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Spion der Liebe

Spion der Liebe

Titel: Spion der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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Entfernung zu eröffnen, dachte er voller Genugtuung. Man sollte sich gedulden, bis ein Angriff Erfolg verspricht. »Warten Sie noch eine Weile, Mr. Slade!«
    Nun quoll eine Rauchwolke aus der Korvette am Steuerbordbug, und diesmal hörten sie den Knall des Geschosses, das zwischen den Topsegelrahen der Siren hindurchraste.
    Beau warf einen letzten Blick auf die Wetterfahne und die zitternden Segel. »Jetzt, Mr. Slade! Zeigen wir ihnen, wozu englische Kanoniere fähig sind!«
    Nach der gründlichen Ausbildung beherrschten Beaus Stückmeister ihr Handwerk exzellent. Beide Buggeschütze krachten gleichzeitig und erschütterten die Yacht bis zum Kiel. Für einige Sekunden verschwand das Deck unter den Qualmwolken. Aber der Wind zerteilte sie schnell genug, und die Männer sahen, wie die Geschosse in die Korvetten schlugen.
    »Zwei Treffer, Sir!« verkündete Berry und hustete im beißenden Pulverrauch.
    »Gut geschossen, Mr. Slater!« lobte Beau. »Benutzen Sie die langen Geschütze, bis wir herangekommen sind, und setzen Sie die Karronaden erst ein, wenn ich den Befehl dazu gebe.«
    Mit schmalen Augen schaute er zu den Korvetten hinüber, die immer näher heransegelten und unentwegt feuerten. An den Bugs rauschte weißer Schaum vorbei. Hastig berechnete Beau den Wind und die Wellen, die Zeit bis zum Zusammentreffen und die Distanz, verglich die Geschwindigkeiten und überlegte, wie weit die feindlichen Schiffe voneinander entfernt sein mußten, damit die Siren zwischen ihnen hindurchzufahren vermochte. Er konnte nur hoffen, die Zielsicherheit der Franzosen würde sich nicht verbessern. Ihre Geschütze donnerten pausenlos.
    Wenn die Yacht zwischen die beiden Schiffe segelte, mußten sie das Feuer einstellen. Sonst würden sie riskieren, einander zu treffen. Aber Beaus Kanonieren würde sich die Chance einer Breitseite bieten. Andererseits – vielleicht ließen es die Franzosen auf einen Zusammenstoß ankommen. Sein Puls beschleunigte sich. Durch sein Fernglas studierte er die Stückpforten der Korvetten. Über seinen Kopf sauste eine Kanonenkugel hinweg – entweder ein schlechter Schuß oder ein Versuch, die Takelage der Siren zu zerstören.
    Als ihn nur mehr hundert Meter von den Feinden trennten, attackierte seine Yacht die Korvetten mit langen Geschützen, die ohrenbetäubend krachten. Siebzig Meter – der Zwischenraum war zu schmal …
    »Halten Sie den Kurs!« befahl er dem Steuermann, während die Yacht vom Bug bis zum Heck bestrichen wurde. Unter seinen Füßen erzitterte das Deck, und er hörte seine Männer schreien. Splitter flogen an ihm vorbei. Dann wurde er getroffen, fiel blutig auf die harten Planken und verfing sich in der herabgestürzten Takelung des Besanmasts. Entschlossen bekämpfte er sein Schwindelgefühl, befreite sich und sprang auf. Der Steuermann stand immer noch am Ruder, und Beau wußte, daß die Siren auf ihrem Kurs blieb. »Achterwache!« rief er. Seine eigene Stimme gellte ihm in den Ohren, heiser und fremd. »Äxte her! Schnell, zerhackt die Takelage.«
    Sofort rannten mehrere Männer herbei, hieben auf das Gewirr aus Tauen ein. Andere brachten die Verwundeten unter Deck.
    An die Reling gelehnt, wischte sich Beau das Blut von den Wangen. Dreißig Meter – und nach wie vor auf Kollisionskurs … Jetzt hatte er nicht mehr viel Zeit, und er zwang sein immer noch leicht benommenes Gehirn, sich zu konzentrieren. »Feuer einstellen!« schrie er.
    Noch zwanzig Meter – bei diesem Tempo nur wenige Sekunden … Würden die Franzosen einen Frontalzusammenstoß riskieren?
    Plötzlich drehten die Korvetten nach Back-und Steuerbord ab, und die Siren raste zwischen ihnen hindurch, wobei sie jedes Schiff nur um knapp vier Meter verfehlte. Beau schaute nach achtern. Sobald das Heck seiner Yacht die feindlichen Bugs passierte, brüllte er: »Feuer!«
    Gnadenlos trafen die Breitseiten der Karronaden beide Korvetten. Noch bevor der Wind die Rauchwolken auseinandergetrieben hatte, wurden die Geschütze nachgeladen und donnerten erneut.
    Nach der dritten Salve waren sie so heiß, daß die triefnassen Schwämme in den Bohrungen zischten und dampften.
    Im dichten Qualm sah Beau nur die hohen Maststangen der Korvetten.
    »Schauen Sie, Sir!« rief Berry, dessen Gestalt allmäh-lich im Pulverrauch auftauchte. »Beide Schiffe sind zerstört.«
    Als der Wind die letzten grauen Schleier verjagte, sah Beau zerfetzte Segel, zerbrochene Masten und zerschossene Rahen. Seine Besatzung brach in lauten Jubel aus.

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