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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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Könnte gut sein, dass die auch was dagegen haben!«
    »Das lass mal meine Sorge sein«, knötterte er.
    Ich zeigte ihm einen Vogel, was er leider hinter seiner blöden Zeitung nicht sah, und machte dann auf dem Absatz kehrt.
    Am Tag darauf platzte dann meiner Mutter der Kragen.
    Wir saßen beim Abendbrot, und mein Vater sagte: »Dani, hol doch noch den anderen Käse, ja?«
    Dani blieb sitzen und wies mit einem Kopfnicken auf Ljuba. »Kann sie doch machen.«
    »Sag mal, spinnst du?«, fuhr meine Mutter ihn an, während Papa seinen Ältesten verblüfft musterte. »Ljuba ist uns eine Hilfe, aber nicht deine Dienerin!«
    »Die sitzt doch viel näher bei der Tür«, maulte Daniel,
doch Ljuba war längst aufgestanden und kam schon mit dem Käse zurück.
    »Bitte schön«, sagte sie, stellte den Käse vor meinen Vater hin und vor Dani die Pfeffermühle. Als Dani sie fragend ansah, sagte sie: »Hilft bei lahme Füße.«
    Da mussten wir alle lachen, sogar die Zwillinge, obwohl die wahrscheinlich Ljubas intelligente Retourkutsche gar nicht kapiert hatten.
    Trotzdem war mir Daniels Benehmen ein Rätsel. Am nächsten Abend stieg ich hoch in den zweiten Stock und klopfte an seine Tür.
    »Kein Zwilling!«, brüllte er.
    Ich machte die Tür auf. »Dann kann ich ja reinkommen.«
    Er stand in seiner Martial-Arts -Ecke und boxte gegen einen unsichtbaren Gegner. Mir fiel zum ersten Mal auf, dass er richtige Muskeln gekriegt hatte - wahrscheinlich irgendwann im letzten Jahr, als ich nicht hingekuckt hatte.
    Er drehte sich zur Wand um und machte mit seinen Übungen weiter, während ich mich in seinen Ohrensessel setzte und ihn schweigend beobachtete.
    Als er fertig war, machte er noch Dehnübungen, und dann setzte er sich aufs Bett.
    »Na, Schwester, was ist los?«
    »Das wollte ich dich fragen.«
    »Hä?«
    »Na ja, ich wüsste gern, warum du dich Ljuba gegenüber so seltsam benimmst.«
    »Ich?«
    »Ja, du.« (Jungs sind manchmal echt schwer von Begriff.)
    »Tu ich doch gar nicht.«
    Ich seufzte. »Tust du wohl. Du benimmst dich wie ein Pascha. Was ist los? Kannst du sie nicht leiden?«
    »Ich?«

    Ich schnaubte. »Hör auf mit dem Scheiß. Ich will wissen, was du gegen sie hast!«
    »Ich hab nichts gegen sie.«
    »Es wirkt aber irgendwie ganz anders!«
    »Na ja, ich hab auch nicht viel für sie. Mir gefällt nicht, wie sie sich bei allen einschleimt. Bei dir hat sie es ja offensichtlich auch geschafft.«
    »Eingeschleimt?« Ich schüttelte verwirrt den Kopf. »Bei mir?«
    »Na, hilft sie dir nicht in Mathe?«
    »Ein Mal! Da hatte ich sie nicht drum gebeten, aber es war ein guter Tipp.«
    »Das hat sie aber Papa neulich ganz anders erzählt.«
    »Wie bitte?«
    »Oh ja. Sie hat ihm gesagt, dass sie dir geholfen hat, von einer Fünf runterzukommen.«
    Ich war total entgeistert.
    So was erzählte sie hinter meinem Rücken?
    »Dani, da hat sie gelogen, echt! Wir haben in der Schule jetzt eine Nachhilfegruppe organisiert und kriegen vom Uhu Extra-Aufgaben - und bloß deshalb bin ich momentan von der Fünf runter.«
    »Ach! Und warum erzählt sie dann so was?«
    »Weiß ich auch nicht.« Ich sah ihn ratlos an.
    »Weil sie sich bei Papa einschleimen will - darum!«
    Ich nickte langsam. »Da könnte was dran sein. Wenn man es so sieht.«
    »Ich seh’s so«, sagte er knapp. »Bei Mama hat sie sich ja auch eingeschleimt. Die wird ihr demnächst auf Knien danken, dass sie ihr so viel Hausarbeit abnimmt. Das ist ja nicht mehr auszuhalten, wie sie Ljuba dauernd lobt und lobt und lobt!«
    »Und was können wir dagegen tun?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich grüble
schon die ganze Zeit darüber nach, aber mir fällt nichts ein. Was können wir ihr vorwerfen? Dass sie tüchtig ist? Dass sie auf die Minis einen guten Einf luss hat? Dass Mama ohne schlechtes Gewissen ihren Job machen kann?«
    »Nein«, sagte ich niedergeschlagen. »Das können wir nicht. Außerdem - mal ganz ehrlich: Willst du das Kochen und Einkaufen und Staubsaugen übernehmen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nee.«
    »Siehste.«
    Bedröppelt saßen wir da und wussten nicht weiter.
    »Das Blöde ist …«, fing ich nach einer Weile an.
    »Ja?«
    »Das Blöde ist, dass man ihr nichts vorwerfen kann, dass man aber trotzdem ein ungutes Gefühl bei ihr hat. An der Oberfläche ist alles paletti, aber darunter rumort es. Oder müffelt. Ich weiß auch nicht.«
    Daniel boxte mich sanft auf den Oberarm. »Bloß nicht den Kopf hängen lassen, Alex. Wir beobachten sie und

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