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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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Foto ist ganz klar Jochen. Ich hatte damals lange Haare, frag Sabine, die konnte sie nicht leiden, und kurz vor unserer Hochzeit hab ich sie abschneiden lassen. Der Typ auf dem Foto neben deiner Mutter hat kurze Haare - es ist ganz eindeutig Jochen.«
    Ljuba heulte jetzt noch lauter. Kris stand auf und zupfte sie am Arm. »Wein doch nicht so«, jammerte sie und war offensichtlich kurz davor, mitzuheulen.
    Kathi verzog auch schon ihr Gesicht - anscheinend steckte das an, denn mir brannten ebenfalls Tränen in den Augen.
    Ich weiß aber nicht, ob vor Mitleid oder vor Erleichterung.
    »Und … und hat er Familie? Hat er Kinder?«
    Papa schüttelte den Kopf. »Nein, Jochen war nie verheiratet und von irgendwelchen Kindern war bisher nichts bekannt …«
    Ljuba starrte ihn an, während ihr immer noch die Tränen übers Gesicht liefen.
    »Dann … dann …«, stammelte sie und sank langsam wieder auf ihren Platz.
    Mama war an den Esszimmerschrank getreten und holte die Flasche Grappa und fünf Gläser raus und stellte sie auf den Tisch.
    »Ich brauch jetzt erst mal einen«, sagte sie. »Ich fühl mich wie durch die Mangel gedreht.«
    »Ist Ljuba jetzt unsere Schwester?«, stieß Kris zwischen Schluchzern hervor.

    Mama streichelte ihr über den Kopf und setzte sich dann wieder auf ihren Platz.
    »Nein«, sagte sie und goss in jedes Glas einen Schluck. Auch für Daniel und mich. Wow, das war der erste Schnaps meines Lebens! »Aber sie ist eine Art Cousine.«
    »Wir sind richtig verwandt?«, fragte Kathi, und als Mama nickte, schrie sie: »Oh, cool!«
    Das entspannte sichtlich die Atmosphäre, sogar Ljuba musste unter Tränen lächeln und streichelte Kathis Rücken.
    »Tja«, sagte Papa. »Dann ist jetzt ja wohl auch klar, dass Alex mit ihren Beobachtungen recht hatte. Ljuba, du hast während der ganzen Zeit, die du hier bist, herumgeschnüffelt, nicht wahr?«
    Ljuba nickte stumm.
    Ich holte Luft und legte los: »Dann können wir auch noch gleich den Rest klären. Zum Beispiel, dass sie es war, die Mamas Pulli verhunzt hat, oder dass sie mich angestoßen hat, damit ich die Porzellanplatte fallen ließ. Oder solche Gemeinheiten wie die mit dem Nagellack. Und dann hat sie sich auch noch zwischen mich und meine Freundinnen gedrängt, und wegen ihr ist der Fahrradausflug damals ein totaler Flop geworden, und sie hat sich an Marlon rangeschmissen, bloß um mich zu ärgern, und garantiert hatte sie was mit meinem Treppensturz zu tun, auch wenn ich es nicht beweisen kann …«
    Ich schnappte nach Luft, weil ich das alles wie im Fieber runtergerasselt hatte.
    Papa sah Ljuba an. »Ist das wahr?«
    »Nicht das mit T-Shirt auf der Treppe«, sagte sie leise und sah auf den Tisch. »Glaube ich, war Katze Tante Henny«, versuchte sie sich herauszureden. »Aber alles andere - ja.«

    »Und warum?« Papas Stimme hörte sich jetzt schärfer an, sie klang jetzt mehr wie seine Staatsanwaltsstimme. »Was hat Alex dir getan? Warum hast du uns Lügen erzählt?«
    »Weil sie hatte, was ich nie hatte«, brach es aus Ljuba heraus. »Weil sie immer liebe Tochter war und alles hatte, weil sie seit Geburt bei euch leben konnte, weil sie gar nicht genug dankbar war dafür, deshalb!«
    Die Heftigkeit ihrer Anklagen ließ mich zurückzucken, sie sah mich an und in ihrem Gesicht erkannte ich deutlich Hass und Wut.
    »So was ist gemein!«, platzte Kathi raus, und ich hätte sie dafür am liebsten ganz doll gedrückt.
    »Ja«, sagte Mama leise. »Das war hundsgemein. Mein Gott, wenn ich daran denke, was wir Alex für Gardinenpredigten gehalten haben - dann schäme ich mich jetzt richtig. Mensch, Alex, kannst du mir noch mal verzeihen?«
    Ich nickte nur, reden konnte ich nicht, weil ich dann geheult hätte.
    Vor lauter Glück.
    Vor Erleichterung, dass der Spuk endlich vorbei war.
    »Warum hast du uns nicht einfach geschrieben? Warum bist du als Au-pair hierhergekommen?«, fragte Mama.
    »Wollte ich Familie erst mal kennenlernen. Wusste ich ja nicht, ob ich euch litt.«
    »Hä?«, fragte Daniel. »Ach so, du meinst, du wusstest nicht, ob du uns leiden können würdest.«
    Ljuba nickte.
    »Und warum erst jetzt?«, wollte Papa wissen. »Du kannst doch gut Deutsch, du hättest doch längst Kontakt mit uns aufnehmen können?«
    Ljuba schwieg einen Augenblick. Dann sagte sie leise: »Hab ich doch alles nicht gewusst. Ist meine Mama letztes Jahr gestorben und habe ich dann gefunden Tagebuch
mit Foto. Stand darin, dass sie an meinen Vater geschrieben hat, viele

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