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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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einen Schein auf den Tisch und ging mit raschen Schritten davon.
    Kathi und Kris sahen mich mit großen Augen an, den Finger hatten sie immer noch über den Mündern.
    Auch Marlon sah mich fragend an. Wahrscheinlich wollte er wissen, ob wir Ljuba ansprechen sollten.
    Ich schüttelte den Kopf und wir liefen weiter bis zur Haltestelle.
    In der Bahn fragte ich die Minis: »Habt ihr den Mann gekannt?«
    Sie nickten eifrig.
    »Das war Grigorij«, sagte Kathi mit wichtiger Miene.
    »Sapperlot«, sagte ich.
    »Heißt er so?«, fragte Kris.
    »Nein, das sagt man manchmal so«, erwiderte ich. »Was wisst ihr eigentlich über ihn?«

    »Ach, der ist nett. Der gibt uns immer Geld für Eis oder irgendwas«, sagte Kathi.
    »Ja«, sagte Kris. »Aber nur, damit er mit Ljuba allein ist!«
    »Ach so?«
    »Mmmhm. Er will immer mit ihr reden.«
    »Manchmal meckert er sie auch an!«
    »Aber einmal hat er sie geküsst!«, trumpfte Kris auf.
    »Sag bloß!« Ich tat erstaunt.
    »Und sie hat ihn auch geküsst«, fuhr Kathi fort. »Die sind nämlich verknallt.«
    »Wie ihr«, sagte Kris und lachte.
    Marlon lachte auch. »Genau«, sagte er. »Wir sind auch verknallt.«
    Na toll, dachte ich. Ich krieg meine erste Liebeserklärung in der Straßenbahn! Super romantisch!
    Aber dann dachte ich an seine Filipino-Worte neulich, und mir wurde ganz leicht und warm ums Herz.
    »Stimmt«, sagte ich. »Ich hab mich in Marlon verknallt. Zack! Einfach so!«
    Er sah mich an und seine Mundwinkel zuckten. Wahrscheinlich wusste er wieder mal genau, dass ich trotz meiner forschen Worte gerade ganz lieb an ihn dachte.

    Grigorij.
    Jetzt war er nicht mehr bloß ein Name.
    Jetzt kannte ich ihn. Na ja, kennen war zu viel gesagt, aber ich wusste nun zumindest, wie er aussah. Nicht sehr groß, dunkelblonde, ziemlich lange Haare. Er trug eine Sportjacke mit Kapuze und wahrscheinlich Jeans. Das hatte ich auf die Entfernung nicht genau erkennen können, aber Jogginghosen waren es jedenfalls nicht gewesen.
    Wütend hatte er gewirkt, und Ljuba war zusammengezuckt und hatte sich nicht gewehrt, als er sie angeschrien hatte.

    Seltsam. Sie ließ sich doch sonst nie was gefallen.
    Beim Abendbrot beobachtete ich Ljuba. Aber ihr war von irgendwelchen Nachwirkungen dieser Szene im Teatro nichts anzumerken. Sie wirkte heiter und entspannt und alberte mit den Zwillingen rum, als die noch mehr Kakao wollten, bediente Papa mal wieder von vorn bis hinten und holte ihm einen Extra-Salatteller und brachte ihm unaufgefordert eine zweite Flasche Bier.
    Alles wie sonst auch.
    Same procedure as every year, Miss Sophie , dachte ich und grinste in mich rein, weil ich den Satz so mochte.
    »Wer war der Mann heute bei dir im Café?«, fragte plötzlich Kris.
    »W-w-was meinst du?« Plötzlich war Ljuba gar nicht mehr heiter und entspannt. »Ich war in keinem Café.«
    »Doch, warst du!«, widersprach Kathi entrüstet. »Alex und Marlon haben dich auch gesehen. Du warst da mit Gri…«
    »Kathi!«, kreischte Kris. »Haben wir doch versprochen!«
    Kathi hielt sich erschrocken den Mund zu.
    Ljuba hatte einen knallroten Flecken auf jeder Wange und sah sich wie gehetzt im Esszimmer um.
    Meine Eltern warfen sich erstaunte Blicke zu.
    Ljuba räusperte sich und versuchte ein Lächeln. »Ach so, das. Das war Grigorij aus meinem Deutschkurs. Lernt auch Deutsch. Wie ich.«
    »Dann solltest du aber lieber mit ihm nicht Russisch sprechen«, sagte Kris altklug. »Sonst lernt er ja nichts.«
    Alle grinsten, auch Ljuba verzog die Lippen.
    Aber ich erkannte sofort, dass ihr überhaupt nicht nach Grinsen zumute war.

33
    D er Samstag rückte näher. Und damit das Treffen mit Sonja und Ewa.
    Daniel hatte sich selbst übertroffen und wahrhaftig einen funktionierenden Laptop organisiert.
    »Und was schulde ich dir jetzt?«, fragte ich und dachte beklommen an meine Ferienkasse.
    Er tätschelte das Plastikfutteral, in dem sich der Laptop befand. »Nichts, Schwesterherz, ist ja für einen guten Zweck«, sagte er und öffnete den Reißverschluss. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich mich bei eurem Treffen nicht blicken lasse, meinst du nicht auch? Dann zeig ich dir jetzt mal, wie das Schätzchen hier funktioniert.«
    »Und was hast du dafür bezahlt?«
    Er lachte. »Ich geb dem Typen zehn Unterrichtsstunden in Karate. Der hat die Teile zu Hause rumstehen, weil sein Alter einen Riesenbetrieb hat und die Angestellten solche Dinger gestellt kriegen. Und nach einer bestimmten Zeit werden die gegen neuere Modelle

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