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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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dich ja in der Juristerei ganz gut aus.«
    Ich lehnte den Kopf an ihre Schulter und fühlte mich wundersam getröstet. Von mir aus hätten wir stundenlang so sitzen bleiben können. Aber natürlich klingelte ausgerechnet dann das Telefon.
    »Ich geh ran«, sagte sie und strich mir noch mal übers Haar, bevor sie nach oben rannte.
    »Es ist Marlon«, rief sie gleich darauf.
    Während ich nach oben rannte, wunderte ich mich darüber, dass er mich nicht auf dem Handy anrief, bis mir wieder einfiel, dass ich es ausgeschaltet hatte.
    »Ich hab dich schon so lange nicht mehr gesehen«, sagte er. »Was hältst du von einer kleinen Fahrradtour? Wir könnten dabei das doofe Gedicht lernen!«
    »Blödmann!« Ich strahlte den Hörer an - und innerhalb kürzester Zeit war auf einmal mein Leben wieder sonnig
und schön. »Das Gedicht ist super und ich erwarte dich in zehn Minuten. Okay?«
    »Geht klar«, sagte er und legte auf.
    Beim Fahrradfahren kann man nicht viel miteinander reden und schon gar nicht über diffizile Dinge, deshalb grölten wir nur ein bisschen hin und her, während wir meine Lieblingsstrecke am Deich entlangradelten.
    Was für ein Gegensatz zu gestern Abend!
    Da hatte ich mich so unglücklich gefühlt, unverstanden, missverstanden und überhaupt ganz und gar ungeliebt.
    Und heute?
    Mama war die Liebste, Marlon ein Schatz, und meinem Vater durfte ich eine semmeln, wenn mir danach war. Ohne Vorwarnung - genau wie er bei mir!
    Aber statt in der Erinnerung daran wütend zu werden, musste ich bei der Vorstellung, ich könnte meinem hochverehrten Herrn Papa eine klatschen, laut lachen.
    »Na, du hast dich ja endlich wieder eingekriegt!«, stellte Marlon erleichtert fest, als wir dann nebeneinander an der Böschung saßen. »So fröhlich gefällst du mir echt viel besser!«
    »Ich mir auch«, sagte ich und küsste ihn. Er schmeckte nach Kaugummi und Cola und ich schüttelte mich. »Wenn du Küsse willst, musst du dir die Zähne putzen«, sagte ich streng.
    Er warf sich auf mich, wir landeten rücklings im Gras, und er küsste mich so, dass ich alle fremden Geschmäcker sofort vergaß.
    »Ich will pünktlich zum Abendessen zu Hause sein«, murmelte ich ihm irgendwann ins Ohr.
    »Verstehe. Dann sollten wir mal langsam wieder zurückfahren.«
    Aber so schnell ging das nicht …

    Verschwitzt und mit hochrotem Kopf kam ich gerade noch rechtzeitig zum Tischdecken und musste mir anzügliche Bemerkungen von Daniel anhören: »Die Dame ist aber ziemlich außer Puste - warum wohl?« und »Was hat dir denn so den Atem verschlagen?« und dergleichen Blödsinn.
    Ich grinste ihn nur an und sagte schließlich: »Der Neid der Ungeküssten, was?«, und da hielt er die Klappe.
    Als mein Vater nach Hause kam, sah er mich fragend und mit gerunzelter Stirn an, aber ich zwinkerte ihm zu und sagte: »Mama hat gesagt, ich hab jetzt bei dir eine gut!«
    »Eine was?«, fragte er verblüfft. Dann begriff er und grinste. »Ach herrje, da hab ich mir ja was eingebrockt.«
    »Was denn?«, wollte Kathi wissen. »Was hast du gebrockt, Papa?«
    »Schmerzen und Kummer«, sagte ich mit verstellter Stimme. »Und wenn ihr nicht ruck, zuck die Hände waschen geht, dann ereilt euch dasselbe Schicksal!«
    Quiekend rannten sie ins Bad und Papa gab mir einen Kuss auf den Kopf. »Alles wieder gut? Tut mir echt leid.«
    »Alles bestens, Herr Richter«, sagte ich und er seufzte übertrieben erleichtert auf und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Kinder sind ja so was Anstrengendes!«, ächzte er dann. »Wenn ich das früher gewusst hätte …«
    »Hätten wir sie auch gekriegt«, sagte Mama und setzte sich neben ihn.
    »Wen hättet ihr gekriegt?«, fragte Kris und schwenkte ihre immer noch feuchten Hände.
    »Unsere Kinder«, sagte Mama.
    »Ljuba auch?«, fragte Kris neugierig weiter.
    Ich sah, wie Ljuba erstarrte.
    »Ljuba hat eine andere Mutter gekriegt, Fräulein Neugier«, sagte Papa. »Der wollen wir sie doch nicht wegnehmen, oder?«

    Ljuba hob den Kopf und sah ihn an. »Bei uns sagt man nicht: Kinder kriegen. Bei uns sagt man: Kind wird geschenkt.«
    »Auch gut«, sagte Papa und goss sich ein Bier ein. »Man nimmt anderen auch nicht ihr Geschenk weg.«
    »Genau«, sagte Daniel, dem das Gespräch wohl zu langweilig wurde. »Wer klaut, wird vom Staatsanwalt verknackt und muss ins Gefängnis.«
    »Quatsch. Verknacken tut ein Richter«, erklärte Kathi mit wichtigtuerischer Miene. »Ihr habt ja keine Ahnung.«
    Ich hatte die ganze Zeit geschwiegen und

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