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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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gehabt.
    Nur konnten wir leider jetzt noch gar nichts gegen sie unternehmen.

    Am Nachmittag tagte unsere Mathenachhilfegruppe, und deshalb kam ich erst kurz vor dem Abendessen nach Hause.
    Als ich die Jacke an der Garderobe aufhängte, rief meine Mutter aus dem Wohnzimmer: »Alex, bist du das?«
    »Ja.«
    »Komm doch eben mal rein.«
    Ich trat ins Wohnzimmer.

    Meine Mutter saß in eine Wolldecke gewickelt auf der Couch, hatte die Füße angezogen und blies auf ihren Tee, weil der wohl noch zu heiß zum Trinken war.
    »Ich glaub, ich hab mir eine Erkältung eingefangen.« Sie seufzte und trank schlürfend einen Schluck. »Kannst du dich heute mal um das Abendbrot kümmern?«
    »Klar«, sagte ich und wollte gehen.
    »Du … bleib noch eine Sekunde. Ljuba hat mir da was Merkwürdiges erzählt. Du hättest ihr vorgeworfen, sie würde spionieren?«
    Respekt, dachte ich. Die hat ja schnell reagiert. Angriff ist immer die beste Verteidigung.
    »Sie hat in Papas Schreibtisch rumgewühlt«, sagte ich.
    »Ja, das hättest du ihr vorgeworfen. Aber sie sagt, sie hätte nur Staub wischen wollen. Sie ist ziemlich geknickt, weil du so schlecht von ihr denkst.«
    Was war das denn? Ich fasste es nicht! War ich jetzt die Böse?
    Ich sah meine Mutter an.
    Sie seufzte und trank wieder. »Schätzchen, ich verstehe ja, dass du möglicherweise ein bisschen eifersüchtig bist, aber du solltest dich nicht zu solchen Verdächtigungen hinreißen lassen. Sieh mal, ich wüsste echt nicht, was ich ohne sie tun sollte. Bist du so lieb und entschuldigst dich bei ihr? Das wäre nur fair!«
    Ich hatte plötzlich einen Frosch im Hals. »Ich … ich soll mich bei ihr entschuldigen? Weil sie in Papas Sachen herumsucht?«
    Meine Mutter stellte die Tasse auf dem Tisch ab und sah mich an. »Schluss mit diesen Behauptungen! Dann muss ich eben deutlicher werden. Ich wünsche, dass du dich sofort bei Ljuba entschuldigst! Das sind schwerwiegende Unterstellungen, so kann man nicht …«
    Ich unterbrach sie. »Angenommen - nur mal angenommen,
ich habe recht mit meinen Beobachtungen, und sie hat da oben herumspioniert, was dann?«
    Mama stieß ein Lachen aus, es klang aber nicht sehr fröhlich. »Du liebe Güte, merkst du denn gar nicht, wie lächerlich du dich machst? Papa hat weder wichtige Akten noch sonst irgendwelche staatstragenden Dokumente da oben - da gibt es nichts von Interesse für irgendeinen … Spion!«
    Sie lehnte sich erschöpft zurück. »Geh jetzt und bring das wieder in Ordnung. Du hast es wahrscheinlich gut gemeint, aber du bist übers Ziel hinausgeschossen.«
    Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging runter, klopfte an Ljubas Zimmertür, und als sie »Herein!« rief, öffnete ich die Tür.
    Sie saß an ihrem Tisch und schrieb irgendwas in ein Heft. Ein aufgeschlagenes Buch lag daneben. Sah nach Schularbeiten aus.
    »Meine Mutter möchte, dass ich mich bei dir entschuldige, weil ich dich Spionin genannt habe.«
    Unsere Blicke trafen sich. Sie schüttelte ihre Locken zurück und lächelte. »Ist schon gut. Entschuldigung angenommen.«
    Ich schloss die Tür wieder und grinste. Ich hatte mich gar nicht entschuldigt. Ich hatte nur gesagt, dass Mama das wollte. Aber entweder konnte sie noch nicht so gut Deutsch … oder … oder meine Entschuldigung war ihr ganz egal, sie hatte nur meine Mutter auf ihre Seite kriegen wollen.
    Ich holte tief Luft und ballte die Fäuste.
    Mist.
    Diese Runde ging eindeutig an sie.

    Das meinte Daniel auch, als ich ihm abends alles erzählte. Ich hatte ihn in der Schule nicht zu fassen gekriegt,
weil die Schüler der Sekundarstufe II andere Pausenzeiten haben als wir.
    »Schlaues Aas«, sagte er.
    »Fehlt nur noch, dass du sie bewunderst«, knötterte ich.
    »Nein, aber sie hat gezeigt, dass sie gegen dich antritt.« Er fixierte mit seinem Blick den PC-Bildschirm. »Was wissen wir eigentlich über sie? Ich müsste sie mal googeln.«
    »Gute Idee. Ljuba Sacharow aus …?« Ich sah ihn ratlos an.
    »Aus einem Vorort von Moskau«, beendete er den Satz.
    »Und wie heißt dieser Vorort?«
    Er hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Keine Ahnung.«
    »Dann müssen wir sie mal danach fragen.«
    »Dir wird sie momentan kaum über irgendwas Auskunft geben.«
    »Dann versuch du es doch!«, fauchte ich ihn an.
    Leider hatte er recht, aber man kann auch auf Rechthaber wütend sein.
    Daniel ließ sich allerdings nicht provozieren.
    »Ich denk mir was aus«, sagte er. »Morgen beim Abendessen. Papa und Mama müssen

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