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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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entscheidend in die Politik ein und die Gesellschaft
     wurde noch stärker als vorher militarisiert. Große Legionsstandorte bestimmten jetzt, wer Kaiser wurde. Der Senat wurde bedeutungslos
     und sogar höchste Beamte wurden vom Militär gestellt. Immer mehr Menschen, die nicht römischer Abstammung waren, konnten nun
     in höchste Ämter gelangen. Damit wurden bewährte römische Traditionen mehr und mehr verwässert, denn bis dahin war es ausschließlich
     Römern möglich gewesen, solche Posten zu übernehmen. Einzelne Legionen erhoben einen von ihnen ausgewählten Offizier zum Kaiser
     und der jeweils Stärkste setzte sich durch. Die Geheimdienste wurden immer mächtiger, denn die Legionskommandeure belauerten
     sich gegenseitig. Nachfolger des erwähnten Kaiser Septimius Severus wurde der für seine Brutalität berüchtigte Kaiser Caracalla.
     In einer seiner ersten Amtshandlungen ließ er seinen Bruder Geta töten, der ihm hätte gefährlich werden können. Später schaltete
     er jeden, der sich ihm in den Weg stellte oder stellen konnte, schnellstmöglich aus. Die Legionen brachte er mit großzügigen
     Geschenken auf seine Seite. Im Jahre 212 n. Chr. verlieh Caracalla allen Bewohnern des Imperiums das römische Bürgerrecht,
     so dass es auf einmal rund 100 Millionen römischer Bürger gab; die Bewohner des Römischen Reiches. Römische Tugenden, die
     einst das Imperium |61| groß gemacht hatten, verloren immer stärker an Bedeutung. Da der Staat alle Macht an sich riss und über alles bestimmen wollte,
     geriet Rom außerdem in eine Wirtschaftskrise. Gleichzeitig tauchten an den Grenzen neuartige Gefahren auf: Germanische Stämme
     wurden im Norden immer stärker und das Neupersische Reich gewann im Osten an Bedeutung. Kaiser Caracalla sah sich als Nachfolger
     von Alexander dem Großen und er wollte ebenso tüchtig sein und startete neue Feldzüge. Im Jahre 217 n. Chr. wurde er wie viele
     andere Soldatenkaiser ermordet. Sein Mörder Macrinus ließ sich anschließend zum Kaiser ausrufen, um das Reich zu reformieren.
    Nach Caracallas Tod versank Rom in einem Sumpf von Unfähigkeit und Brutalität. Intrigen und geheime Absprachen dominierten
     die Staatsgeschäfte, vor Spionen war niemand mehr sicher. Kaiser Septimius Severus hatte in eine syrische Priesterfamilie
     eingeheiratet und deren Mitglieder auf eine höchste gesellschaftliche Ebene gehoben. Eine Nichte seiner Ehefrau behauptete
     nun, von Kaiser Caracalla einen unehelichen Sohn namens Bassianus zu besitzen, was allerdings nicht stimmte. Mit solchen Gerüchten
     sollten Netze für Intrigen und unüberschaubare Geheimaktionen ausgelegt werden. Für römische Verhältnisse und Moralvorstellungen
     war die Situation obskur, denn die Ehefrau des Septimius Severus war nichts anderes als eine Tempelhure gewesen. An die Legionen
     in Syrien wurden nun so lange Goldstücke verteilt, bis sie den unehelichen Sohn zum Kaiser erhoben und Macrinus ausschalteten.
     Noch in der syrischen Heimat nahm der junge Bassianus den Namen Heliogabal an, eine Kombination aus den Götternamen „Helios“
     und „Baal“. „Baal“ war ein Gott der Zeugung und wurde mit einem riesigen Phallus aus Stein sowie freizügigen sexuellen Aktivitäten
     verehrt, Heliogabal sah sich als sein Priester. Mit Unterstützung der Legionen wurde dem inzwischen machtlosen Senat angezeigt,
     dass der neue Kaiser nach Rom unterwegs sei.
    Das Auftreten des neuen Kaisers Heliogabal schockierte die konservative römische Oberschicht. Er trug 219 n. Chr. beim Einzug
     in Rom exotisch aussehende Kleider aus Seide und einen mit Bändern geschmückten Hut. An seinen Ohren hing riesiger Ohrschmuck
     und um die Augen wechselten sich Ringe aus blauer und goldener Farbe ab. Die Lippen waren blau und die Füße hennarot gefärbt.
     Hände und Sandalen waren über und über mit Juwelen geschmückt. Seine Mutter und seine Großmutter waren wie römische Edelhuren
     geschminkt und trugen Machtsymbole, die allein einem Kaiser zustanden. Töchter aus besten römischen Familien waren beim Einzug
     gezwungen worden, in einem durchsichtigen Kleid mitzulaufen, und Töchter von Senatoren trugen nur ein Rosengebinde um die
     Hüften. Hinter den Jungfrauen fuhr ein Wagen mit dem Heiligtum des Heliogabal, einem riesigen Phallus aus Stein.
    Nach seiner Amtsübernahme brüskierte Kaiser Heliogabal alle römischen Sitten und Gebräuche. An die Bevölkerung ließ er Geschenke
     verteilen und die einst führenden

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