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Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Titel: Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Margherita in der Hand in der Karibik sitzen, wenn der arme Idiot das Paket öffnete und mit einem lauten Knall in die Luft flog.
    Die meisten Runen hatten aus sich heraus keine Macht, sondern waren nur ein einfacher Weg, seine Abstammung zu verkünden, Bündnisse einzugehen oder Aussagen über das eigene Temperament, Geschäft, den Beruf oder die Hobbys zu machen. Die Rune meines Geschlechts, das der Snows, war eine Schneeflocke – das Symbol für eisige Ruhe. Meine Mutter Eira hatte sich die Rune zu einem Steinsilber-Amulett formen lassen, das sie stets an einer Kette um den Hals getragen hatte. Dann hatte meine Mutter die Tradition fortgeführt und für jeden von uns ein Medaillon anfertigen lassen, mit unterschiedlichen Symbolen, die etwas über unsere jeweiligen Charaktere verrieten.
    Die erste gezeichnete Rune auf dem Sims hatte die Form einer Schneeflocke. Ihr folgte das Bild eines gewundenen Efeu-Schösslings, der für Eleganz stand. Das war die Rune an der Kette meiner älteren Schwester Annabella gewesen. Und schließlich gab es noch die Schlüsselblume, die die Schönheit symbolisierte und die meine Mutter meiner jüngeren Schwester Bria gegeben hatte.
    Auf dem Sims gab es kein Bild von meiner Rune, die eine Spinne zeigte. Der kleine Kreis umgeben von acht gleichmäßig verteilten Strichen war weder kompliziert noch interessant genug gewesen, um eine Zeichnung für meinen Kurs zu rechtfertigen. Natürlich besaß ich das Medaillon mit der Spinnenrune nicht mehr. Aber wenn ich das verdammte Ding sehen wollte, musste ich nur auf die Narben auf meinen Handflächen schauen.
    Mühsam riss ich mich aus meinen Gedanken. Im Herbst waren die Erinnerungen immer am stärksten. Zu dieser Jahreszeit waren meine Mutter und Annabella von dem Feuerelementar getötet und ihre Körper zu Asche verbrannt worden. Bria war diesem Schicksal entkommen, nur um lebendig unter den einstürzenden Wänden unseres Hauses begraben zu werden. Alles, was ich von meiner kleinen Schwester noch gefunden hatte, war ein Blutfleck auf dem steinernen Fundament.
    Der scharfe, klare Geruch in der Luft. Das helle strahlende Blau des Himmels. Der reichhaltige feuchte Duft der Erde. Die Art, wie die sich nähernde Kälte des Winters das Murmeln der Steine am Boden langsam einschläferte. Das alles erinnerte mich an sie, selbst jetzt noch, siebzehn Jahre später.
    Doch die Runen auf dem Sims würden mir meine Familie nicht zurückbringen. Nichts konnte das erreichen. Ich wusste nicht, warum ich die verdammten Zeichnungen überhaupt angefertigt hatte. Ich brauchte wirklich dringend Urlaub. Vielleicht hatte Fletchers Gerede vom Ruhestand mich doch mehr aus dem Gleichgewicht gebracht, als mir klar gewesen war.
    Meine Finger schlossen sich fester um die Mappe in meiner Hand. Ich riss meinen Blick von den Bildern auf dem Sims, ging ins Schlafzimmer und schloss die Tür, um die Runen nicht länger zu sehen.
    Aus den Augen, fast aus dem Sinn.
    Um acht Uhr am nächsten Abend stand ich auf dem obersten Balkon des Ashland-Opernhauses, eines massiven Gebäudes aus grauem Granit und glitzerndem weißem Marmor. Die Oper, ein altmodisches architektonisches Kleinod, erstreckte sich über die Länge von drei Häuserblocks. Jeder der drei Flügel wurde von einem schmalen Türmchen gekrönt, sodass der Bau auf mich immer wie ein aufwendig gebautes Puppenhaus wirkte. Schwarze Flaggen mit silbernen Noten darauf – die Rune des Opernhauses – flatterten in der Septemberbrise an jeder Turmspitze.
    Vor zwanzig Minuten hatte ich die Oper durch den Haupteingang betreten. Mit meinem weißen Hemd, der schwarzen Hose, den Stiefeln mit niedrigem Absatz und einem Cellokasten sah ich aus wie jeder x-beliebige Musiker der heutigen Aufführung. Niemand hatte mir auch nur einen zweiten Blick zugeworfen, als ich durch die Lobby geschlendert und die Prunktreppe nach oben gestiegen war, um dann noch ein paar weitere Stockwerke zu erklimmen. Ich hatte meine Eismagie eingesetzt, um zwei lange schlanke Dietriche zu erschaffen, mithilfe derer ich das Schloss zur Galerie aufbrach. Ich mochte durch den Vordereingang gekommen sein, aber nachdem ich den Job erledigt hatte, würde ich durch den Hinterausgang verschwinden.
    Während die Front des Opernhauses auf die geschäftige Innenstadt von Ashland zeigte, kauerte der hintere Teil des Gebäudes über mehreren hohen gezackten Klippen, die steil zum Fluss Aneirin abfielen. Klippen, an denen ich mich in ungefähr einer Stunde abseilen

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