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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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weil sie viel mehr Zeit mit denen verbrachte als ich.

17
    W ir müssen uns jetzt aber mal ernsthaft an die Planung machen«, sagte Marlon zwei Nachmittage später, als wir zusammengekuschelt auf seinem Bett lagen.
    »Hä?« Ich schreckte aus einem Tagtraum auf. »Was für eine Planung?«
    Er krabbelte mit den Fingern an meinem Rückgrat hoch und ich schloss die Augen.
    Weitermachen, bitte!
    »Na, du stellst vielleicht Fragen! Ich wollte doch für euch kochen - weißt du nicht mehr?«
    »Doch«, schnurrte ich.
    Seine Hände glitten über meine Arme.
    Weitermachen!
    »Gut, dann müssen wir mal bestimmen, was es geben soll, damit ich einkaufen kann.«
    »Ist doch klar«, sagte ich mit geschlossenen Augen. »Ratten, Skorpione, Zikaden, Haifischflossen, Schwalbennester, Hunde …«
    Er lachte. »Du hast ja einen Knall.«
    »Doch«, murmelte ich. »Hab ich gelesen. Asiatische Delikatessen.«
    Er rückte etwas ab und richtete sich auf.
    Mist. Ich machte die Augen auf und seufzte. Na gut, dann machen wir also jetzt die Speisekarte.
    »Mögt ihr scharf?«, fragte er.

    Ich nickte. »Chili und Cayenne sind meiner Sippe durchaus bekannt.«
    »Okay. Dann fangen wir mit einer scharfen Suppe an. Und danach … Sateh oder Nasi Goreng? Oder Bami Goreng?«
    Ich gab ihm einen Kuss auf das winzige Grübchen. Inzwischen wusste ich, dass es kein Grübchen, sondern eine Narbe war, die sich Baby Marlon bei einem Sturz geholt hatte. »Was du willst.«
    »Komm schon, Alex, du musst doch wissen, was ihr gern esst!«
    »Alles«, sagte ich. »Alles, was gut schmeckt.«
    »Du bist doof!«
    »Selber!«
    Wir balgten uns und plötzlich umklammerten wir uns wieder, und das Küssen ging weiter. Seine Hand rutschte unter mein T-Shirt, aber ich sagte: »Hn-hn.«
    Er seufzte und zog sie zurück. »Okay.«
    Wir hatten nämlich ein Abkommen. Knutschen ja, aber mehr nicht.
    Ich fand Küssen und Streicheln so aufregend, dass ich damit total zufrieden war und nichts überstürzen wollte. Und ehrlich gesagt - ich hatte auch Schiss vor dem Mehr. Das war alles noch so weit weg - so wie es war, war es schön. Mehr als schön. Es war unglaublich toll.
    Ich glaube, insgeheim war Marlon über mein Veto ganz froh. Als echter Kerl hatte er vielleicht gedacht, er muss aufs Ganze gehen, aber eigentlich war er mit Schmusen auch ziemlich zufrieden.
    Er hatte nämlich bisher noch keine Freundin gehabt - wahrscheinlich wegen des Umzugs von einem Kontinent auf einen anderen und weil er sich in einem neuen Land erst mal zurechtfinden musste.
    Und ich hatte auch noch keinen Freund gehabt, das
fand ich gut. So gab es zum Beispiel keine Vergleichsmöglichkeiten. Wenn Marlon immer denken würde: Ja, aber bei der XYZ war das so und so und hat anders gekribbelt, wäre ich total verunsichert.
    Ich knabberte an seinem Ohrläppchen und flüsterte: »Okay, scharfe Suppe und dann Sateh oder dieses Goreng. Ich mach bei allem mit.«
    Er gluckste leise. »Tust du nicht. Nicht bei allem.«
    »Stimmt. Aber wir reden ja vom Essen, oder?« Ich knabberte weiter.
    »Okay, wir reden vom Essen. Mit Pausen und Unterbrechungen. Sehr nahrhaft.«

    Als ich an diesem Abend beim Abendbrot von Marlons Plan erzählte, gab es ganz unterschiedliche Reaktionen.
    »Kann er denn wirklich kochen?«, meinte meine Mutter zweifelnd.
    »Oha, die neue Männergeneration! Find ich klasse. Aber nur, wenn ich dann zukünftig nicht selber an den Herd muss«, sagte Papa.
    »Müssen wir dann was Ekliges essen?«, fragte Kris.
    »Blödi«, sagte Kathi. »Denk doch mal ans Chinarestaurant!«
    »Fänd ich klasse«, sagte Daniel. »Ich mag asiatisch.«
    Nur Ljuba sagte nichts. Sie sah auf ihren Teller und war offensichtlich am Nachdenken. Dann hob sie den Kopf.
    »Werde ich helfen«, sagte sie.
    Oh nein!
    »Nicht nötig«, sagte ich schnell. »Das schaffen wir schon allein!«
    Meine Mutter sah mich tadelnd an.
    »Aber vielen Dank für das Angebot«, setzte ich lahm hinzu. Das fehlte noch, dass Ljuba sich in Marlons Kocherei einmischte.

    »Dann solltest du’s auch annehmen«, sagte mein Vater. »Ist doch immer ganz nett, wenn einer das Dreckgeschirr abspült.«
    Nicht auch noch du, Papa!, hätte ich am liebsten gebrüllt.
    Stattdessen lächelte ich etwas verkrampft, weil die Muskeln nicht richtig mitmachen wollten.
    »Viele Köche verderben den Brei«, trällerte ich. »Lasst euch mal von Marlon und mir überraschen.«
    Danach ließ Ljuba das Thema ruhen, aber ich bekam sehr wohl den giftigen Blick mit, mit dem sie mich

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