Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
Ausweisen und Geld. Aber diese spezielle Weste war etwas Besonderes, weil Steinsilber in sie eingearbeitet war. Das Metall war äußerst robust und stoppte so gut wie alles, außer vielleicht einer Rakete. Es nahm auch eine Menge an Elementarmagie auf, bevor es anfing, langsam zu schmelzen. Wie praktisch, dass die Weste mir jetzt schon geholfen hatte – ganz ohne magischen Angriff.
Trotzdem schmerzte der Aufprall der Kugel, als wäre mir ein hundert Stundenkilometer schneller Baseball gegen die Brust geknallt. Ich biss die Zähne zusammen und blieb vollkommen still liegen, um auf das Unvermeidliche zu warten.
Das Echo des Schusses hallte im Steinbruch wider wie ein Donnerschlag. Langsam verklang das Geräusch und wurde von einer unheimlichen Stille ersetzt. Der Stein unter meinem Kopf murmelte unbehaglich, aber ich blendete ihn aus. Zehn … zwanzig … dreißig. Fünfundvierzig …
Ich war noch nicht bei einer Minute angekommen, als ich von Alexis James die Worte hörte, auf die ich gewartet hatte.
»Holt die Festplatte«, befahl sie. »Und schieß ihr noch ein paar Kugeln in den Kopf, nur um auf Nummer sicher zu gehen.«
Fast musste man ihre Sorgfalt bewundern. Schritte knirschten über den steinigen Boden und kamen langsam auf mich zu. Die Schritte waren langsam und gleichmäßig, und ich konnte nicht erkennen, welchen der drei Männer sie geschickt hatte. Meine Finger schlossen sich langsam um das Messer, das bereits in meiner Hand lag. Eigentlich auch egal, welcher der drei als Erstes kam, um zu sterben.
Eine Hand landete auf meiner Schulter und drehte mich um. Ich sah in das Gesicht des Mannes. Carlyles zeitungslesender Freund vom Cake Walk. Er riss überrascht die Augen auf und zog seine Oberlippe hoch, sodass gelbe Reißzähne sichtbar wurden.
»Sie ist nicht …«
Das waren seine letzten Worte.
Ich rammte ihm mein Messer ins Herz. Der Mann stolperte nach hinten, und ich klammerte mich an ihn und nutzte sein Gewicht, um mich auf die Füße zu ziehen. Die Bewegung überraschte die anderen. Sie standen einfach da, unsicher, was gerade passiert war.
»Lauft!«, schrie ich Finn und Roslyn zu. »Jetzt!«
Finn rammte seine Schulter gegen den zweiten Mann, der nach hinten stolperte. Roslyn sprang an ihm vorbei und raste davon. Finn eilte hinter ihr her, und die beiden rannten so schnell, wie es ihnen mit den auf den Rücken gefesselten Händen eben möglich war. Sie verschwanden hinter einem Felsvorsprung. Stephenson und der andere Kerl wussten nicht, was sie tun sollten – auf Finn und Roslyn schießen oder sich auf mich konzentrieren.
Sie entschieden sich für mich.
Ich schubste den toten Mann zur Seite und warf mich nach rechts. Drei weitere Kugeln schossen über meinen Kopf hinweg. Ich kam auf die Beine, griff nach einem der Messer in meinen Stiefeln und warf es. Die Klinge traf den zweiten Mann in den Magen. Er schrie und ließ seine Waffe fallen, dann riss er sich das Messer aus dem Bauch, das von seinem eigenen Blut schwarz glänzte. Dumm von ihm. Er machte noch einen Schritt nach vorne, dann fiel er in sich zusammen. In ungefähr einer Minute würde er verblutet sein.
Damit blieben nur noch Stephenson und Alexis. Ich holte das Messer aus meinem anderen Stiefel, sodass ich in beiden Händen Klingen hielt. Aber der Captain war schneller als ich. Er konnte noch einmal schießen. Auch diese Kugel traf mich hart, und ich stolperte nach hinten. Er schoss noch einmal auf meine Brust, und ich fiel zu Boden. Eines der Messer entglitt meinen Fingern und kam klappernd auf dem Stein auf.
»Ich kümmere mich um sie!«, schrie Alexis. »Schnapp dir die anderen beiden! Jetzt!«
Stephenson drehte sich um und lief los. Aber der Riese war nicht in Form, und seine Schritte waren langsam. Ich hoffte, dass Finn und Roslyn genug Vorsprung hatten, um ihm zu entkommen, bis Caine ihnen helfen konnte.
Damit blieben Alexis und ich im Steinbruch zurück. Ich machte Anstalten aufzustehen, um beide Messer auf sie zu werfen. Ich musste sie umbringen – jetzt. Bevor sie ihre Magie entfesselte.
Zu spät.
Schon als ich auf den Knien war, waren Alexis James’ Augen vollkommen weiß, weil sie ihre gesamte Macht rief. Das milchige Glühen um ihre Fingerspitzen verwandelte sich in magische Flammen, die über ihre Haut züngelten. In weniger als einer Sekunde ballten sich die dünnen Feuersäulen zu einem großen Ball reinster Macht, der wie ein Leuchtfeuer zwischen ihren Fingern brannte.
»Fahr zur Hölle,
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