicht dabei. Sie können mich nicht zwingen, das zu lesen.
    Dann behalten Sie das Buch, sagte Otto, noch einmal: Ich kann Ihnen nur dringend raten, es zu lesen, es ist zu Ihrem eigenen Besten. Sie werden eine Zusammenfassung schreiben: Ihre Hausaufgaben. Ich werde Sie finden und es überprüfen. Unterschätzen Sie niemals einen Clown mit einem Buch. Und jetzt verschwinden Sie!
    Marys Ehemann stieg aus, Was für eine Verarschung, schimpfte er laut, die wollen mich doch total verarschen!
    Otto stieg aus, ohne den hohen Zylinder zu verlieren. Die Waffe war sicher in seiner Tasche verstaut.
    Als ich zu meinem Taxi zurückkehrte, waren beide verschwunden.
    Später traf ich mich mit Otto und fragte ihn, ob er in meiner Bibliothek gefunden habe, was er suchte.
    Mann, Fly, deine Bibliothek ist ja riesig, aber völlig durcheinander. Da ist nichts sortiert, weder alphabetisch noch sonst wie.
    Stimmt, aber jetzt sag mal, welches Buch hast du denn nun als Lektüre gewählt?
    Auf dem Weg aus der Wohnung ist mir Finnegan’s Wake in die Hände gefallen, das habe ich mitgenommen.
    Gut, sagte ich, da muss der Arsch erst mal durchkommen.
    Giraffen
    Gestern Abend habe ich zwei Frauen mitgenommen, ein Liebespaar. Sie saßen hinten, flüsterten und knutschten. Es störte sie nicht, dass ich sie beim Küssen beobachtete, nur hören sollte ich nichts. Sie küssten sich und tuschelten und streichelten sich gegenseitig die Haare, ich hatte den Blick fest auf die Straße geheftet, nur hin und wieder schielte ich in den Rückspiegel, um Ecstasy und Ecstasy zu beobachten. Ich fuhr auf die Brücke, überquerte den Fluss und landete auf der anderen Seite der Stadt. Die Nacht war klar und außerordentlich schön, was meine beiden Schmetterlinge leider nicht

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