Spione, die die Welt bewegten
versagt, denn er musste
sein Studium unterbrechen, um für die Engländer als Dolmetscher zu arbeiten. Beim Verhör von kriegsgefangenen Buren übersetzte
er und führte Protokoll. Nach dem Ende des Burenkrieges siedelte er in die USA über. Kurz nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges
fühlte er eine alte Heimatverbundenheit und beschloss, als Spion für Deutschland zu arbeiten. Er nahm mit der deutschen Botschaft
in den USA Kontakt auf und besprach mögliche Einsatzgebiete, daneben erhielt er eine Liste mit neutralen Adressen, über die
er Verbindungen knüpfen konnte. Er bekam weder Anweisungen eines deutschen Führungsoffiziers, noch hatte er irgendwelche Helfer
oder Unterstützer. Da er immer noch einen deutschen Pass hatte, konnte er sich jedoch nicht ohne weiteres in England Arbeit
besorgen. Er entschied sich für einen Umweg über Kanada. Über Kontakte erhielt er gültige kanadische Papiere und reiste als
Kanadier nach England.
Wegen seiner guten Sprachkenntnisse hatte er mit einer Bewerbung bei der englischen Zensurbehörde in London Erfolg. Die Überprüfung
seiner Person verlief für ihn positiv. Außerdem besaß er Zeugnisse, die besagten, dass er bereits in Südafrika für die englische
Armee gearbeitet hatte, und Rückfragen bestätigten ihm eine gute Arbeit. Jules Crawford Silber musste Briefe, die vom Ausland
nach England kamen oder die von England ins Ausland geschickt wurden, öffnen, lesen und überprüfen. Nach seiner Kontrolle
kamen die Briefe in einen amtlichen Umschlag und wurden weitergeleitet. Silber erfuhr manche wichtige Information, die er
an unscheinbare Deckadressen schickte. Er fand auch Zugang zu Listen von für den englischen Geheimdienst verdächtigen Personen.
Diese Listen schickte er über Umwege nach Deutschland, wo diese Personen dann ausgetauscht wurden. Nicht selten fand er in
Briefen aus neutralen Ländern auch eine gewisse Deutschfreundlichkeit, die er ebenfalls weitermeldete. Während seiner Arbeit
machte er sich keine verdächtigen Notizen, die Kollegen möglicherweise aufgefallen wären, sondern lernte viele Fakten auswendig,
um sie später ohne Zeugen aufzuschreiben. Manchmal nahm er besonders wichtige Dokumente mit nach Hause, fotografierte sie
und schickte das Original erst am nächsten Tag weiter. Die Fotos sandte er regelmäßig an geheime Deckadressen.
|186| Um nicht aufzufallen, mietete er sich weitab von seiner eigenen Wohnung ein kleines Zimmer, in dem er die Abende mit seiner
Kopierarbeit und beim Fotografieren verbrachte. In seiner Wohnung hinterließ er jeweils Kartenteile für Theateraufführungen,
Konzerte oder Tanzveranstaltungen, um bei einer überraschenden Kontrolle zu belegen, wo er seine Abende verbrachte. Im Badezimmer
besaß er eine Dunkelkammer, denn er konnte beweisen, dass er Fotoamateur war.
Für längere Zeit wurde er wegen seiner guten Deutschkenntnisse auch für die Bearbeitung der Post von deutschen Kriegsgefangenen
herangezogen. Unauffällig konnte er dann bereits kontrollierten Postumschlägen weitere Mitteilungen beifügen, die in Deutschland
ausgewertet wurden.
Sein größter Erfolg gelang ihm 1915. In einem Brief an ihre Schwester in Kanada hatte ein junges Mädchen geschrieben, dass
ihr Bruder einen Orden erhalten habe und jetzt auf Heimaturlaub sei. Er würde auf einem besonderen Schiff dienen, das gut
die deutschen U-Boote bekämpfen könne. Silber meldete den Text weiter, und die Familie des Mädchens erhielt eine amtliche
Verwarnung. Um die Verwarnung zu verdeutlichen, durfte er zum Wohnort des Mädchens in eine englische Hafenstadt reisen und
bei der Familie vorsprechen. Mit einem Fernglas beobachtete er im Hafen erstmals eines der hoch geheimen Q-Schiffe. Kleine
unscheinbare Frachter hatten Kanonen erhalten, die in einer harmlosen Ladung an Deck versteckt waren. Die Besatzung trug keine
Uniform, sondern Zivilkleidung. Auf See führten die Schiffe eine Handelsflagge und nicht die englische Kriegsflagge. Diese
setzten sie erst unmittelbar vor Gefechten. Aufgabe der Q-Schiffe war es, deutsche U-Boote zu ködern. Um die teuren Torpedos
zu sparen, tauchten die U-Boote bei kleineren Schiffen oft auf. Nachdem die Besatzung in die Rettungsboote gegangen war, versenkten
sie die Schiffe, mit der schiffseigenen Artillerie. Bei den Q-Schiffen ging die Besatzung zur Tarnung und um Zeit zu gewinnen
ebenfalls in die Rettungsboote. Einige Besatzungsmitglieder blieben jedoch
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