Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
ich nicht genau wusste, was sich auf dieser Festplatte befand – und welche der James-Schwestern in Wahrheit ein sadistisches, magiewirkendes Miststück war.
Ich rannte zur Haustür hinaus, sprang die Stufen nach unten, landete auf dem Gras und raste auf den Gehweg. Mein Kopf schoss von rechts nach links, und mein Blick flog über die Straße. Straßenlaternen, geparkte Autos, Bäume, Schatten, die anderen Häuser an der Straße. Nirgendwo ein Zeichen von Carlyle. Wo war er hin?
Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Ich ging in die Knie und legte meine Hand auf den Beton. Der Stein fühlte sich kühl und porös unter meinen Fingern an. Sein Murmeln erzählte vom ständigen Dröhnen des Verkehrs, dem Brummen der Rasenmäher, dem Lachen der Kinder in der Nachbarschaft. Typische Vorort-Geräusche. Ich konzentrierte mich, lauschte angestrengter, ging tiefer und nutzte meine Magie, um die Vibrationen zu ordnen. Dort. Ein frischer panischer Unterton, der hier, vor Carlyles Haus, seinen Anfang nahm und nach rechts abbog.
Ich umklammerte meine Klinge fester und schlug denselben Weg ein. Ich hielt mich auf dem Gras jenseits des Gehwegs, damit die Erschütterungen meiner Stiefel auf dem Beton den Vampir nicht warnten, dass ich immer noch hinter ihm war. Sollte der Bastard doch denken, er hätte mich abgehängt. Sollte er doch langsamer werden.
Denn in diesem Moment würde ich ihn umbringen.
Die Straße teilte sich. Der Hauptteil führte in gerader Linie weiter, während die Abzweigung erst eine kleine Kurve nach links machte, bevor sie wieder nach rechts abbog und dann parallel zur Hauptstraße entlanglief. Vor mir war niemand. Ich sah mich um und entdeckte ein weißes Blitzen, das sofort wieder in der Dunkelheit verschwand. Ich lächelte. Diese breiten Nadelstreifen auf Carlyles Anzug waren besser als Warnschilder.
Aber ich folgte ihm nicht in die Nebenstraße. Stattdessen raste ich die Hauptstraße entlang. Als ich ein paar Hundert Meter hinter mich gebracht hatte, bog ich scharf nach links ab und drängte mich an einer Stechpalme vorbei direkt in den Vorgarten eines der Häuser. Ich suchte mir meinen Weg zügig, aber sorgfältig durch das hohe Gras, weil ich nicht über irgendein vergessenes Spielzeug stolpern und mir den Knöchel brechen wollte. Auf beiden Seiten neben mir ragten die Häuser zwei Stockwerke hoch auf. Ihre dunklen Fenster erinnerten mich an gigantische schwarze Augen, die meine Jagd auf den Vampir verfolgten. Ich duckte mich unter einer Wäscheleine hindurch und sprang über einen niedrigen Zaun in den Garten des angrenzenden Hauses. Und überholte so den Vampir.
Ich brauchte nur Sekunden, bevor ich wieder das Grau der Straße vor mir sah. Doch statt auf den Asphalt zu eilen, duckte ich mich hinter einen großen Rhododendron-Busch, der direkt hinter einem niedrigen Zaun stand und den Vorgarten vom Bürgersteig trennte, und spähte daraus hervor. Das Blut rauschte in meinen Ohren, und ich atmete tief durch, um mein wild pochendes Herz zu beruhigen. Das Sausen ließ nach, und die Geräusche der Nacht wurden hörbar. Eine Nachtschwalbe zwitscherte in einem Baum. Der Wind rauschte durchs Gras und versetzte eine alte Schaukel quietschend in Bewegung. Ein paar Käfer brummten trotz der Kälte, die sich über den Vorort gelegt hatte, um mich herum.
Von links kamen über den Gehweg Schritte in meine Richtung, langsamer als vorher.
Ich ließ ein zweites Messer in meine andere Hand gleiten und schob mich ein kleines Stück vorwärts, rechts am Rhododendron vorbei in Richtung Straße. Dann streckte ich den Kopf so weit nach vorne, dass ich den Zaun und dahinter ein paar Quadratmeter des Gehwegs einsehen konnte. Zehn … Zwanzig … Fünfundvierzig … Die Sekunden vergingen, doch dann kam Charles Carlyle plötzlich in Sicht. Der Vampir mochte ja stark sein, aber sein untersetzter Körper hatte nur Energie für Kurzstrecken, nicht für einen Dauerlauf. Er war bereits vollkommen außer Atem. Dank der Straßenlaternen konnte ich erkennen, dass sein Gesicht gerötet war. Gut. Müde Männer waren einfacher zu töten.
Alle paar Schritte sah der Vampir über seine Schulter, aber kein einziges Mal schaute er nach rechts oder musterte die Schatten um sich herum oder vor sich. Er rechnete nicht damit, dass ich aus einer anderen Richtung kommen könnte.
Schlampig, schlampig, schlampig.
Als der Vampir schließlich auf Höhe des Busches, hinter dem ich kauerte, ankam und erneut den Kopf drehte, machte ich
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