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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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ausgetauscht. Die alten landen dann auf dem Techno-Müll, aber mein Kumpel behält die besten für sich.«
    »Toll. Dann kann ich ja von dem auch mal einen neuen kriegen?«
    »Deiner ist besser als die hier. Und ich will dem Kerl auch nicht bis in alle Ewigkeit Stunden geben«, sagte Daniel und klappte das Gerät auf. »Der Akku ist noch okay, hab ich schon gecheckt. Sieh mal, jetzt fährt er hoch, und
hier siehst du, er hat Antivir und Adobe und was der Mensch so braucht.«
    »Okay«, sagte ich erleichtert. »Dann werde ich mich nachher mal damit auf den Weg machen.«
    »Nix da«, sagte er. »Du weißt doch gar nicht, ob dich die beiden Tussis nicht reinlegen wollen. Du nimmst nur die leere Kofferhülle mit. Wenn sie dir wirklich was Wichtiges sagen, kannst du ihnen das Ding ja immer noch zukommen lassen, aber so können sie dich nicht über den Tisch ziehen.«
    Ich stieß einen Pfiff aus. »Schlau! Du hast wohl zu viele Agentenfilme gesehen, was? Aber die Idee ist gar nicht so schlecht. Ich werde das so machen. Danke für den Tipp!«
    »Gern geschehen, Schwesterchen«, sagte er und verbeugte sich grinsend.

    Als ich um fünf Uhr bei der Bank auf dem Deich an der Kleinen Weser ankam, war noch niemand da. Ich setzte mich hin und behielt den Koffer auf dem Schoß, wie die Omis in der Straßenbahn ihre Handtaschen festhalten.
    Ich sah aufs Wasser und freute mich über das Schwanenpaar, das elegant vorbeizog. Hoch oben kreischten Möwen, manchmal stieß eine aufs Wasser hinab, aber ich konnte nie erkennen, ob sie etwas gefangen hatte oder nicht.
    Vereinzelt, in Paaren oder kleinen Gruppen sausten Radfahrer in beiden Richtungen vorbei, und ich dachte daran, wie gern ich jetzt mit Marlon eine kleine Tour machen würde.
    Etwa fünfzig Meter entfernt stand eine junge Mutter mit Kinderwagen und warf zur Freude ihres Sprösslings Brotstücke ins Wasser, um das sich ein Geschwader Enten balgte.
    Dass die noch nicht gehört hatte, dass Füttern schädlich
war! Dadurch vermehrten sich die Enten zu stark, und dann schissen sie das Wasser voll, und dadurch gab es zu viele Bakterien, und dann durfte niemand mehr drin schwimmen und …
    »Du bist schon da?«, unterbrach eine Stimme meine ökologischen Betrachtungen.
    Ich drehte mich zur Seite. Sonja. Und hinter ihr Ewa.
    »Oh! Du hast ja …«, entfuhr es Ewa und sie stürzte sich mit ausgestreckten Händen auf den Laptop.
    »Moment mal!« Ich riss ihn zur Seite. »Zuerst sagst du mir, was du weißt. So war es abgemacht.«
    Sonja grinste fies. »Aber wir zwei sind stärker als du!«
    Ich grinste ebenso fies zurück. »Wer sagt denn, dass ich allein bin?«
    Sie kicherte unsicher, setzte sich dann aber neben mich. »War doch bloß Spaß, klar?«
    »Ist nur Spaß, wirklich«, bestätigte Ewa und setzte sich auf meine andere Seite.
    »Okay, schieß los!«, sagte ich.
    Sie glotzte mich aus schwarz umrandeten Augen entsetzt an. »Schießen? Ich? Wieso?«
    Jetzt musste ich lachen. »Das sagt man so, wenn jemand ganz schnell etwas sagen soll.«
    »Ach so.« Sie atmete sichtlich auf. »Okay.«
    Sie wippte mit den ausgestreckten Füßen, die in FlipFlops steckten. »Wir wohnen alle in gleicher Stadt. Moskau. Kennen uns von Schule her. Dann hat Sonja Plan und will Au-pair-Mädchen werden, in Deutschland. Sie sucht im Internet, meldet sich bei Agenturen und kriegt Angebot aus Bremen. Erzählt sie mir. Ich will auch nach Deutschland. Geld verdienen. Viel Geld verdienen. Spaß haben.« Sie seufzte und zappelte wieder mit den Füßen. »Na ja. Ich habe Adresse von Koopmann. Ljuba sieht das und dreht durch. Will unbedingt als Au-pair zu Familie
Koopmann. Ist wie …« Ewa tippte sich an den Kopf. »Ist geknallt, sagt man, ja?«
    »Durchgeknallt«, half ich ihr.
    »Ja, ist total durchgeknallt. Will unbedingt zu Koopmann. Verspricht Geld. Zweihundert Euro, aber zahlt nur zwanzig. Nur zwanzig. Ich rufe an, ich sage, ich will mein Geld. War verspricht.«
    »Versprochen«, sagte Sonja.
    »Egal. Ljuba sagt, sie hat kein Geld. Alles gegeben Grigorij.«
    »Wer ist Grigorij?« Endlich werde ich das erfahren!
    Sonja seufzte. »Ist Ljubas Freund aus Moskau. Schon lange.« Sie schüttelte sich. »Ekelkerl. Nicht nett. Brrrr!«
    »Und was macht der hier in Bremen?«
    Ewa zuckte die Achseln. »Ist gekommen, als sie hier war.«
    »Er ist ihr gefolgt«, sagte Sonja, offensichtlich stolz auf ihr besseres Deutsch. »Er denkt, sie kriegt viel Geld. Er ist scharf auf Geld.«
    »Und was macht er? Ist er Student?«
    Ewa

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