Spion der Liebe
würde.« Serena lächelte wehmütig. »Zumindest theoretisch. An eine Seeschlacht dachte ich natürlich nicht. Bitte, verzeih mir meine Feigheit.«
»Niemand hat erwartet, du würdest dich in den Kampf stürzen. Immerhin bist du jetzt geeicht. Beim nächsten Mal wird’s dich nicht mehr so schockieren.«
»Rechnest du mit weiteren Kämpfen?« fragte sie bestürzt.
»Eigentlich nicht. Die Fahrt von Menorca nach Palermo dauert nicht lang.«
»Wie oft kommt es zu solchen Schlachten?«
»Je nachdem, wo man sich gerade befindet. Tag für Tag durchbricht Bonaparte die Blockaden.«
»Vielleicht sollte ich in Zukunft etwas öfter beten.«
»Keine Bange«, erwiderte er lächelnd, »die Siren ist schnell wie der Wind, und ich werde auf dich aufpassen.«
Seine Worte trösteten und beglückten Serena, obwohl sie sich ermahnte, nicht allzuviel in seine Fürsorge hineinzugeheimnissen. In beiläufigem Ton entgegnete sie: »Deine Zuversicht beruhigt mich.«
Um sie auf andere Gedanken zu bringen, erzählte er von einer abgeschiedenen kleinen Strandvilla auf Menorca, wo sie einige Tage wohnen würden. »Nun, wie klingt das?«
»Nach der ersten Seeschlacht meines Lebens – einfach himmlisch. Und weil ich dir meine Dankbarkeit beweisen will, werde ich sogar deine Kleider waschen und für dich kochen.«
»Du könntest deine Dankbarkeit auch auf andere Art zeigen.«
»Soll ich dich porträtieren?«
»Das meine ich nicht.«
»Ich soll nicht kochen, nicht waschen und nicht malen … Leider kann ich weder singen noch Gedichte vortragen. Und an einem einsamen Strand gibt’s sicher kein Klavier …«
»Sehr komisch!« stöhnte er. »Als würde ich jemals künstlerische Genüsse von einer Frau erwarten!«
»Also widersprichst du den Müttern, die ihren Töchtern einschärfen, sie müßten die Männer mit solchen Darbietungen vor den Traualtar locken?«
»Natürlich kann ich nur für meine Freunde und mich sprechen. Aber wir bevorzugen Frauen, die andere Qualitäten besitzen. Nun, bevor wir den Hafen erreichen, können wir uns in aller Ruhe über die Frage unterhalten, wie du mich erfreuen sollst.« Beau stand auf und holte eine Flasche Cognac aus seinem Barschrank. »Was stellst du dir denn vor?«
»Nichts, was mit dem Traualtar zu tun hätte. Und soviel ich weiß, bist du mir dankbar dafür. Müßtest du nicht frühstücken, bevor du Alkohol trinkst? Von meinem Frühstück ist noch was übrig. Brot und kalter Braten.«
»Wenn deine Dankbarkeit so weit geht, mir was zu servieren …«
»Mit Vergnügen.«
Während er heißhungrig zu essen begann, beobachtete sie ihn in der sonnenhellen Kabine. »Auf Menorca mußt du mir unbedingt Modell sitzen«, sagte sie leise und wünschte, sie könnte auf der Leinwand seine männliche Schönheit einfangen, seine Kraft, den Charme seines Lächelns – und die Liebe, die sie für ihn empfand.
13
Einige Stunden später ging die Besatzung der Siren in Mahón an Land. Beau traf den britischen Kommandanten von Menorca und übergab ihm Damiens Depeschen. Da die Yacht doch ramponierter war als zunächst vermutet, versprach der Offizier, eine Abordnung aus dem Fort an Bord zu schicken und die Schäden reparieren zu lassen.
Danach fuhren Beau und Serena in einem Gig die Küstenstraße entlang, zu einem abgeschiedenen Dorf. Direkt über dem Mittelmeer lag eine pittoreske ockerfarbene Stuckvilla, von mehreren blumengeschmückten Terrassen umgeben. Zwischen Limonenbäumen und blühenden Mimosen wand sich die Zufahrt den Hang hinauf.
Serena holte tief Atem und glaubte, sie wäre ins Paradies geraten. In einem gepflasterten Hof, wo ein bemooster Brunnen plätscherte, stiegen sie aus dem Wagen. Beau ergriff das Gepäck und führte Serena in eine Halle mit blauen Kachelwänden. »Hier gibt’s keine Dienstboten, keine offiziellen Pflichten, die ich erledigen müßte, nur dich und mich – und hoffentlich eine gutgefüllte Speisekammer. Ich bin halb verhungert.«
Seit dem vergangenen Abend hatte er nichts gegessen, außer den Resten von Serenas Frühstück. Und da er regelmäßig Cognac trank, brauchte sein Magen dringend eine Stärkung.
»Wem gehört das Haus?« Entzückt schaute sie sich um. Zu beiden Seiten der Halle lagen kleine Salons, deren hübsche Einrichtung die ordnende Hand einer Frau verriet. Geschnitzte Kletterrosen und tanzende Putten schmückten das Geländer der Stufen. Über dem Treppenabsatz im Oberstock hing das Porträt einer englischen Lady, nach der Mode gekleidet, die vor
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