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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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nach einem
     Tipp der Deutschen völlig unverdächtig von ihrem niederländischen Gönner Baron van der Capellen ausgezahlt.
    Anfang Januar 1917 fuhr Mata Hari mit dem Zug ohne Umwege direkt von Madrid nach Paris. Ein spanischer Freund warnte sie vorher
     und teilte ihr mit, ihm wäre die Freundschaft zu ihr verboten worden und ihr wären ständig französische Spione auf den Fersen.
     Doch Mata Hari hörte nicht auf ihn. In Paris wollte sie alte Freunde treffen, doch viele von ihnen hatten plötzlich keine
     Zeit mehr für sie. Capitaine Ladoux verhielt sich ihr gegenüber merkwürdig und fand kaum einen freien Termin, um sie zu empfangen.
     Hauptmann Vadime von Massloff, ihr so geschätzter russischer Geliebter, nahm nach einem Kurzaufenthalt in Paris mit ihr heimlich
     Kontakt auf und beschwor sie: Seine Vorgesetzten hätten ihm zu verstehen gegeben, er wäre mit einer Spionin befreundet. Er
     flehte Mata Hari an, sofort alle Kontakte abzubrechen und umgehend unterzutauchen. Um nicht aufzufallen, musste er anschließend
     wieder |184| heimlich verschwinden. Mata Hari nahm die Warnungen nicht ernst, sondern zeigte sich nur enttäuscht. Anschließend tauchte
     sie in die wegen der Kriegszeiten stark reduzierten Vergnügungen von Paris ein.
    Bereits im Februar 1917 wurde Mata Hari im „Elysées Palace Hotel“ direkt an den Champs Elysées von gleich sechs Polizisten
     verhaftet. Sie kam ins Gefängnis und wurde monatelang verhört. Doch Auskunft über Strukturen des deutschen Geheimdienstes
     konnte sie nicht geben, sie kannte sie nicht. Die zahlreichen Legenden und Erfindungen in ihrem angeblich offiziellen Lebenslauf
     waren nun zu ihrem Nachteil. Ladoux entlastete sie nicht und bestritt, dass sie jemals für den französischen Geheimdienst
     gearbeitet habe. Nachgewiesene Geldzahlungen der Deutschen an sie, konnte sie jedoch lückenlos durch geleistete Liebesdienste
     erklären. Mata Hari war zwar verdächtig, doch alle Beweise für ihre Schuld, waren dürftig. Die Indizien der Polizei standen
     auf schwachen Füßen, bis im April 1917 deutsche Funksprüche abgefangen und entschlüsselt wurden: in ihnen war nach dem Verbleib
     von Spion H 21 gefragt worden. Jetzt waren die Indizien gerichtsfest, denn der englische Geheimdienst hatte bereits geklärt:
     Code-Name H 21 war Mata Hari.
    Der Prozess begann am 24. Juli 1917 vor einem Pariser Militärgericht und fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Nur
     zwei ehemalige Liebhaber versuchten sie zu entlasten, der Rest ihrer so einflussreichen Gönner hielt Abstand zu ihr. Margaretha
     Zelle, genannt Mata Hari, wurde zum Tode verurteilt. Juristisch stand das Urteil auf sehr wackeligen Füßen, doch die politische
     Situation verlangte vom Staat Erfolge. Englische und französische Großoffensiven gegen die Deutschen waren im Frühjahr 1917
     zum Stehen gekommen, in Russland zeichnete sich eine Revolution ab, deutsche U-Boote hemmten die Versorgung und im 16. Französischen
     Armeekorps war es wegen enormer Verluste sogar zu Meutereien gekommen. Die französische Regierung brauchte Erfolge. Nachdem
     endlich eine deutsche „Meisterspionin“ zur Strecke gebracht worden war, musste nun auch ein Exempel statuiert werden. Am 15.
     Oktober 1917 wurde Mata Hari am frühen Morgen auf dem Gelände einer Kaserne bei Paris erschossen. Es wurde später berichtet,
     dass einige der 12 Männer des Exekutionskommandos bewusst vorbeigeschossen hätten, denn ein Offizier schoss ihr nach der Hinrichtung
     noch einmal in den Kopf. Ihr Leben wurde nach ihrem Tod sofort zu einem Mythos. Sie war die „große Spionin“ und „
Femme fatale
“, der Stoff für Legenden, Romane und Filme. Ihre Spionageleistungen selbst waren, wie sich später herausstellte, nicht wirklich
     von Bedeutung gewesen.
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Ein erfolgreicher Spion
    Das Deutsche Reich verfügte im Ersten Weltkrieg über einige recht erfolgreiche Spione, die zwar nicht so prominent wie Mata
     Hari waren, dafür aber vorzügliche Informationen lieferten. Einer von ihnen war Jules Crawford Silber. Er wurde nie enttarnt
     und arbeitete bei der Postzensur der englischen Spionageabwehr. Für seine gute Arbeit erhielt er nach Kriegsende sogar ein
     Dankesschreiben der englischen Behörden.
    Jules Crawford Silber stammte aus Schlesien, wuchs allerdings bereits als Kind in Südafrika auf und sprach akzentfrei Englisch,
     Deutsch sowie die Sprache der Buren. Durch den Burenkrieg blieb ihm eine geplante Ausbildung als Arzt

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