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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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weiter. Sie hatte mich also nicht gehört. Und so sollte es auch bleiben.
    Ich huschte in mein Zimmer und ließ die Tür einen Spalt offen, um mitzukriegen, was sie machte.
    Die Treppe knarrte. Die Kellertreppe. Sie kam also runter.
    Sie ging an meinem Zimmer vorbei zu ihrem Zimmer. Dann vergingen ein paar Minuten und sie kam wieder heraus und ging ins Bad.
    Wieder ein Plätschern, diesmal wesentlich lauter - aha, die Dusche.
    Es dauerte etwa zehn Minuten, bis sie wieder aus dem Bad kam.

    Zehn Minuten können verdammt lange sein!
    Auf dem Weg zurück in ihr Zimmer erschreckte sie mich bis ins Knochenmark. Ihr war wohl der Türspalt aufgefallen - ruck, zuck hatte sie meine Tür zugezogen.
    Ich dachte, mir springt vor Schreck das Herz aus der Brust, ich schnappte nach Luft und ließ mich auf mein Bett fallen.
    Und wenn sie in mein Zimmer geschaut und mich entdeckt hätte?
    Aber vielleicht hatte sie mein Zimmer längst durchsucht, wenn ich morgens in der Schule war. Doch wonach hätte sie bei mir suchen können? Ich hatte (leider) keine Geheimnisse und ein Tagebuch führte ich, nach einigen halbherzigen Versuchen, auch schon lange nicht mehr.
    Da hätte sie sonst möglicherweise von meinem Verdacht lesen können!
    Mir lief es eiskalt über den Rücken. Dieses Detektivspielen war irgendwie überhaupt nicht mein Ding. Mein Herz hämmerte immer noch wie verrückt und meine Hände waren ganz kalt.
    Ich setzte mich auf meine Hände, um sie zu wärmen und damit das blöde Zittern aufhörte.
    Angestrengt versuchte ich mitzubekommen, was sich draußen tat.
    Knarrte die Treppe wieder?
    Nein.
    Doch.
    War das eine Tür?
    So ein Mist!
    Ganz leise öffnete ich meine Zimmertür wieder und lauschte angestrengt.
    Nichts.
    Doch, Musik. Irgendwo im Haus spielte Musik.

    Im Wohnzimmer?
    Es half nichts. Ich musste hochgehen.
    Falls sie mich sah, würde ich sagen, dass mir in der Schule schlecht geworden war und ich deshalb gleich wieder nach Hause gegangen war.
    Das hier war schließlich mein Zuhause, und da brauchte ich mich doch nicht zu rechtfertigen, wenn ich mich hier aufhielt, das wäre ja noch schöner.
    Wieso hatte ich eigentlich diese saublöde Angst, entdeckt zu werden?
    Allmählich hatte sich mein Pulsschlag wieder beruhigt und ich atmete regelmäßig.
    Leise stieg ich die Treppe hoch.
    Die Küchentür stand offen. Da war niemand.
    Plötzlich hörte die Musik auf.
    Mit einem superleisen Katzensprung war ich in die Küche gehüpft und hörte, wie Ljuba die Treppe in den ersten Stock hochstieg. Tante Henny lag auf der Fensterbank und sah mich aus ihren grünen Augen neugierig an. Wahrscheinlich fragte sie sich genau wie ich, was denn dieses seltsame Benehmen sollte.
    Dann ging eine Tür. Im ersten Stock waren das Arbeitszimmer meines Vaters, das Elternschlafzimmer, das Elternbad und ein Schrankzimmer.
    Tja, und jetzt die Preisfrage: Wo war sie?
    Jedenfalls war sie nicht in den zweiten Stock gegangen, denn die Treppe nach ganz oben ächzte immer, als wäre sie kurz vor dem Einstürzen.
    Ich trat in den Flur und linste nach oben. Aber von hier aus sah man nur die Wand, vor der die Treppe abbog.
    Dann hörte ich ein Rumoren, als würde jemand Schranktüren öffnen. Das war gut, denn das übertönte das Geräusch meiner Schritte, als ich die Treppe hochschlich.

    Die Tür zu Papas Zimmer war nur angelehnt.
    Aha. Bestimmt war Ljuba da drin.
    Ich huschte zur Tür, stellte mich seitlich davor und schob sie ganz sacht mit den Fingerspitzen etwas weiter auf.
    Ich sah Papas Schreibtisch und daneben die Fenster und ein Stück vom Regal.
    Dann tauchte über der Schreibtischplatte Ljubas Kopf auf.
    Ich hielt die Luft an, aber sie hatte den Blick gesenkt und betrachtete die Papiere, die sie in der Hand hielt. Offensichtlich hatte sie die aus Papas Schreibtisch geholt.
    Ich merkte, wie ich vor Spannung (und vor Empörung!) einen ganz trockenen Mund bekam, und musste krampfhaft schlucken. Ich dachte schon, das müsste man doch hören. Aber Ljuba bückte sich wieder, und ich hörte es leise rascheln, als sie zwischen Papas Papieren herumsuchte.
    Verdammt - was machte sie da?
    Hatte mein Vater irgendwelche Geheimpapiere dort versteckt?
    So ein Blödsinn!, schimpfte ich mit mir, jetzt ging offenbar die Fantasie mit mir durch. Ich fantasierte mir ja einen wahren Agententhriller zusammen.
    Ljuba eine russische Spionin?
    Dann hatte ich eine Idee. Ich sauste leise die Treppe runter (wir Kinder wissen, wie das geht: Man muss sich an den Sprossen

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