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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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sich die Haare strohblond und hat einen Schmollmund wie seinerzeit Brigitte Bardot, den sie mit hellrosa Lippenstift noch besonders betont. Abgesehen davon, dass sie wie die Imitation einer Leinwandschönheit aus den Fünfzigern wirkt, ist sie ein Schatz. »Das hat er sich damals nur eingebildet, ich würde doch nie seine kostbaren Akten anfassen. Nee, nee, da war wer anderer drin, in seinem Zimmer. Garantiert.«
    »Und woher wissen Sie das so genau?« Ich klappte mein Buch zu, denn es war klar, dass sie was loswerden wollte.
    Sie lächelte pfiffig. »Alex, ich bin nicht blöd. Natürlich rühr ich seine Papiere nicht an, aber ich wisch immer Staub, das lass ich mir doch nicht verbieten. Schließlich bin ich verantwortlich dafür, wie es hier aussieht!«
    Ich grinste. Sina ließ sich das Putzen nicht verbieten, ganz klar.
    »Na ja, ich hab in dem einen Pokal ein Staubtuch versteckt, damit ich deshalb nicht immer runter in die Küche muss, du weißt schon, in einem von den Pokalen, die er beim Billardspielen gewonnen hat.«
    »Ja?«
    »Tja, es ist nämlich so: Ich hab das Staubtuch immer in den Pokal von den Vereinsmeisterschaften gesteckt, weil ich den am schönsten finde.«
    »Und?«
    »Da war es nicht mehr drin. Es war in dem Pokal von den Bezirkssiegern.«
    »Ach?«
    »Also hat es jemand von dem einen Pokal in den anderen getan«, folgerte sie messerscharf. »Und das versteh ich nicht. Der Richter würde nie ein Staubtuch anfassen, deine Mutter geht da nie zum Putzen rein, weil das bloß Ärger bringt, und du garantiert auch nicht.«
    Sie schnaufte.
    »Das Rätsel heißt also: Wer hat das Staubtuch von A nach B gebracht?«, fragte ich.
    Sie nickte. »Ich kann’s mir einfach nicht erklären.«
    Ich schon.
    Jemand hatte in Papas Arbeitszimmer herumgeschnüffelt. Und zwar bestimmt nicht die Zwillinge oder Daniel.
    Blieb nur eine übrig: Ljuba.
    Was hatte sie in Papas Arbeitszimmer zu suchen? Und warum hatte sie das blöde Staubtuch angefasst?
    Ich kapierte gar nichts.

    Am liebsten hätte ich sie sofort überwacht, aber ich musste ja vormittags in die Schule, genau wie meine Geschwister. Und unsere Eltern waren dann auch immer weg.
    Vormittags hatte Ljuba das Haus ganz für sich allein, ausgenommen dienstags und freitags, wenn Sina da war.
    Hm. Ich überlegte. Und dann schmiedete ich einen Plan. Ich wollte sie heimlich beobachten.
    Dieses unbestimmte Misstrauen machte mich schon ganz krank. Ich wollte entweder einen richtigen Grund dafür wissen oder mich davon verabschieden.
    Vielleicht spürte Ljuba ja meine Vorbehalte ihr gegenüber und ihr abweisendes Benehmen war ihre Reaktion darauf?
    Ich beschloss also, den Dingen auf den Grund zu gehen.
    Am nächsten Tag hatten wir Chemie, Sport und Deutsch.
    Da konnte ich fehlen, ohne dass das böse Folgen haben würde.
    Ich rief Martha an und sagte ihr, sie sollte mich wegen Krankheit entschuldigen. Natürlich wollte sie wissen, was los war, aber ich simulierte einen Riesenhustenanfall und das genügte.
    Am nächsten Tag verließ ich mit Daniel gleich nach den Zwillingen das Haus.
    Ich erzählte ihm von Sinas Verdacht und meinem Plan, und er war ziemlich neidisch, weil er gern selber Detektiv spielen wollte. Aber er sah ein, dass einer von uns genügte.
    »Okay, Schwesterchen, dann erzähl mir heute Mittag, ob es was gebracht hat«, sagte er und rannte los, weil die Straßenbahn schon zu sehen war.
    Ich bog in die Nibelungenstraße, unsere Parallelstraße, ein und lief zu unserem Haus zurück.

    Dann kam der schwierigste Teil. Ich musste ungesehen wieder ins Haus kommen. Weil ich im Souterrain wohne, hab ich auch einen Schlüssel zu der unteren Haustür.
    Leise, ganz leise schloss ich sie auf. Sie hat ein Supersicherheitsschloss (Staatsanwälte wissen schließlich, wie schlau Einbrecher sein können), und drei Riegel glitten nur ganz sacht knirschend einer nach dem anderen zurück. Ich wunderte mich, dass das Schloss so leicht aufging - offensichtlich hatte mein Vater es mal geölt. Dann drückte ich noch mal - und die Tür öffnete sich mit einem leisen Knacks. Leise huschte ich ins Haus und schob die Tür fast lautlos wieder zu - das Abschließen verschob ich auf später.
    Jetzt kam der entscheidende Augenblick.
    Wo war Ljuba?
    Ich blieb stehen und lauschte.
    Nichts.
    Doch, da war was. Wasser plätscherte.
    War Ljuba in unserem Bad am Ende des Kellerflurs?
    Eher nicht, denn das Plätschern war ganz leise.
    Das kam aus der Küche!
    Erleichtert lief ich auf Zehenspitzen

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