Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
Carlyle eine Kanne Eiswasser ins Gesicht. Der Kälteschock riss den Vampir aus seiner Bewusstlosigkeit. Genau wie die zwei Ohrfeigen, die ich ihm im Anschluss verpasste. Es tat gut, das Brennen auf meiner Handfläche zu fühlen. Endlich unternahm ich etwas, um den Mord an Fletcher zu rächen, ergriff die Initiative, statt ständig nur auf andere zu reagieren.
»Aufwachen, Chuckie«, säuselte ich. »Zeit, wieder klar zu werden und uns dein Herz auszuschütten.«
Der Vampir blinzelte mehrmals hintereinander, bevor er sich auf mich und seine Umgebung konzentrierte. Nachdem wir unseren Gast in den Kofferraum des gestohlenen Autos verfrachtet hatten, waren wir zu ihm nach Hause gefahren, das in einem schicken Viertel am äußeren Ende von Northtown lag. Die Adresse hatte Finn bei seinen Recherchen herausgefunden. Hübsche Bude. Ein Haus mit mehreren Terrassen, großem Garten und Pool. Anscheinend war der Posten als geschäftsführender Vizepräsident von Halo Industries, auch wenn er nur auf dem Papier existierte, besser bezahlt, als ich vermutet hatte. Dasselbe galt für den Posten als rechte Hand der Luftmagierin.
Finn, Donovan und ich hatten uns Zutritt zum Haus verschafft und Carlyle mitgeschleppt. Jetzt standen wir zu dritt in etwas, was wohl ein männliches Spielzimmer sein sollte – Plasmafernseher an der Wand, Billardtisch in einer Ecke, überall Stapel von Pornomagazinen und massenweise leere Bierflaschen. Das einzig Hübsche in diesem Raum war der Kamin mit Steinumfassung an der hinteren Wand.
Caine hatte den Vampir mit Steinsilber-Handschellen an einen Stuhl gefesselt, den ich in die Mitte des Raums geschleppt hatte.
Carlyles Augen glitten erst zu mir, dann zu den zwei Männern, die hinter mir aufragten, und schließlich zu dem Steinsilber-Messer in meiner Hand. »Scheiße.«
»Keine langen Diskussionen. Das gefällt mir an einem Mann.«
Ich fühlte Caines Augen auf mir ruhen, aber ich drehte mich nicht zu dem ansehnlichen Detective um. Stattdessen wanderte ich durch den Raum und warf dabei immer wieder mein Messer in die Luft, sodass die Klinge das Licht in Carlyles Augen reflektierte. Es wurde Zeit, das Spielchen zu beginnen.
»Nette Bude hast du, Chuck. Wirklich nett. Hast du dir das Haus selbst ausgesucht? Oder hat das deine Chefin getan?«
Der Vampir bedachte mich mit einem wachsamen Blick. »Was wollen Sie?«
Ich lächelte und hielt seinem Blick stand, bis ich mir sicher war, dass er die Absicht in meinen kalten grauen Augen erkannte. Carlyle mochte sich ja für einen harten Brocken halten, aber es war ihm mittlerweile klar, dass er in der Klemme saß. In seinem Gesicht konnte ich bereits einen Anflug von Panik erkennen, und die Muskeln seiner Arme und Schultern spannten sich unter seinem Anzug, während er unauffällig die Unnachgiebigkeit der Steinsilber-Handschellen ausprobierte, mit denen er gefesselt war. Der Bastard hätte sich die Mühe sparen können. Er würde heute nirgendwohin mehr gehen außer unter die Erde.
»Nur für den Fall, dass du es noch nicht kapiert hast, Chuck, lass mich dir sagen, wer ich bin. Die Spinne. Die Killerin, die du und deine Chefin angeheuert haben, um Gordon Giles zu töten, und die ihr dann verraten habt. Ich bin mir sicher, du hast schon von meinen Partnern gehört.«
Finn schenkte ihm ein breites Grinsen, das fast so unheimlich war wie mein Lächeln. Der Vampir erkannte sofort, dass er von dieser Seite kein Mitgefühl zu erwarten hatte, und wandte seine Aufmerksamkeit Donovan Caine zu, um zu sehen, ob er hier vielleicht einen Freund fand. Doch der Detective verschränkte die Arme über der Brust und legte seine ausdruckslose Bullenmiene auf.
»Du warst sehr beschäftigt, Chuck. Für den Luftelementar arbeiten, mich reinlegen, Finn von deinen Männern entführen und zusammenschlagen lassen, dann dasselbe noch mal beim Detective. Und ich habe einfach nicht verstanden, warum – bis ich heute Abend gehört habe, wie du dich mit Wayne Stephenson unterhalten hast.« Ich schnalzte mit der Zunge. »Er hat übrigens recht, weißt du? Das Miststück ist verrückt, wenn sie glaubt, dass sie Mab Monroe als Königin von Ashland verdrängen kann.«
Carlyle schwieg, aber in seinen Augen blitzte Zustimmung auf.
»Aber das weißt du bereits, nicht wahr, Chuck? Du weißt, dass das Ganze nicht gut für sie enden wird, und du hast längst Maßnahmen ergriffen, um dich selbst in Sicherheit zu bringen.«
Der Vampir kniff die Augen zusammen. Seine anfängliche Panik
Weitere Kostenlose Bücher