Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
kantige graue Struktur meiner Haut erkennen konnte.
Alexis zischte: »Du bist ein verdammter Elementar!«
»Willkommen im Klub, Miststück.«
Damit rannte ich los und warf mich auf sie. Diesen Angriff hatte Alexis nicht erwartet, und sie schaffte es nicht, noch einen Schuss abzugeben, bevor ich gegen ihren Körper prallte. Ihre Konzentration versagte, und die Pistole glitt aus ihren Fingern. Alexis fiel auf den Boden des Steinbruchs, ich war direkt über ihr. Tretend, schlagend, kratzend. Ich mochte im Kampf ja geübter sein als sie, aber Alexis’ Magie und ihre Frustration trieben sie in die Raserei. Sie steckte meine harten Schläge weg, als hätte ich sie gar nicht getroffen, und schaffte es, einige heftige Schwinger zu setzen.
Sie trat, biss und schlug wild um sich.
Wann immer wir uns nicht mit Magie bewarfen, rollten wir uns prügelnd herum. Alexis beschoss mich mit ihrem Wind. Ich hielt mit meiner Steinmagie dagegen und blockte so ihre stürmischen Angriffe ab.
Nach zehn Sekunden bemerkte ich eine erste Erschöpfung. Nach dreißig Sekunden keuchte ich. Nach ungefähr einer Minute konnte ich mich gerade noch dazu zwingen weiterzumachen. Die Verwendung von so viel Magie erschöpfte mich schnell. Und die Pistolenkugel und der brennende Schmerz der Wunde in meiner Schulter machten es nicht gerade besser.
Dann schaffte Alexis es, einen glücklichen Treffer zu landen, und mein Kopf knallte gegen den Felsboden. Für eine Sekunde wurde die Welt um mich schwarz. Meine Steinmagie flackerte und begann mir zu entgleiten wie Wasser, das in trockenem Sand versickert. Ich kämpfte darum, meine Macht zu halten, mich nur auf sie zu konzentrieren und alles andere auszublenden. Wenn ich meine Magie losließ, war ich tot. Ihre gewaltige magische Kraft würde über mich hinwegschwappen und mich bei lebendigem Leibe häuten, würde Haut und Muskeln von meinen Knochen reißen, bis nichts übrig blieb als ein kümmerlicher Haufen rohen Fleisches.
Alexis bemerkte meine Schwäche. Sie warf sich über mich und boxte mich wieder und wieder ins Gesicht. Die Schläge machten mich benommen, und mein Widerstand schwand dahin. Schon konnte ich ihre Luftmagie spüren, die wie eine Peitsche gegen meine Haut schlug. Auf meinem Gesicht, meinem Hals und meinen Händen bildeten sich Blasen, als sich der Sauerstoff unter meine Haut drängte.
Alexis hob ihre Hand, und ihre Finger glühten auf. Wieder ließ ihre Luftmagie sie hell strahlen wie ein Schweißgerät. Sie führte ihre Hand immer höher, bis ihre Finger vor meinen Augen schwebten. Sie würde ihre Kraft einsetzen, um meine Augäpfel zu zerquetschen und mir die Haut vom Gesicht zu schälen.
Genau wie sie es bei Fletcher getan hatte.
Ihre Hand senkte sich langsam, aber ich fing sie mit meiner eigenen ab und stieß sie zurück. Mir war genug Energie geblieben, dass ihre Luftmagie meine Haut nicht sofort zerreißen konnte, aber es war nur noch eine Frage der Zeit. Eine Minute. Höchstens zwei.
Unsere Hände rangen hin und her, und mit jedem Mal kamen ihre brennenden Finger meinem Gesicht ein bisschen näher, bis ich nicht mehr sehen konnte als ein milchig weißes Glühen. Weitere Blasen bildeten sich auf meiner Haut und drohten zu zerplatzen. Es tat jetzt schon so unendlich weh, ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie schrecklich der Schmerz werden würde, wenn sie aufbrachen. Ich würde nicht mehr lange aushalten. Nicht so.
Fletcher, dachte ich verzweifelt. Was würde Fletcher tun?
Töte das Miststück, egal wie.
Ich konnte seine barsche Stimme förmlich hören.
»Gib auf, Spinne«, krähte Alexis triumphierend. »Meine Magie ist stärker als deine! Du kannst nicht gewinnen. In diesem Fall schlägt Luft Stein!«
Und da dämmerte es mir. In diesem Moment verstand ich endlich, dass ich die ganze Sache falsch angegangen war. Normalerweise hätte ich niemals jemanden direkt konfrontiert. In meinem Geschäft funktionierten Frontalangriffe eigentlich so gut wie nie. Das hatte Fletcher mir beigebracht. Ich war die Spinne. Die Frau, die sich in den Schatten versteckte. Meine Spezialität waren Angriffe aus dem Hinterhalt. Ich überrumpelte Leute, manövrierte sie aus. Darin war ich hervorragend. Das war meine eigentliche Stärke.
Und es war Zeit, sich wieder darauf zu besinnen.
Ich hatte noch genug Kraft für einen Magiestoß in mir. Vielleicht auch zwei. Bis jetzt hatte ich mich defensiv verhalten, hatte versucht, Alexis’ Angriffe abzuwehren. Aber ich war nicht gerne in der
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