Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
Vorbereitung auf meinen lang erwarteten Urlaub.
Stattdessen war ich auf der Flucht vor einer mysteriösen Person, die mich tot sehen wollte, und den Gesetzeshütern, die mich eigentlich hätten beschützen sollen. In der Zwickmühle. Die Geschichte meines Lebens.
»Ich habe ein paar Anrufe gemacht, während du mit dem Detective geplaudert hast«, meinte Finn. »Sophia hat die Leiche entsorgt, die du in die Kühltruhe im Pork Pit gesteckt hast. Gute Arbeit, lässt sie dir ausrichten.«
Ich verzog das Gesicht. Aus irgendeinem Grund genoss die Grufti-Zwergin ihre Beseitigungsarbeit mehr, je blutiger und misshandelter die Leiche war. Ich wusste nicht, warum. Nein, ich wollte gar nicht wissen, warum. Fletcher hatte Sophia vertraut, und das war alles, was ich wissen musste. Ihre Methoden, Vorlieben und eventuellen Fetische gingen mich nichts an.
»Sophia hat sie heute Morgen weggeschafft. Sie meinte, sie wollte lieber warten, bis die Cops Dads Leiche weggeschafft haben.« Finns Stimme zitterte ein wenig.
»Es tut mir leid, Finn.«
Er räusperte sich und zuckte mit den Achseln. »Wir wussten doch alle, dass es wahrscheinlich eines Tages so kommen würde. Dad hat die Risiken verstanden und akzeptiert, genau wie wir es tun.«
»Fletcher mag ein Killer gewesen sein, aber er hat immer sein Wort gehalten. Er hat es nicht verdient, so hintergangen zu werden. Das wird nicht ungestraft bleiben.«
Finn nickte. »Sophia hat erklärt, dass die Cops es als schiefgelaufenen Überfall behandeln. Noch ein Gewaltverbrechen in einem an Southtown grenzenden Viertel, das langsam vor die Hunde geht.«
Ich schnaubte. »Mit anderen Worten, sie haben die Akte bereits geschlossen und sich dem nächsten Fall zugewandt.«
»Das ist der Lauf der Dinge, Gin. Das ist der Lauf der Dinge.« Er warf mir einen Seitenblick zu. »Bevor sie die Cops gerufen hat, hat Sophia Dads Leichnam fotografiert. Sie dachte, ich würde es vielleicht selbst sehen wollen.«
Ich erstarrte. Verdammt sollte die Grufti-Zwergin sein. Zweimal in die Hölle verdammt.
»Sie hat mir das Foto gemailt, während du im Cake Walk warst.« Finn drehte den Kopf, um mich zu mustern. »Warum hast du mir nicht erzählt, dass er von einem Luftelementar zu Tode gefoltert wurde?«
Ich konnte Finns grüne Augen hinter seiner schwarzen Sonnenbrille nicht erkennen, aber der Schmerz machte seine Stimme rau, als hätte jemand eine Käsereibe über seine Stimmbänder gezogen.
»Weil tot nun einmal tot ist. Er kommt nicht mehr zurück, also spielt es keine Rolle, wie er gestorben ist.« Meine Stimme war genauso belegt wie seine.
Finn umfasste das Lenkrad fester. »Du hättest es mir sagen müssen.«
»Ich habe versucht, dir die unwichtigen Details zu ersparen.«
Die unterdrückten Gefühle ließen meine Stimme scharf klingen, härter, als es mir eigentlich gefiel. Ich hatte in meinem Leben schon eine Menge Leichen gesehen, aber keine war so schlimm zugerichtet gewesen wie Fletchers. Das Bild seines geschundenen, übel bearbeiteten Gesichtes und die bösartige Freude, die jemand daran gehabt hatte, ihm das anzutun, würde mich den Rest meines Lebens verfolgen. Ein weiterer Geist der Vergangenheit, den ich nie würde bannen können. Egal wie sehr ich mich darum bemühte.
Denn ich hätte es verhindern können. Hätte es verhindern müssen ! Hätte das Pork Pit früher erreichen müssen. Hätte stärker, schneller, besser, klüger sein müssen. Hätte alles sein müssen, was Fletcher mir beigebracht hatte, statt eine bittere Enttäuschung.
Die Erinnerung an zwei weitere Leichen stieg in mir auf – die rauchende, verbrannte Hülle, die einst meine Mutter Eira gewesen war. Der kleinere Körper, der einmal meiner älteren Schwester Annabella gehört hatte. Eine Blutpfütze auf den Steinen, wo Bria sich versteckt hatte. Wut- und Schmerzensschreie hallten in meinen Ohren wider, zusammen mit meinem eigenen unterdrückten Schluchzen …
Der Geländewagen holperte durch ein Schlagloch und brach den grausigen Bann meiner Gedanken. Aber der kalte Knoten der Wut in meiner Brust pulsierte wieder, in perfektem Gleichklang mit meinem Herzen.
Sobald ich mich wieder unter Kontrolle hatte, lehnte ich mich nach links, legte eine Hand auf Finns und drückte sie. Er entzog sich mir nicht, aber er sah mich auch nicht an. Ich ließ ihn los und sank zurück in meinen Sitz. Mehrere Minuten lang herrschte Schweigen.
»Hat Sophia dir noch mehr erzählt? Sie hält ihr Versprechen, sich ums Restaurant zu
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