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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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Ljuba beobachtet. Das kleine Geplänkel hatte einen irgendwie bedrohlichen Unterton gehabt. Irgendwas hatte sie mitteilen wollen. Aber man hatte ihr nicht aufmerksam genug zugehört.
    Auch ich nicht.
    Unsere Blicke begegneten sich für einen Augenblick, sie sah als Erste weg.
    Ich atmete erleichtert auf.
    Ich hatte keine Angst mehr vor ihr.
    Ganz egal, welche Knüppel sie mir zwischen die Beine werfen würde, ich besaß jetzt eine Waffe. Wenn sie mich noch einmal bedrohte oder bei meinen Eltern in Verruf brachte, würde ich nur »Ewa« sagen. Mal sehen, was dann passierte.

26
    I ch erzählte niemandem von diesem mysteriösen Zusammentreffen mit der platinbloden Ewa mit den Schmolllippen.
    Warum auch?
    Ich hätte mir bloß wieder eine blöde Bemerkung eingefangen, dass ich was gegen Ljuba hätte und ihr ständig was am Zeug f licken wollte.
    Darauf konnte ich echt verzichten.
    Sie machte es mir momentan auch leicht, weil sie nicht mehr akut gegen mich intrigierte. Aber trotzdem hatte ich ein blödes Gefühl, wenn ich ihr gegenüber am Esstisch saß.
    Mir war, als würde sie mich belauern. Wenn ich mal zufällig in ihre Richtung sah, bekam ich mit, dass sie mich musterte. Wenn sie sich bei diesen Blicken ertappt fühlte, lächelte sie (bezaubernd, versteht sich) und tat so, als wäre nichts weiter.
    Aber ich fühlte ihre lauernden Blicke auf meiner Haut, sie juckten in meinen Haaren, sie zerrten an meinen Klamotten. Es fühlte sich widerlich an.
    Ich war ansonsten ziemlich entspannt, weil ich ja die Wunderwaffe »Ewa« im Hinterhalt hatte, und lächelte sie manchmal an, wenn sie mich wieder mit ihren Blicken auffraß. Dann zuckte sie zurück, als wäre sie von einem elektrischen Schlag getroffen worden.
    Etwa zwei Wochen nach dem Ewa-Alarm nahm Mama
mich eines Abends in die Arme und murmelte, dass es sie sehr glücklich machen würde, dass Ljuba und ich uns mittlerweile so gut verständen.
    Ha! Ha?
    Eltern blicken manchmal echt überhaupt nicht durch.
    Das war schieres Wunschdenken - von den unguten Gefühlen unter der Decke der Alltagshöflichkeit spürte sie anscheinend nichts.
    Sicherlich trug dazu aber auch bei, dass ich mich so selten wie möglich zu Hause aufhielt. Die Nachmittage verbrachte ich mit meinen Freundinnen oder mit Marlon und immer mal wieder mit den Zwillingen, wenn es gerade eine Lücke zwischen ihren vielen gesellschaftlichen Verpflichtungen gab.
    Der schöne Sommer machte das aushäusige Leben auch leicht, da traf sich die Familie eh immer erst richtig zum Abendbrot.
    Und auch hier meldete ich mich hin und wieder ab: Ich übernachtete am Wochenende bei Martha (wir hatten ja auf einmal viele neue spannende Themen, oder vielmehr eigentlich nur ein Thema: Moritz!) oder wir unternahmen Ausflüge, die bis in den Abend dauerten.
    Ich trompetete zu Hause auch nicht mehr herum, wo wir hinfahren wollten, damit Ljuba keine Möglichkeit bekam, irgendwelche Missverständnisse zu erschaffen.
    Die Sommerferien näherten sich in Blitzesschnelle, die letzten Tests wurden geschrieben, Daniel kroch bekümmert durch die Gegend, weil er in Französisch 2 Punkte geschrieben hatte und um seinen Jahresdurchschnitt bangte.
    Aber sonst war das Leben wunderbar - wenn mir nicht jeden Mittag und jeden Abend diese dunkelhaarige Intrigenspinnerin gegenübergesessen hätte. Aber ich ignorierte sie, so gut es ging.

    Bloß schien sie das nur noch wütender zu machen, doch ihre Wut blieb stumm.
    Marlons Mutter lud mich zum Essen ein und ich aß zum ersten Mal Lumpia (das ist eine Art Frühlingsrolle) und hinterher Adobo, Huhn in einer Soße aus Knoblauch, Soja und Kokosessig (ich hatte gar nicht gewusst, dass es so was gibt).
    Es schmeckte alles super und Marlons Mutter war nett und unterhielt sich mit uns über Schule, Filme und Musik. Sein Vater war zufälligerweise auch mal da und schwieg die meiste Zeit. Er ist ein großer Mann mit Glatze, und ich kann für Marlon bloß hoffen, dass er die Haare von seiner Mutter geerbt hat.
    Hinterher in seinem Zimmer erzählte er mir, dass seine Mutter erst in Deutschland kochen gelernt hatte, weil sie bis dahin immer eine Köchin gehabt hätten. Doch Privatköchinnen gibt es hierzulande kaum noch und außerdem hätten sie nicht philippinisch kochen können. Also habe seine Mutter gestöhnt und angefangen selber zu kochen. Am Anfang sei ihr ziemlich viel missraten, und sie hätten oft gelacht, wenn sie wieder eine ihrer seltsamen Kreationen auf den Tisch gebracht hatte: entweder zu

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