Spion der Liebe
mir verdammt gut.«
Wortlos strich sie über seine muskulöse Brust. Um so besser wußte sie, was sie mit ihm verband – eine heiße Liebe, die ihren Körper und ihre Seele erfüllte.
Nach einer Weile fragte er: »Schläfst du schon?«
Sie schüttelte den Kopf. Am liebsten würde sie nie mehr schlafen, vor lauter Angst, ihr Glück könnte zerplatzen wie eine Seifenblase, wenn sie nicht unentwegt darauf achtete.
»Möchtest du schwimmen?«
Schon jahrelang war sie nicht mehr geschwommen – zum letztenmal gemeinsam mit ihrem Vater. Begeistert richtete sie sich auf. »Sehr gern.«
»Oder sollen wir im Bett bleiben? Du weißt doch – von dir kriege ich nie genug.«
»Wäre es nicht amüsant, neue Erfahrungen zu sammeln?« fragte sie dicht an seinen Lippen. »Von Meereswellen umrauscht …«
Am nächsten Morgen schliefen sie sehr lange, ermattet von ihrem ausgiebigen Bad im Meer und all den neuen Liebesspielen. Sie waren erst bei Tagesanbruch in die Villa zurückgekehrt. Zu Mittag aßen sie nur Obst und Gebäck und tranken Kaffee, den Beau zubereitet hatte, weil Serena nicht einmal wußte, wie man Wasser kochte.
Danach trug sie ihre Staffelei und die Farbtiegel auf eine der Terrassen. Beau tat ihr den Gefallen und posierte nackt auf einer verwitterten Steinbank im Schatten verschlungener Jasminzweige, die Cognacflasche in Reichweite.
Zunächst skizzierte sie die Umgebung nur andeutungsweise. Die ockergelbe Terrassenmauer, den Himmel und das Meer in Blau und Grün, den Blumenschmuck … Erst dann konzentrierte sie sich auf Beaus vollendeten Körper. Fast eine Stunde lang arbeitete sie, ohne zu sprechen. Sorgfältig hielt sie die anmutigen Linien seiner entspannten Pose auf der Leinwand fest – die breiten Schultern, die kraftvollen Muskeln, die selbstbewußte Neigung des Kopfes, die dunklen, seidigen Locken, die im gefilterten Sonnenlicht glänzten. Seine starken, schmalen Hände, die so viel Freude schenken konnten, malte sie so naturgetreu wie möglich. Als sie sich seinen klassischen Gesichtszügen widmete, der geraden Nase, den sinnlichen Lippen, glitt der Pinsel immer schneller über die Leinwand. Bald würde sich das Licht ändern, und zuvor wollte Serena diesen Teil des Porträts fertighaben.
Mit Beaus Augen befaßte sie sich besonders gründlich und benutzte mehrere Farben, um den ausdrucksvollen Blick einzufangen, das funkelnde Amusement, das lebhafte Temperament. Zuletzt fügte sie die Narbe auf der rechten Wange hinzu, eine Erinnerung an die Seeschlacht.
Während sie arbeitete, trank er die halbe Flasche Cognac. Manchmal fragte er, wie lange es noch dauern würde, und bewegte sich unruhig. Aber meistens hielt er still – erstaunlich für einen so energiegeladenen Mann.
»Das Gesicht ist fertig«, tröstete sie ihn, als sie seine wachsende Ungeduld spürte. »Mit dem Körper muß ich mich noch ein wenig beschäftigen. Nur mehr eine Viertelstunde, dann schaffe ich’s ohne dich.«
»Kommt mir bekannt vor …«
»Halt den Mund! Jetzt habe ich was anderes zu tun.«
Seufzend ergab er sich in sein Schicksal, allerdings nur für wenige Minuten. Dann sprang er abrupt auf. »Tut mir leid, jetzt brauche ich eine Pause.« Er schlenderte zu ihr und beobachtete, wie sie dunkle Ockerfarben und Kadmiumgelb verwendete, um die Licht-und Schattenwirkung an seinen muskulösen Beinen hervorzuheben. »Großartig!« meinte er. »Du bist so talentiert wie Gainsborough. Und du übertriffst Reynolds oder Romney. Offensichtlich liegt eine erfolgreiche Zukunft vor dir.«
»Danke. Ich finde Romney genauso langweilig wie die Marmorplastiken, die er dauernd malt.«
»Und ich finde die junge Künstlerin auf meiner Terrasse mindestens genausoschön wie ihr Werk«, flüsterte Beau und küßte ihren Nacken.
»Laß mich nur den Körper fertigstellen, sonst vergesse ich die Nuancen des Lichts. Mit dem Hintergrund kann ich mich später befassen.« »Kein Problem«, sagte er, wanderte zur Brüstung und betrachtete das Meer. Aber er kehrte bald zu ihr zurück. »Morgen kannst du im gleichen Licht arbeiten. Komm, ich will dir die Terrasse an der Westseite zeigen. Dort ist der Schatten viel angenehmer.« Entschlossen nahm er ihr den Pinsel aus der Hand und führte sie ein paar Stufen hinab, in eine kleine Säulenhalle, wo eine breite Chaiselongue zwischen üppigen Bougainvilleablüten stand.
»Wie ungeduldig du bist!« klagte sie und ging zum Geländer.
»In manchen Dingen«, stimmte er zu und betrachtete ihre nackten Füße
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