Spione, die die Welt bewegten
zu werden. Ladoux ließ während ihrer Abwesenheit
ihre Post scharf kontrollieren, fand aber keine Hinweise auf Spionageaktivitäten. Nach ihrer Rückkehr traf sich Mata Hari
in Paris erneut mit Ladoux und stimmte einer Mitarbeit beim französischen Geheimdienst zu. Sie berichtete bereitwillig über
ihre Kontakte in Brüssel und welche wichtigen Männer sie dort kannte. Als Honorar für ihre geplanten Spionageaktivitäten verlangte
sie die horrende Summe von einer Million Francs. Ladoux wich aus und ließ die Antwort offen, er wollte zuerst Resultate sehen.
Allerdings gab er ihr zu verstehen, dass sie für jeden in Belgien von ihr überführten deutschen Spion 25 000 Francs erhalten sollte. Ihr wurde angeblich sogar eine Namensliste überreicht, die später als eine Falle interpretiert
wurde. Zum Abschluss des Gespräches empfahl ihr Ladoux, erneut über Spanien nach Den Haag zurückzukehren.
Im spanischen Hafen Vigo ging sie anschließend an Bord des Dampfers „Hollandia“, wo für sie in französischem Auftrag eine
Kabine reserviert worden war. Bei einem planmäßigen Zwischenaufenthalt im englischen Hafen Falmouth kamen jedoch Beamte von
Scotland Yard auf das Schiff und verhafteten sie. Sie wurde nach London gebracht und verhört. Scotland Yard hatte sie, wie
sich später herausstellte, mit der deutschen Spionin Clara Bendix verwechselt. Ihre Verhaftung war allerdings für die Engländer
dennoch von Interesse, denn der Chef von Scotland Yard verhörte sie persönlich. Sie teilte ihm unverblümt und angeberisch
mit, sie sei im Auftrag des französischen Geheimdienstes unterwegs, was, von ihr unbemerkt, großes Aufsehen erregte. Sir Basil
Thomas, der Chef von Scotland Yard, fragte wegen dieser Antwort extra über ein Geheimtelegramm bei Ladoux in Paris nach. Ladoux
war aufgebracht und schlug vor, Mata Hari wieder nach Spanien zurückzuschicken, denn sie sei seiner Meinung nach im Auftrag
der Deutschen unterwegs.
In Madrid traf Mata Hari erneut Major Kalle und schilderte ihm ihre Beobachtungen und Erlebnisse. Gleichzeitig ging sie ihn
um Geld an, das sie jetzt dringend benötigte. Major Kalle durfte ihr aber aus seinem Etat kein Geld auszahlen und funkte deshalb
Konsul Cramer an, so dass der Code-Name H 21 erneut über den Äther ging. Konsul Cramer war über die Kontaktaufnahme |183| entsetzt, denn der deutsche Geheimdienst hatte Hinweise auf undichte Stellen im eigenen Funksystem erhalten. Tatsächlich wurde
der deutsche Funkverkehr zwischen Madrid und Amsterdam von einer sehr leistungsstarken Anlage direkt auf dem Pariser Eiffelturm
überwacht und englische Spezialisten halfen bei der Entschlüsselung der Nachrichten. Da der enttarnte Code-Name H 21 gefallen
war, war geklärt: Mata Hari war in Madrid angekommen.
Nach ihrer Besprechung mit Major Kalle verabredete sich Mata Hari mit Colonel Danvignes von der französischen Botschaft in
Madrid. Der Colonel war gleichzeitig auch französischer Geheimdienstchef in Spanien. Sie trafen sich im feinen „Palace Hotel“
und Mata Hari wurde sofort redselig; sie teilte mit, dass sie nur noch auf Anweisungen von Ladoux warten würde. Danvignes
forderte sie auf, bei den Deutschen zu erkunden, was an folgender Geschichte dran sei: Deutsche U-Boote sollten angeblich
Türken an der Küste von Marokko absetzen, um dort eine islamisch geprägte Rebellion gegen die französischen Kolonialherren
anzuzetteln.
Mata Hari wurde anschließend sowohl von deutscher als auch französischer Seite beobachtet und bald hieß sie nur noch die „spionierende
Kurtisane“; die Frau, die Männer im Bett zum Sprechen bringt. Einige Zeit später erhielt sie eine Nachricht von Major Kalle,
der sie zum Tee einlud. Der Major war zurückhaltender als sonst und erzählte, dass die deutsche Abwehr einen Funkspruch der
Franzosen abgefangen hätte, in dem von deutschen U-Booten an der marokkanischen Küste die Rede gewesen sei. Mata Hari war
in eine Falle gelaufen: Der deutsche Geheimdienst hatte die Geschichte von den U-Booten erfunden und als ein Gerücht verbreitet,
um Lücken in der eigenen Organisation sowie Reaktionen der Franzosen zu testen; und diese Reaktionen waren nun nach dem Kontakt
der Franzosen mit Mata Hari erfolgt. Für den deutschen Geheimdienst ergab sich der Verdacht, dass Mata Hari eine Doppelspionin
war. Dennoch erhielt sie von Major Kalle den Hinweis, dass sie in Paris 5000 Francs erhalten würde. Das Geld wurde
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