Spione, die die Welt bewegten
Postkarten, Zigarettenschachteln und
in den Niederlanden sogar auf Keksdosen. Dennoch war sie meist knapp bei Kasse und als edle Kurtisane noch auf das Geld ihrer
zahlreichen Liebhaber und Gönner angewiesen. Später lebte sie mit einem Börsenmakler auf einem Schloss an der Loire. Sogar
von der Mailänder Scala kam 1911 ein Angebot. 1913 trat sie mit einer Revue in Paris in den
Folies Bergères
auf und sorgte für ein ständig ausverkauftes Haus.
Zu Kriegsbeginn war Mata Hari in Berlin, was später zu ihrem Nachteil ausgelegt werden sollte. Sie traf dort ihren ehemaligen
Liebhaber Alfred Kiepert wieder und wurde sogar von einem hohen Beamten der Polizei zum Essen eingeladen. Ein vorgesehener
Vertragsabschluss mit dem Berliner Metropol-Theater zerschlug sich jedoch wegen der politischen Lage. Da der Krieg ausgebrochen
war, konnte sie nicht mehr direkt von Berlin nach Paris reisen und versuchte einen Umweg über die Schweiz. Allerdings wurde
ihr die Durchreise verweigert und sie wählte schließlich den Weg über die Niederlande. In Amsterdam angekommen, wollte sie
zunächst ihren alten Verehrer Baron van der Capellen treffen, doch es kam anders. Sie lernte den steinreichen Bankier Heinrich
van der Schelk kennen, der sie großzügig unterstützte und die teuren Hotelkosten übernahm. Kurzzeitig wurde sie seine Geliebte.
Da sie sich als Russin ausgab, zeigte er ihr die Niederlande, die sie jedoch besser kannte als er selbst. Der Bankier machte
sie auch mit einem Herrn Werflein aus Brüssel bekannt, der mit der deutschen Besatzung in Belgien enge geschäftliche Verbindungen
unterhielt und viel Geld verdiente. Ein Freund von Werflein war Konsul Karl H. Cramer, einer der Leiter des deutschen Konsulats
in Amsterdam. Cramer war Spion des deutschen Geheimdienstes und Mata Hari machte nun seine Bekanntschaft. Sie |180| blieb mit dem deutschen Konsul in einem lockeren Kontakt, was später zu einer Wende in ihrem Leben führen sollte.
Ende September 1914 bezog Mata Hari ein Haus in Den Haag, das ihr Gönner, Baron van der Capellen, für sie gemietet hatte.
Am königlichen Theater erhielt sie ein Engagement, doch ihren gewohnten Lebensstil konnte sie nicht fortsetzen. Es herrschte
Krieg, und all die reichen Liebhaber aus Paris fehlten ihr. Ihre Geldnot fiel schließlich einem ihrer stillen Bewunderer auf,
Freiherr von Mirbach, ein Nachrichtenoffizier der Dritten Deutschen Armee. Von Mirbach wusste, dass viele ihrer Liebhaber
in Paris inzwischen hohe Positionen in der französischen Armee innehatten und er vermutete in ihr eine gute Spionin für Deutschland.
Wahrscheinlich im Spätherbst 1915 wurde Mata Hari vom deutschen Geheimdienst angeworben und erhielt den Code-Namen „H 21“.
Ihre Geldgier hatte gesiegt. Der Chef des deutschen Geheimdienstes Nicolai ordnete ihr Erscheinen in Köln an, was vermutlich
ein Fehler war, denn Mata Hari war allgemein bekannt und fiel möglicherweise französischen Spionen in Deutschland auf. Sie
durchlief eine Schnelleinweisung in ihre Geheimdienstarbeit und wurde für weitere Instruktionen nach Frankfurt geschickt.
Ihr Quartier erhielt sie im Hotel „Frankfurter Hof“, was wahrscheinlich eine weitere Schwachstelle für ihre spätere Geheimdienstarbeit
bedeutete. Den Oberkellner des „Frankfurter Hofes“ kannte sie aus Paris, er war dort Oberkellner im berühmten Hotel „Ritz“
gewesen, ein Hotel, das ihr bestens vertraut war. Später meinte Mata Hari, der Oberkellner sei ihr sofort unheimlich vorgekommen,
denn er habe sich viel zu ausführlich nach ihrem Wohlergehen erkundigt. Nach letzten Instruktionen über ihre zukünftigen Verbindungsleute
reiste sie wieder nach Den Haag zurück.
In Den Haag wohnte sie erneut in dem Haus, das Baron van der Capellen für sie gemietet hatte. Sie bat Konsul Cramer zu sich,
um von ihm das zugesagte Geld für einen Parisbesuch in Empfang zu nehmen. Sie wusste nicht, dass Cramer lückenlos von englischen
Spionen überwacht wurde, und nun ging die Meldung ihres Kontaktes mit Cramer nach London. Cramer besuchte sie tatsächlich
umgehend zu Hause und nicht an einem unverdächtigen Ort. Er gab ihr als Anzahlung 20 000 Francs sowie einige kleine Fläschchen mit geheimer unsichtbarer Tinte, die erst nach einer bestimmten chemischen Behandlung
lesbar wurde. Als Verbindungsmann für Meldungen wurde ihr Major Arnold Kalle von der deutschen Botschaft in Madrid genannt.
Um Nachrichten besser zu
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