Spion der Liebe
schneeweiß. Wenn ich die Nadeln aus deinem Haar löse, zitterst du vor Erwartung und vergißt die Worte deines Gebets, denn du willst mich in dir spüren. Du weißt, wie ich mich in deinem warmen Schoß anfühle, und du willst dich erheben.« Zärtlich strich er über Serenas Bauch. »Aber ich zwinge dich, dein Gebet zu vollenden, bevor du mich entkleiden darfst. Das hat dir stets gefallen, nicht wahr? So sanft hast du mich berührt und über meine Ungeduld gelächelt.«
Eine schmucklose Zelle, eine junge Nonne, von weltlicher Sehnsucht verleitet – und der leidenschaftliche St. Jules-Erbe, der verbotene Freuden sucht …
Deutlich sah Serena diese Bild in ihrer Fantasie. »Du hast sie geliebt, nicht wahr?« fragte sie und hob die Lider. Plötzlich hatte sich der Klang seiner Stimme verändert und ihn verraten.
Zu ihrer Bestürzung las sie kaltes Entsetzen in seinen Augen. Er wich zurück, als hätte sie ihn geschlagen, sprang auf und eilte zum Barschrank. Schmerzhaft hämmerte sein Herz gegen die Rippen. Welchen Eindruck seine Worte erwecken mußten, wurde ihm erst jetzt bewußt. Jahrelang hatte er nicht mehr von Caitlin geträumt. Was für ein Narr ich bin, dachte er, während er sich einen Cognac einschenkte. Warum habe ich davon gesprochen? Qualvolle Erinnerungen bestürmten ihn und weckten den alten Zorn von neuem.
Wie lange war es her, seit er Caitlin zum erstenmal gesehen hatte … Sie war mit Schwester Mary Martha durch den Klostergarten gewandert – die keusche, unschuldige Schwester Claire. Welch ein Unterschied zu ihrer Begleiterin, deren weltliche Gelüste die Fantasie all seiner Freunde angeregt hatte …
Verzweifelt begehrte er Caitlin, mit der ganzen hemmungslosen Leidenschaft eines blutjungen Mannes. Er schickte ihr Briefe und Blumen, kaufte ihr juwelenbesetzte Gebetbücher, die sie nicht behalten durfte und sofort zurücksandte. Aber er umwarb sie beharrlich und gnadenlos. Schließlich siegte die Sinnlichkeit der schönen Caitlin Garrick aus Ulster – ein heißes Verlangen, das immer noch hinter Schwester Claires hart erkämpftem, strengem Glauben schlummerte. In einer warmen Sommernacht hatte sie sich dem fünfzehnjährigen Beau hingegeben.
»Du verschüttest deinen Cognac«, mahnte Serena leise, und ihre Stimme holte ihn in die Gegenwart zurück. Verwirrt betrachtete er die Tropfen auf dem polierten Schränkchen, nahm ein Hemd von einer Sessellehne und wischte sie weg. »Tut mit leid«, entschuldigte sie sich. »Danach hätte ich nicht fragen dürfen.«
»Schon gut, es ist nicht deine Schuld«, erwiderte er ausdruckslos. »Möchtest du was trinken?«
Als sie den Kopf schüttelte, kehrte er zum Bett zurück, die Flasche in der Hand. Er setzte sich, ans Kopfteil gelehnt, und streckte die langen Beine aus. Sorgsam vermied er, Serena zu berühren. Während er sein Glas leerte und noch einmal füllte, entstand ein drückendes Schweigen.
Schließlich seufzte sie leise. »Du willst nicht über diese Nonne reden.«
»Da gibt’s nichts zu erzählen – sie ist gestorben«, entgegnete er, steckte den Korken in die Flasche und stellte sie auf den Boden. Keine Religion ist ein solches Opfer wert, dachte er bitter. Wie sehr er Caitlin geliebt hatte und sie ihn …
Doch das war belanglos gewesen, sobald man ihre Sünde entdeckt hatte. Am selben Abend erhängte sie sich in ihrer Zelle, ohne ihm eine Nachricht zu hinterlassen. Und sein junges, übervolles Herz war fast zerbrochen.
Fluchend hob er das Glas an die Lippen und nahm einen großen Schluck.
»Möchtest du lieber allein sein?« flüsterte Serena mitfühlend.
»O Gott, nein!« Er holte tief Atem. »Wahrscheinlich erinnerst du mich an sie. Deine Augen … Auch sie hatte blaue Augen, die manchmal grünlich schimmerten. Willst du wirklich nichts trinken? Champagner? Oder Wein? Jetzt könnte ich eine Trinkgefährtin gebrauchen.«
»Dann schenk mir ein bißchen Champagner ein.«
»Gut.« Neben dem Bett standen die Champagnerflasche und Serenas Glas. Er griff danach und lächelte gequält. »Wie ich solche melancholischen Stimmungen hasse!« Statt dessen zog er es vor, die bösen Erinnerungen zu verdrängen, so wie in den letzten acht Jahren.
»Vielleicht solltest du nicht so schnell trinken. Wenn Papa eine Flasche Cognac geleert hatte, wurde er immer trübsinnig.«
»Cognac heitert mich auf«, entgegnete er und entkorkte den Champagner. »Wenigstens bis zur fünften Flasche.«
»Da kann ich leider nicht mithalten.«
Ironisch hob er die
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