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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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keinen iPod und kein iPhone und keinen Laptop und gar nichts.«
    Ich wich etwas zurück, weil mich der plötzliche Ausbruch wie ein wütender Windstoß traf. »Haben dir deine - wie hießen die noch mal? - Schröders denn nichts bezahlt?«
    »Kannst du vergessen, okay? Kostet Schule Geld, kosten Klamotten Geld, kostet Disco Geld - alles teuer, schrecklich teuer.«
    Sie sah enttäuscht aus. Anscheinend hatte sie sich diesen Aufenthalt in Deutschland ganz anders vorgestellt.
    Aber das war echt nicht meine Schuld. Bloß erklärte das eine Menge. Sie wollte jetzt auf den letzten Drücker
noch an Geld kommen, um sich wenigstens ein paar ihrer Wünsche zu erfüllen.
    Ich spürte das Stück Papier in meiner Hand.
    »Ich überleg’s mir. Ich hab ja deine Nummer«, sagte ich. »Also dann tschüs.«
    Ich drehte mich um und ging langsam nach Hause.
    Als ich in mein Zimmer kam, hörte ich die Zwillinge im Hof streiten. Sie waren also wieder da. Ich legte den Zettel mit der Telefonnummer in mein Deutschheft und ging raus.
    »Na, hat das Eis gut geschmeckt?«
    »Ich hab Schtratschateller genommen«, sagte Kris. »Wieso heißt das eigentlich Teller, wo es doch Eis ist?«
    »Weil es Italienisch ist«, sagte Kathi. »Die sagen halt Teller zum Eis. Ist eben so.«
    Ich verkniff mir ein Kichern. »Und was hattest du?«, fragte ich Kathi.
    »Limone«, sagte sie und wandte sich wieder ihren Spielfiguren zu. »War aber zu wenig.«
    Ich setzte mich wieder in die alte Schaukel und schlug mein Buch auf.
    Ljuba kam heraus und brachte einen Krug mit Eistee mit.
    »Zum Abkühlen«, sagte sie. »Ist so heiß.«
    Ich sah hoch. »Krieg ich auch was?«
    Sie sah mich mit unbewegtem Gesichtsausdruck an. »Na klar.«
    Während sie eingoss, tat ich so, als würde ich lesen, und betrachtete sie unauffällig.
    Sie hatte ihre dunklen Locken mit einer Kralle zusammengefasst, aber einzelne Löckchen ringelten sich an ihrem Hals. Sie hatte einen Jeans-Minirock an und dazu ein bauchfreies gelbes T-Shirt und das brachte ihre Kurven ziemlich gut zur Geltung. Sie sah schon verdammt gut aus, und ich spürte Eifersucht in mir aufsteigen.

    Ob Marlon sie attraktiver fand als mich? Dieser Gedanke gab mir einen Stich direkt ins Herz, aber ich fand mich albern. Marlon hatte mir doch gesagt, dass ich seine Freundin war, und Punkt.
    Ich biss die Zähne zusammen, bis sie knirschten, und konzentrierte mich auf den Buchtext.
    Als ich dann plötzlich aufschaute, sah ich, dass Ljuba mich betrachtete. Obwohl sie den Blick rasch abwandte, hatte ich den Ausdruck darin doch erkannt.
    Ich hätte schwören können, dass es Eifersucht war. Oder Neid. Irgendwas Missgünstiges jedenfalls.
    Seltsam.
    War Ljuba auf mich eifersüchtig?
    Das hatte ich schon mal vermutet, aber dann wieder verworfen. Vielleicht zu voreilig.

30
    A m nächsten Tag goss es in Strömen.
    »Zu blöd, wenn die Wettervorhersage recht behält«, sagte Daniel beim Frühstück. »Ich fand das mit der Sonne viel besser.«
    »Aber da kann man nicht durch Pfützen patschen«, klärte Kris ihn auf. »Das macht Spaß.«
    Ich beobachtete derweil Ljuba, die sich einen Espresso gemacht hatte und ihn im Stehen trank. Sie war die Einzige, die morgens schon einen Espresso trank, aber das fand sie offensichtlich total in Ordnung. Meine Eltern auch.
    Wenn ich mir das erlaubt hätte, hätte es garantiert Stunk gegeben, aber Ljuba durfte alles, sie war eine Mischung aus Gast, Tochter und Hausmädchen und nutzte alle Vorteile dieser drei Positionen. Früher hatte es mal »Haustöchter« gegeben (das wusste ich aus alten Romanen) - ob das die damaligen Au-pairs waren?
    Als hätte sie gemerkt, dass ich mir Gedanken über sie machte, hob Ljuba den Blick und sah mir direkt in die Augen.
    Ich zuckte mit keiner Wimper.
    Warum kannst du mich nicht leiden?, fragte ich sie stumm. Warum bringst du mich dauernd bei meinen Eltern und Freundinnen in Verschiss? Was hab ich dir denn getan?
    Doch ihr Blick verriet mir nichts und ihre Miene blieb
ausdruckslos. Sie drehte sich um und stellte ihre Tasse in die Geschirrspülmaschine. Wieder mal hatte ich keine Antwort auf meine bohrenden stummen Fragen bekommen. Ich schmierte mir ein Wurstbrot für die Pause, holte meinen Rucksack, zog den Regenmantel an, brüllte »Tschüs« und lief zur Straßenbahnhaltestelle.
    An diesem Mittag ging ich nach der Schule ausnahmsweise mal ohne Zwischenstopp nach Hause, weil Mama ihre selbst gemachten Hamburger angekündigt hatte, und die wollte ich mir nicht

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