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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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schnitt frischen Ingwer und Knoblauchzehen in minikleine Würfel, danach schnitt ich Limettenblätter und Zitronengras in feine Streifen - obwohl Marlon fand, ich würde es eher schreddern. Er würzte Hühnerfilets und bestrich sie mit Erdnussbutter und Sojasoße.
    »Ich mach aber noch eine andere Sorte«, sagte er. »Dazu brauch ich einen Mörser.«
    »Was brauchst du?«, fragte ich verdutzt. »Einen Mörser?«
    »Klar, zum Zerstoßen von Gewürzen«, erklärte er.
    Ich hob ratlos die Schultern. »Haben wir nicht.«
    »Haben wir doch«, tönte es von der Tür her.
    Da stand Ljuba.
    »Hab ich gefunden, als ich habe aufgeräumt.« Sie lachte. »Warte, ich hole.«
    Ich saß wie erstarrt da.
    Seit meinem üblen Sturz hatte ich mit Ljuba nur im Vorbeigehen ein paar nichtssagende Sätze gewechselt, zu einem richtigen Gespräch hatte ich keine Lust gehabt. Was hätte ich auch sagen sollen?
    Ihr Vorwürfe machen, dass sie meinen Sturz organisiert hatte?
    Dazu fehlten mir die Beweise.
    Als sie am nächsten Morgen beim Frühstück von meinem Malheur erfahren hatten, hatte sie mitleidig mit der Zunge geschnalzt und irgendwas wie »immer zu schnell« gemurmelt, und dabei hatte ich es bewenden lassen.
    Jetzt kam sie mit einem dicken Porzellantopf aus der Speisekammer, und Marlon grinste erfreut und begutachtete den Stößel, oder wie man dieses Ding nennt, mit dem man in dem Pott rumfuhrwerkt.
    »Kann ich gern machen«, bot Ljuba an, »machen wir zu Hause oft. Kenne ich mich aus.«
    Marlon gab ihr erfreut die Gewürze und maß teelöffelweise
ab, was sie zerstoßen sollte, während sie ziemlich offensichtlich meinem Blick auswich.
    Ich hatte mich doch ganz klar ausgedrückt, dass ich sie beim Kochen nicht dabeihaben wollte! Aber ich konnte sie ja wohl schlecht jetzt rausschmeißen - oder?
    Jedenfalls schwelgte sie in Lobeshymnen über die Düfte von Curry und Cumin, während sie Kardamomsamen zu feinem Staub zermahlte und ich sie mit meinen Blicken am liebsten erdolcht hätte.
    Marlon beantwortete freundlich alle ihre Fragen und schien überhaupt nicht zu merken, dass ich keinen Ton mehr von mir gab.
    Verzweifelt beobachtete ich die beiden dunklen Lockenköpfe, wie sie dicht nebeneinander standen und lachten und redeten und sich anscheinend allerbestens verstanden.
    Ein schrecklicher Gedanke durchfuhr mich.
    Marlon war schon sechzehn und Ljuba war erst neunzehn. Die Zeitschriften waren voll davon, dass sich ältere Frauen und jüngere Männer ineinander verliebten und manchmal sogar heirateten. Hatten wir nicht erst neulich darüber geredet?
    Vor lauter Eifersucht passte ich beim Schnippeln nicht mehr auf und schnitt mir in den Finger.
    »Autsch«, entfuhr es mir.
    Marlon drehte sich kurz um, sah, was passiert war, und grinste.
    »Tja, du brauchst wohl mehr Übung«, war alles, was er dazu bemerkte, und ich hätte ihm am liebsten das Schneidebrett samt Messer an den Kopf geworfen.
    Und während ich in der Kramschublade nach einem Pflaster suchte, weihte er Ljuba weiter in die Feinheiten der asiatischen Küche ein, und sie tat so, als lauschte sie hingerissen.

    Als er das Hühnerfleisch marinierte, tat sie ungeheuer interessiert und beugte sich über seine eine Schulter, während sie ihm die Hand auf die andere legte.
    Ich saß da, zur Untätigkeit verdammt, und wurde von Eifersucht förmlich zerfressen.
    Irgendwann rappelte ich mich dann so weit auf und sagte: »Wenn du schon so nett deine Hilfe anbietest, Ljuba, könntest du ja mal den Tisch decken. Du weißt ja, wo alles steht.«
    Sie warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte.
    Genervt? Wütend? Voller Hass?
    Doch dann riss sie sich zusammen und lächelte. »Jawohl«, sagte sie dann. »Mach ich doch gern, wenn arme Alex so behindert.«
    Ich bin nicht behindert!, hätte ich am liebsten geschrien, weil das ja durchaus zweideutig verstanden werden kann, aber ich konnte mich gerade noch bremsen.
    »Wenn du mal die Treppe runtersegelst«, teilte ich ihr freundlich mit, »werde ich dich auch betütern.«
    »Betütern?« Sie sah mich misstrauisch an. »Dieses Wort kenne ich nicht.«
    »Mich um dich kümmern«, sagte ich und lächelte sie genauso falsch an, wie sie mich vorhin angelächelt hatte.
    »Oh, danke«, sagte sie und machte den Abgang zum Esszimmer.
    Marlon drehte sich um und sah mich fragend an. Offensichtlich fand er die Kommunikation zwischen Ljuba und mir erklärungsbedürftig.
    Ich hatte ihm zwar von meiner Antipathie erzählt, aber nicht von meinem Verdacht

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