Spion der Liebe
zurückkehrt, hat er diese Miss Blythe sicher vergessen.«
»Mich hast du nicht vergessen.«
»Weil’s auf der ganzen Welt nur eine einzige zauberhafte Chelsea gibt, Liebling.«
»Trotzdem hast du mir monatelang widerstanden …«
»… bis du mir das Aphrodisiakum in meinen Cognac geschmuggelt hast.« Versonnen erinnerte er sich an jene romantische Nacht.
»Nicht nur die Frauen aus Gloucestershire sind erfinderisch.«
»Wofür ich dem Himmel danke. Nur schade, daß Damiens Ehe so unglücklich ist.«
»Glaubst du, er hat Vivian jemals geliebt?«
»Keine Ahnung.« Nachdenklich starrte er durch ein Fenster in den grauen Regen. »Bei seiner Hochzeit standen wir uns noch nicht so nahe wie jetzt.«
»Jedenfalls war Vivian hinter seinem Geld her.«
»Aus Liebe hat sie ihn wohl kaum geheiratet. Wenn er sich zu einer Scheidung durchringt, wird Emma ihn hoffentlich glücklich machen. Übrigens, sie hat seinen Brief zum erstenmal unterschrieben.«
»Tatsächlich?« rief Chelsea aufgeregt. »Zeig’s mir!« Als er ihr das Blatt reichte, schmunzelte sie zufrieden. »Vielleicht solltest du die Befürworter des neuen Scheidungsgesetzes veranlassen, im Parlament etwas entschlossener aufzutreten.« 6
»Ja, eine gute Idee. Nachdem Damiens Söhne aus dem Haus sind und ihre eigenen Wege gehen. – warum sollte man ihm nicht zu seinem Glück verhelfen? Und ich mag Emma sehr gern.«
»Jeder wäre froh, wenn er sie heiraten würde. Aber er müßte seinen Botschafterposten aufgeben. In Portugal werden Scheidungen noch nicht akzeptiert.«
»Falls er Emma nur annähernd so liebt wie ich dich, wird ihn das nicht stören.«
Mit einem zärtlichen Lächeln dankte sie ihm für seine charmanten Worte. Dann griff sie wieder nach dem Brief ihrer jungen Freundin. »Mein Gott, Jane hat Beau auch gesehen! Aber sie drückt sich etwas diskreter aus als Damien. Sie erwähnt, sie sei Beau und Miss Blythe vor dem Salon einer Schneiderin begegnet.«
»Ah, sicher ist die Miss aus Gloucestershire jetzt viel besser gekleidet als früher. Außerdem müßte sie neuen Schmuck besitzen.«
Sinjin wußte nur zu gut Bescheid über Frauen, die ihre Reize nutzten, um sich zu bereichern. In seiner Jugend hatten ihm seine Bankiers oft genug vorgeworfen, er würde zu hohe Rechnungen an Schneiderinnen und Juweliere zahlen.
Aber Chelsea achtete nicht auf seinen bissigen Kommentar. »Oh, Jane erzählt von dem Ball in der Botschaft, den Beau mit Miss Blythe besucht hat, und sie beschreibt das Kleid der jungen Dame. Dunkles Rosa.«
»Nennt sie auch den Preis?« fragte er sarkastisch und handelte sich einen vorwurfsvollen Blick ein.
»Jane gibt uns nur zu verstehen, unser Sohn würde diesmal etwas intensivere Gefühle zeigen als sonst.«
Vermutlich ist Miss Blythe ungewöhnlich gut im Bett, dachte Sinjin, der Beau keine romantischen Emotionen zutraute.
»Nach dem Ball wurden die beiden nicht mehr gesehen, und inzwischen ist die Siren wieder ausgelaufen.«
Werden sie auch in Neapel zusammenbleiben, überlegte er. Vielleicht sollte ich meinen Anwalt beauftragen, Erkundigungen über Miss Blythe einzuziehen. »Ich hoffe nur, wir werden noch keine Großeltern. Sonst hätte die junge Dame ein wirksames Druckmittel in der Hand.«
»Glaubst du, Beau meint’s ernst mit ihr?« fragte Chelsea und schaute ihn gespannt an.
»Sie meint’s sicher ernst, und das bereitet mir Sorgen.
Ich werde Damien schreiben und ihn bitten, mir weitere Einzelheiten mitzuteilen.«
»Wäre es nicht möglich, daß Beau ein Mädchen gefunden hat, das er wirklich liebt?«
»Das möchte ich ihm keinesfalls mißgönnen. Aber ich werde nicht tatenlos zusehen, wie er von einer durchtriebenen Person ausgenutzt wird.«
»Dazu ist er viel zu intelligent und egoistisch. Niemals würde er einer Frau gestatten, sich mit List und Tücke in sein Herz einzuschleichen. Aber was raffinierte Ladies betrifft – ich muß dir was gestehen.«
»Erzähl mir bloß nicht, du hättest Vivian eingeladen!«
»Nein.«
»Gott sei Dank.«
»Es ist was – Persönliches.«
»Kommst du nicht mit deinem Taschengeld aus? Berkley wird dir in Zukunft etwas mehr geben.«
»Um Geld geht’s nicht.«
»Hast du die Araberstute gekauft, die mir mißfällt?«
»Leider nicht, und jetzt gehört sie Kendall. Nein, es ist was anderes. Erinnerst du dich an die Nacht, die wir in jenem Gasthaus verbrachten, statt zu unserer Jagdhütte zurückzukehren?«
»Daran denke ich sehr gern.« In seinen Augen erschien ein
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