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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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an?«
    Sonja lächelte. Es war kein sehr freundliches Lächeln. Eher boshaft.
    »Das geht dich eine Menge an. Willst du nicht wissen, warum Ljuba unbedingt zu Familie Koopmann hat gewollt, äh, gewollt hat?«

    Ich überlegte.
    Doch, das interessierte mich natürlich schon. Dass der gute Ruf unserer Familie bis nach Moskau vorgedrungen war, erschien ziemlich unwahrscheinlich. Also musste es da irgendwas geben, wovon ich nichts wusste.
    »Klar würde ich das gern wissen. Aber ich habe ehrlich nicht so viel Geld. Tut mir schrecklich leid. Bei aller Neugier - ich hab nur mein Taschengeld und kaum was gespart. Das ist die bittere Wahrheit.«
    Ewa legte den Kopf schief und musterte mich. So aus der Nähe sah sie jünger aus als neulich an der Haustür. Sie trug ein Kleid mit Spaghettiträgern und darunter einen dieser BHs mit durchsichtigen Plastikträgern. Die schnitten ins Fleisch ein, aber wahrscheinlich fand sie sich so schick, dass sie das gern ertrug. Sonja war nicht so zurechtgemacht, mit den abgeschnittenen Jeans und dem knallgrünen T-Shirt sah sie eher aus wie ich.
    »Was könntest du bezahlen?«, fragte sie.
    Ich zuckte die Achseln. »Höchstens dreißig Euro, wenn ich mir bei meiner Mutter noch einen Vorschuss hole. Aber bald sind Ferien und da will ich nicht gern pleite sein.«
    »Kannst du dir was leihen oder so, ja?« Ewa sah mich unzufrieden an. Offensichtlich dachte sie an eine ganz andere Summe.
    »Hör mal«, langsam ging mir diese Geheimniskrämerei auf den Keks, »ich weiß doch gar nicht, worum es geht. Warum soll ich dir Geld besorgen, wenn Ljuba bei dir Schulden hat? Mal ganz ehrlich, das müsst ihr doch unter euch ausmachen.«
    Ewa stieß ein wütendes Schnauben aus und da mischte Sonja sich wieder ein.
    »Vielleicht hast du nicht kapiert«, sagte sie und krauste die Nase. »Wir wissen etwas, und wir denken, dass du das
auch wissen willst. Aber Ewa hat Probleme mit Geld und deshalb will sie das nicht sagen für umsonst. Verstehst du?«
    Ich begriff nicht, was da abging. Wollten die beiden mich erpressen?
    Nein, es ging ja gar nicht um mich. Ich schüttelte den Kopf und holte wieder tief Luft. »Also: noch mal von vorn. Ihr sagt, Ljuba wollte aus einem bestimmten Grund bei unserer Familie Au-pair-Mädchen werden. Stimmt das?«
    Ewa nickte und Sonja kicherte wieder.
    »Und ihr kennt den Grund?«
    Nicken.
    »Und ihr glaubt, dass ich den wissen will?«
    Ewa lachte und Sonja kicherte.
    Ich wusste nicht, was ich von der ganzen Sache halten sollte. Auf der einen Seite war ich neugierig, auf der anderen Seite fand ich diese Geldgier ziemlich sonderbar. Sie hätten mir ja auch erzählen können, was sie wussten, und ich hätte selber sagen können, was mir das wert war.
    Aber so liefen solche Sachen wohl nicht.
    Meine Güte, ich kam mir vor wie in einem AgentenThriller. Aber dann sah ich in Ewas rosiges und in Sonjas braun gebranntes Gesicht und dachte, ich spinne.
    Ich mochte Ljuba nicht, sie hatte mit viel Raffinesse dafür gesorgt, dass ich bei meiner Familie und bei meinen Freundinnen schlecht dastand; dass die mir nicht glaubten, dass ich allen Grund hatte, mich gegen Ljubas Intrigen zu wehren. Andererseits wollte ich mich auch nicht in einen Zickenstreit reinziehen lassen. Was war, wenn mich die beiden hier, Ewa und Sonja, dazu benutzten, um mit Ljuba irgendein Hühnchen zu rupfen?
    Ich merkte, dass mir ganz wirr im Kopf wurde, und stand auf.
    »Hört mal, ich weiß echt nicht, was das soll. Ich hab
dabei ein blödes Gefühl. Ljuba ist nicht gerade meine Freundin, aber ich finde das auch nicht gut, hinter ihrem Rücken irgendwelche Informationen zu kaufen. Ehrlich gesagt, bin ich ratlos.«
    Sonja hatte sich rückwärts auf die Ellenbogen gestützt und schaute aufs Wasser.
    Ewa zupfte sich an ihren weißblonden Haaren und verzog den Mund.
    »Pass auf«, sagte Sonja dann. »Du denkst in Ruhe über alles nach. Ich gebe dir meine Telefonnummer, und wenn du mit Kohle rüberkommen willst, dann rufst du an, und wir treffen uns.« Sie wühlte in ihrem Rucksack und holte ein Notizbuch und einen Kuli heraus. Dann riss sie eine Seite aus dem Büchlein, schrieb eine Nummer drauf und gab mir den Zettel.
    »Du hast eine Woche Zeit«, fuhr sie fort. »Ewa fährt am 15. Juli zurück nach Russland. Bis dahin braucht sie das Geld.«
    Ich grinste. »Ja, ja, wegen der Geschenke.«
    »Glaubst du, ich will zurückfahren ohne iPod und so?«, stieß Ewa plötzlich hervor. »War ich halbes Jahr in Deutschland und hab ich

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