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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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schnaubte verächtlich. »Grigorij? Noch nie gearbeitet! Immer macht Geschäfte.« Sie verzog den Mund. »Keine guten Geschäfte.«
    Ich versuchte, diese mageren Informationen unter einen Hut zu bringen. »Also, ihr wisst nur, dass Ljuba unbedingt zu uns wollte. Aber warum?«
    Ewa zuckte die Achseln. »Nichts gesagt. War bloß schrecklich wichtig.«
    Das war mir zu wenig. »Warum sie das wollte, wisst ihr also nicht. Nur dass Grigorij ihr nach Bremen gefolgt ist. Das ist alles?«
    Ewa nickte stumm.
    »Und dafür soll ich dir einen Laptop geben?« Ich sah sie empört an. »Das ist doch nicht euer Ernst! Genau das, was ich wissen will, könnt ihr mir nicht sagen!«

    »Du hast versprochen!«, schrie Sonja.
    Ich umklammerte den Laptopkoffer und stand auf. »Ja, aber nur, falls ihr mir wirklich was zu erzählen habt! Dass es diesen Grigorij gibt, hab ich schon gewusst. Und dass Ljuba unbedingt zu unserer Familie wollte, habt ihr schon letztes Mal gesagt. Wo bleiben da die wichtigen Einzelheiten? Oder Zusatzinformationen?«
    Ich zog den Po ein, weil mich ein Radfahrer fast gestreift hätte.
    Sonja und Ewa saßen immer noch auf der Bank und sahen zu mir hoch, in ihren Gesichtern malten sich Enttäuschung und Wut.
    Ewa sprang auf und wollte nach dem Laptopkoffer grabschen.
    Ich machte einen Satz zurück und kollidierte wieder fast mit einem Radfahrer, diesmal aus der anderen Richtung.
    Er schrie mir was zu - bestimmt nichts Freundliches - und ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte los.
    Ich lief fast die ganze Strecke bis nach Hause und kam dort außer Atem an.
    Keuchend schloss ich meine Kellerhaustür auf - sie öffnete sich fast wie von selbst - und trat in den dunklen Flur.
    Im Haus war es still.
    Ich war enttäuscht und sauer. Von diesem Treffen hatte ich mir viel mehr erhofft - so richtig saftigen Tratsch über Ljuba, etwas, das ich gegen sie einsetzen konnte, wenn sie mich wieder auf dem Kieker hatte. Etwa womit ich sie auf Abstand halten konnte. Und was war dabei rausgekommen? Praktisch nichts.

    Am besten brachte ich den Laptopkoffer gleich wieder hoch in Danis Zimmer. Doch vorher zog ich die Schuhe aus, denn von dem Rennen taten mir die Füße weh.

    Ich ging zur Treppe - und wie schon einmal hörte ich was. Ein Scharren und ein Klappen, auf das ich mir keinen Reim machen konnte.
    Ich flitzte die Treppe in den ersten Stock hoch. Als ich oben ankam, tauchte Ljuba aus dem Schlafzimmer meiner Eltern auf.
    »Ach, Alex!«, sagte sie und strich sich die Haare hinter die Ohren.
    »Ja, ich«, sagte ich. »Und du hast wieder mal nichts im Zimmer von meinen Eltern gemacht, was?«
    »Genau«, erwiderte sie, warf den Kopf in den Nacken, verzog den Mund zu einem verächtlichen Grinsen und stolzierte an mir vorbei die Treppe runter.
    Wir wussten beide: Ich hatte keine Chance, meinen Eltern etwas von ihren Schnüffeleien zu erzählen. Sie würden mir wieder nicht glauben.
    Ich brachte den Laptopkoffer in Daniels Zimmer und schlich nach unten, legte mich auf mein Bett und starrte die Decke an.
    Ich war enttäuscht.
    Ich wusste zwar nicht genau, was ich mir an aufregenden Enthüllungen versprochen hatte, aber das bisschen, was Sonja und Ewa zu bieten hatten, war wirklich äußerst mager gewesen und verriet mir überhaupt nicht, weshalb Ljuba fast vom ersten Moment an so fies zu mir gewesen war.
    Immerhin hatte ich Ljuba mal wieder beim Schnüffeln erwischt - nur was, zum Teufel, suchte sie denn bloß?
    Geld? Zog sie heimlich Mamas Klamotten an? Kostbaren Schmuck?
    Da waren keine besonders wertvollen Stücke dabei. Das wusste ich genau.
    Ich grübelte.
    Was hatte es mit den Fotoalben auf sich? Warum hatte
sie sich so dafür interessiert? Was war das für eine verdrehte Neugier? Wer sieht sich denn zig Jahre alte Fotos von seiner Gastfamilie an? Was, verdammt noch mal, war daran so spannend?
    Ich legte Neununddreißig Stufen ein und freute mich an dem klassischen Thriller.
    Dabei steckte ich gewissermaßen selber in einem drin.

34
    A m Montagmorgen regnete es.
    Ich hätte mir gern die Bettdecke über den Kopf gezogen und wäre liegen geblieben.
    Aber dann dachte ich an Marlon und dass ich ihn seit Freitagabend nicht gesehen hatte - entschieden zu lange.
    Also stand ich auf, verrichtete die notwendigen Waschungen und stapfte ächzend hoch in die Küche.
    Meine Mutter brühte gerade den Tee auf, Ljuba trank im Stehen ihren Espresso, die Zwillinge schlürften geräuschvoll ihren Kakao und Daniel war hinter der Zeitung

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