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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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verschleiern, sollte ein Umweg über Spanien gewählt werden.
    Im Dezember 1915 erreichte Mata Hari auf einem Umweg über London Paris und nahm sich im exklusiven „Grand Hotel“ ein Zimmer.
     Sie traf zahlreiche alte Bekannte wie den ehemaligen Kriegsminister Adolphe Messimy und versuchte unter dem Einsatz von erotischen
     und nicht-erotischen Mitteln Informationen zu erhalten. Als Grund ihrer Reise nannte sie den Verkauf einiger ihrer in Paris
     eingelagerten Möbel. Aufgrund der Weihnachtszeit waren außerdem |181| viele hohe französische und englische Offiziere in der Stadt, mit denen sie anzubändeln versuchte. In manchen Nächten erfuhr
     sie durch geschicktes Fragen einiges. Es wurde klar, dass an der Front keine französische Invasion bis zum Jahresende geplant
     war. Als die deutsche Oberste Heeresleitung diese Nachricht erhielt und durch andere Quellen bestätigen konnte, dass sie stimmte,
     wurden vorübergehend deutsche Truppen an der Front ausgedünnt. In anschließenden Täuschungsmanövern wurde bei den Franzosen
     der Eindruck erweckt, es sei eine deutsche Großoffensive im Elsass und in Flandern geplant. Die im Frühjahr vorgesehene Großoffensive
     auf Verdun konnte dadurch verschleiert werden und das Überraschungsmoment blieb erhalten.
    Um diese brisante Nachricht nach Deutschland zu übermitteln, war Mata Hari über Umwege nach Spanien gereist und hatte in Madrid
     Major Kalle getroffen. Der Major war hellauf begeistert und setzte sofort einen Funkspruch für Konsul Kramer in Amsterdam
     ab. Er hatte dafür keinen wechselnden militärischen Geheimcode, sondern den Geheimcode des deutschen Auswärtigen Amtes benutzt.
     Diesen Geheimcode allerdings konnten die Engländer damals entschlüsseln und erfuhren dadurch den Code-Namen „H 21“. Sie hatten
     in der deutschen Funkzentrale in Brüssel einen Spion platziert, der das Codebuch des Auswärtigen Amtes für den englischen
     Geheimdienst kopieren konnte. Alle Reisebewegungen zwischen Frankreich und Spanien wurden nun überprüft und es war zuletzt
     klar: Mata Hari ist H 21; sie war von den Engländern enttarnt worden. Nach ihren Gesprächen in Madrid fuhr Mata Hari über
     Portugal wieder nach Den Haag zurück.
    Im Mai 1916 plante sie erneut eine Parisreise und erhielt auch prompt ein französisches Visum, das englische Visum aber wurde
     ihr sogar für die Durchreise verweigert. Erstaunlicherweise wurde sie nicht skeptisch, sondern reiste über Spanien nach Paris.
     An der spanisch-französischen Grenze hielt man sie überraschend ohne eine Stellungnahme fest und sie durfte erst mit einem
     Tag Verspätung weiterreisen. Das merkwürdige Verhalten der englischen und französischen Behörden machte sie dennoch nicht
     misstrauisch. Da sie längere Zeit in Paris bleiben wollte, mietete sie sich eine Wohnung und zog nicht in ein Hotel. Sie wollte
     endlich wieder ihre große Liebe treffen, den russischen Hauptmann Vadime von Massloff, der sich nach einer schweren Verwundung
     im Kurort Vittel in den Vogesen aufhielt. Vittel jedoch lag in einem militärischen Sperrgebiet und durfte nicht von Zivilpersonen
     besucht werden, sie benötigte dafür eine Sondererlaubnis.
    Einen guten Bekannten, Leutnant Jean Hallaure vom Kriegsministerium, bat sie um Hilfe. Er gab ihr eine Adresse mit Zimmernummer
     und Mata Hari landete bei ihrer Anfrage aus unbekannten Gründen ausgerechnet bei Capitaine Georges Ladoux, dem Chef der französischen
     Spionageabwehr. Sie war zwar zunächst erstaunt, als Ladoux ihr mitteilte, dass er von ihren Beziehungen zu Männern wie von
     Massloff oder Hallaure wusste, aber sie verstand auch, dass er |182| bestens informiert war, denn sie scherzte über ihre Dossiers beim Geheimdienst. Sie unterhielten sich anschließend eine Weile,
     bis Ladoux plötzlich vorbrachte, die Engländer würden sie für eine Spionin der Deutschen halten, was er aber nicht glaubte.
     Er habe deshalb auch die Grenzbehörden angewiesen, sie nach Frankreich einreisen zu lassen. Danach versicherte er ihr, sich
     um eine Erlaubnis für ihren Besuch bei von Massloff zu kümmern. Kurz vor ihrem Abschied fragte er sie direkt und unverblümt,
     ob sie Spionin für den französischen Geheimdienst werden wolle. Sie war überrascht und bat um Bedenkzeit.
    Die Erlaubnis für ihren Besuch bei von Massloff erhielt Mata Hari umgehend und reiste für zwei Wochen in die Vogesen. Beide
     genossen ihre gemeinsame Zeit, hatten allerdings den Eindruck, ständig beobachtet

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