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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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schuldest meiner Mutter eine Porzellanplatte.«
    Dann schloss ich meine Tür.

28
    W ie es sich rausstellte, war es gut, dass ich mit meiner Weisheit hinterm Berg gehalten hatte.
    Ich brauchte wirklich erst noch mehr Informationen. In Gedanken probierte ich mehrere Möglichkeiten durch (heimlich in Ljubas Zimmer suchen, sie zur Rede stellen), aber das schien nicht sehr erfolgversprechend.
    In der Schule wurde ich nacheinander von zwei Lehrkörpern höflich, aber bestimmt darauf hingewiesen, dass ich nicht bei der Sache war.
    Oh doch - ich war ganz bei der Sache. Bloß dass meine Sache eben weder Chemie noch Geschichte war.
    Meine Sache hieß Ewa und bekam angeblich noch Geld von Ljuba. Ewa wusste bestimmt etwas über Ljuba, das mir was nützen würde.
    Aber wer genau war sie? Und wie kam ich an sie ran?
    Auf gar keinen Fall würde ich Ljubas Zimmer durchschnüffeln - nein, so tief wollte ich nicht sinken! Außerdem (ich bin ja keine Heilige) war sie bestimmt zu raffiniert, um irgendwas rumliegen zu lassen, aus dem man ihr einen Strick drehen konnte.
    Zwei Tage später spielten die Zwillinge im Hof in ihrem Plastikplanschbecken und ich saß in der alten Hollywoodschaukel und las einen Text für Deutsch.
    Es war für Bremer Verhältnisse immer noch schrecklich heiß und sogar die Streitereien der Zwillinge waren irgendwie schlapp, ohne Pepp.

    »Du bist doof«, sagte Kathi.
    »Selber«, sagte Kris.
    »Selber«, sagte Kathi.
    »Na und?«, sagte Kris. »Sind wir eben beide doof.«
    Ich grinste in mich rein, aber ich hatte sie mal wieder schrecklich lieb.
    »Wollt ihr was zu trinken?«, fragte ich. »Ich geh mir was holen.«
    »Au ja«, sagte Kris träge.
    »Hmmm«, sagte Kathi.
    Ich stand auf, reckte mich und blinzelte in die Sonne. Dann ging ich ins Haus und stieg die Treppe hoch. Wahrscheinlich hörte Ljuba mich nicht rechtzeitig, weil ich barfuß war. Aber ich hörte sie sehr wohl - und zwar Russisch reden. Sie war wütend. Die Wörter konnte ich natürlich nicht verstehen, aber am Ton war klar zu erkennen, dass sie sich mit jemandem stritt.
    Etwa mit dieser Ewa?
    Sie schien meine Anwesenheit gespürt zu haben, denn plötzlich fuhr sie herum und sah mich. Sie presste die Lippen aufeinander und wandte mir betont abweisend den Rücken zu. Danach hörte ich nur noch Gemurmel, ziemlich zorniges Gemurmel. Aber da war ich schon in der Küche, hatte die Gläser gefüllt und lief wieder die Treppe runter.
    »Warum hast du denn so lange gebraucht?«, beklagte sich Kathi.
    »Ach, ich hab Ljuba im Wohnzimmer telefonieren hören. Sie war ziemlich sauer.«
    »Mhhhm, das ist sie manchmal, das hab ich auch schon gehört, wie sie auf Russisch telefoniert hat und ganz sauer war.«
    »Ich auch«, kam es prompt von Kris.
    »Na ja, aber wir verstehen ja kein Russisch, und deshalb
wissen wir nicht, was sie da quatscht«, sagte ich und schlug mein Buch wieder auf.
    »Aber sie hat auch schon auf Deutsch telefoniert. Und jemand angemeckert.«
    »Ach ja?«, sagte ich und tat uninteressiert - dabei war ich äußerst gespannt.
    »Mhhhm«, machte Kris und tat sich wichtig. »Sie hat ihn Wassja genannt. Hab ich gehört.«
    »Ich auch«, kam sogleich das Echo.
    »So, so.« Ich blätterte in meinem Buch. »Und wer ist dieser Wassja?«
    »Das ist doch ihr Freund«, erklärte Kris wichtigtuerisch.
    »Ist er gar nicht«, widersprach ihre andere Hälfte. »Das ist doch ihr Lehrer.«
    »Hä?« Ich war total verblüfft. Was wussten die beiden denn noch alles?
    »Dieser Wassja bringt anderen Russen Deutsch bei«, sagte Kathi. »Der arbeitet da, wo Ljuba immer hingeht.«
    »Und Russinnen«, ergänzte Kris und schlug mit der flachen Hand ins Wasser. »Immer sagst du nur die Männer!«
    »Gar nicht!«, brüllte Kathi, und während die beiden das mit einer Wasserschlacht ausfochten, dachte ich über das nach, was ich eben erfahren hatte.
    Aber weiter brachte mich das auch nicht. Ist doch schließlich normal, wenn man seinen Lehrer kennt, oder?
    Ljuba tauchte in der offenen Kellertür auf und musterte mich argwöhnisch.
    Aber sie hätte sich keine Sorgen machen müssen, ich konnte immer noch kein Russisch, insofern waren ihre Geheimnisse vor mir (zumindest vorläufig) sicher.
    »Ich gehe einkaufen«, sagte sie. »Kommt jemand mit? Kathi? Kris?«
    »Kriegen wir ein Eis?«, fragte Kris schnell.

    Mannomann, die waren schlau.
    »Glaube ich bestimmt, Sabine hat nichts dagegen, wenn ich euch kaufe ein Eis.«
    »… wenn ich euch ein Eis kaufe«, korrigierte ich

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