Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
Vom Netzwerk:
matschig oder zu trocken, zu versalzen oder zu fade. Aber dann hätte sie Ehrgeiz entwickelt und sich Kochbücher angeschafft.
    Seither gebe es im Hause Beermann wieder leckeres Essen - ein Grund für ihn, auch kochen zu lernen.
    Ich grinste. »Wir könnten eigentlich mal ein internationales Büfett bei uns machen, was? Wir kochen norddeutsche Spezialitäten, deine Mutter philippinisch und dann testen wir, was besser schmeckt.«
    »Und Ljuba könnte was Russisches beisteuern«, sagte er.
    Mir verging das Grinsen.

    »Hm. Wenn du meinst. Aber so toll finde ich Pelmenis oder Borschtsch oder Blinis nun auch wieder nicht.«
    Er verzog die Mundwinkel nach unten. »Komm, sperr dich nicht so. Ist doch gut, wie es jetzt läuft, oder?«
    Ich zuckte die Achseln. »Weiß nicht. Oberflächlich gesehen schon, aber irgendwas stimmt nicht, weil …«
    »Was weil ?«
    »Du glaubst mir ja sowieso nicht und hältst mich für eine arme Irre, die der ach so bedauernswerten Perle was anhängen will.«
    Marlon lachte. »Du hast echt einen Knall. Das Einzige, wofür ich dich halte, ist …« Er hielt inne.
    »Na, was?«
    Er krauste die Nase und grinste wieder. »Ist doch klar!«
    »Was ist klar?« Manchmal konnte er echt nerven.
    »Ich halte dich für … meine Freundin!«, beendete er dann den Satz ganz schnell und stürzte sich auf mich.
    Einige Zeit später, nachdem wir uns wieder auseinanderdividiert hatten, sagte ich schnaufend: »Eins kapier ich immer noch nicht.«
    »Was denn?« Sein Kopf lag in meinem Schoß und er stemmte die Füße gegen das Bettkopfteil.
    »Warum du von mir Deutschunterricht wolltest.«
    Er tat so, als müsste er nachdenken. »Weil du die Beste in Deutsch bist?«
    Ich stupste ihn an. »Bin ich doch gar nicht. Lissy ist genauso gut.«
    »Ja, schon, aber Lissy ist …«
    »Was?«, fragte ich gespannt.
    »Die ist mir zu … hübsch!«
    »Mistkerl!« Ich rutschte unter ihm weg und er knallte mit dem Kopf auf die Bettkante.
    »Autsch! - Wart mal! Jetzt weiß ich’s wieder! Weil du so nett und freundlich bist!«

    Als Antwort kniff ich ihn in die Seite.
    »Autsch! Weil du so charmant und großzügig bist!«
    Ich stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen.
    »Auuu! Du tust mir weh!«
    »Du sollst ja auch die Wahrheit sagen!«
    Er schwieg.
    Ich beugte mich über ihn. »Was denn? Völlig grundlos hast du mich angebaggert?«
    Er lächelte zu mir hoch, und schon zog sich mein Herz, oder wie der olle Muskel heißt, schmerzhaft zusammen. Vor lauter Liebe. Vor lauter Glück.
    »Weil ich dich … nett fand!«
    Ich jaulte so laut los, dass er mir erschrocken den Mund zuhielt. »Spinnst du? Was sollen die oben denn von uns denken?«
    »Hmhmm!«
    Er nahm die Hand wieder weg.
    » Nett ist das doofste Wort, das es überhaupt gibt!«, jaulte ich leiser weiter. »Das ist so was von oberflächlich und nichtssagend.«
    Er grinste befriedigt. »Weiß ich doch. Hast du mir ja schon x-mal gesagt.«
    »Und warum sagst du dann, du findest mich nett?« Ich überlegte, ob ich ihm ein Büschel Haare ausrupfen sollte.
    Oder wenigstens eine Strähne. (Oder nur ein Haar, damit ich nicht schuld war, wenn er eine Glatze bekam wie sein Vater.)
    »Weil es mir Spaß macht, dich auf die Palme zu bringen«, sagte er zufrieden. »So sind wir Filipinos nun mal. Es gefällt uns, wenn andere sich aufregen.«
    »Blödmann.« Ich musste lachen, weil er so selbstzufrieden aus der Wäsche schaute.
    »Der Blödmann will weiterküssen«, sagte er. »Das ist die
beste Möglichkeit, dich daran zu hindern, das Haus zusammenzuschreien.«
    Es war toll mit ihm.
    Wir konnten miteinander blödeln. Schmusen. Ernst sein. Lachen. Lernen. Kochen. Knutschen.
    Es war einfach perfekt hier bei Marlon.
    Daheim erwartete mich ja doch bloß ein Albtraum, auch wenn der gerade eine Pause eingelegt hatte.

27
    I ch hatte Ljuba verkehrt eingeschätzt.
    Sie war an einem Friedensangebot nicht interessiert.
    Sie wollte keinen Waffenstillstand.
    Sie wollte mich leiden sehen.
    Sie wollte Zeugin davon werden, wie ich mich vor meinen Eltern immer mehr ins Aus katapultierte.
    Dazu hatte sie sich etwas ausgedacht.
    Am nächsten Abend half ich abends beim Tischdecken.
    Meine Mutter hatte eine Platte mit Wurst und Schinken belegt und auf einer Holzplatte waren vier Käsesorten angerichtet.
    »Vorsicht!«, sagte sie, als ich die Wurstplatte nahm und ins Esszimmer rübertragen wollte. »Du weißt doch, mein Erbstück von der seligen Tante Gustl.«
    »Klaro«, sagte ich und brachte das gute Stück

Weitere Kostenlose Bücher