Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
hineinsteigerte, würde er womöglich in Flammen aufgehen.
Eine Viertelstunde später erreichten wir die Innenstadt. Ich parkte das Auto in einem Parkhaus drei Blöcke von meiner Wohnung entfernt. Den Rest des Weges gingen wir zu Fuß. Ich stieg vor dem Detective aus dem Aufzug und ging zu meiner Haustür. Während ich mit dem Schlüssel klimperte, berührte ich beiläufig die Mauer neben dem Türrahmen. Dasselbe leise gleichmäßige Murmeln wie immer. Finn hatte ihnen nicht verraten, wo meine Wohnung lag. Ich lächelte. Gut für ihn. Schlecht für Alexis James. Allerdings hatte sich ein Teil von mir danach gesehnt, dass jemand in meiner Wohnung auf mich wartete. Ich hätte es genossen, einen Teil meines Drucks abzulassen, indem ich ein paar von Alexis’ Lakaien tötete.
Ich öffnete die Tür und ging in mein Schlafzimmer, ohne mir die Mühe zu machen, auf Caine zu warten. Ich zog mein Kleid und die Pumps aus und schlüpfte in meine Arbeitskleidung. Schwarze Hose, langarmiges Shirt, Socken, Stiefel. Ich knüllte das Cocktailkleid, das ich getragen hatte, und die zerrissene Unterhose zusammen und warf sie in den Mülleimer neben dem Bett. Beides roch nach Caine, und ich konnte im Moment keine Ablenkung gebrauchen.
Nicht während Finns und Roslyns Leben auf dem Spiel standen.
Ich ging zu meiner Kommode und öffnete die oberste Schublade. Darin lag eine dünne Schutzweste, wie ich sie gewöhnlich bei der Ausführung meiner Aufträge trug. Ich zog sie an, dann öffnete ich die zweite Schublade von oben. Eine Reihe Messer auf einem Bett aus schwarzem Schaumstoff schimmerten in der Dunkelheit. Ich versteckte zwei in meinen Stiefeln. Zwei weitere in meinen Ärmeln. Ein fünftes wanderte in meinen Hosenbund. Ich trug bereits die silberne Uhr mit dem versteckten dünnen Draht darin, aber ich kontrollierte ihn noch einmal, um sicherzustellen, dass er sich leicht aus dem Gehäuse ziehen ließ. Mit den Klingen konnte ich zwar grundsätzlich mehr Schaden anrichten, aber falls sich die Gelegenheit ergab, würde ich Alexis mit dem Draht erwürgen.
Oh, ich wollte, dass sie für das litt, was sie Fletcher angetan hatte; dafür, dass ihre Männer Finn und Caine zusammengeschlagen hatten; dafür, dass sie es überhaupt gewagt hatte, mir das alles anzuhängen. Aber im Moment war es am allerwichtigsten, Finn und Roslyn zu retten. Meine Rachephantasien spielten jetzt keine Rolle. Meine Chancen, die Geiseln zu befreien, standen besser, wenn ich die Magierin umbrachte, sobald sich mir die Gelegenheit dazu bot – und nicht erst später, wenn ich mir eine angemessen grausame Methode ausgedacht hatte. Tot war tot. Solange alle anderen am Ende atmeten und sie es nicht mehr tat, musste ich mich damit zufriedengeben, selbst wenn es mir eigentlich zu wenig war. Zu wenig für das, was sie Fletcher angetan hatte. Aber er würde es verstehen. Ihm wäre es lieber gewesen, Finn am Leben zu sehen, als seinen Mörder gefoltert.
Alexis James, das wusste ich, würde sich auf keinen Fall damit zufriedengeben, Finn und Roslyn gegen die Festplatte einzutauschen. Nein, sie würde dieses Treffen als Gelegenheit betrachten, uns ein für alle Mal zu erledigen. Sie hatte mich schon einmal zum Abschuss freigegeben, und sie würde es ohne Zögern wieder tun. Aber dieses Mal wusste ich, was mich erwartete, und ich war gewappnet.
Als ich fertig war, ging ich zurück ins Wohnzimmer, wo Caine sich ebenfalls bereit machte. Der Detective hatte den Anzug ausgezogen, den er sich von Finn geliehen hatte. Jetzt trug er Jeans, Wanderschuhe, ein schwarzes T-Shirt und eine Lederjacke. Caine beugte sich vor und befestigte an seinem Knöchel ein Holster mit einem kurzläufigen Revolver darin. Als er fertig war, richtete er sich auf, zog die Pistole aus seinem Hosenbund am Rücken, entfernte das Magazin und kontrollierte es. Als er sich davon überzeugt hatte, dass alles in Ordnung war, setzte er es wieder ein.
Aber er ließ die Waffe nicht wieder verschwinden. Stattdessen senkte Caine nur den Arm, den Finger auf dem Abzug. Er sah nicht in meine Richtung, aber ich wusste genau, worüber er nachdachte. Dass er mich jetzt einfach umbringen konnte und damit den Mord an seinem Partner rächen. Dass er auch alleine zu Finn, Roslyn und Alexis James fahren konnte. Und dass damit diese unheimliche Anziehungskraft zwischen uns beendet wäre. Mehr Fliegen, als unter eine Klappe passten, wie Finn sagen würde.
»Wirst du mich erschießen, Detective?«, fragte ich leise. Mein
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