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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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Familien vom Geheimdienst überwachen. Römische Götter |62| wurden von ihm mit Baal vermählt und diesem fremden Gott untergeordnet. Anschließend zwang er die Tochter einer bedeutenden
     römischen Familie, zu deren Vorfahren einst der berühmte Feldherr Scipio Africanus gehört hatte, zu einer Ehe mit ihm. Die
     junge Frau verstieß er wieder, weil sie als Makel ein Muttermal am Gesäß hatte, das sie zur Begründung des Verstoßes der Öffentlichkeit
     zeigen musste. Danach vermählte er sich mit einer Vestalin, eine unerhörte Missachtung römischer Gebräuche, denn Vestalinnen
     mussten unverheiratet bleiben. Der Frauen überdrüssig, heiratete er anschließend zwei junge Männer, darunter auch einen Gladiator.
     Fuhr er in Rom aus, mussten nackte junge Frauen seinen Wagen ziehen. Im Palast häuften sich die Missstände und es wurde über
     regelmäßige Orgien berichtet. Die einfache Bevölkerung hielt er weiter mit Geschenken bei Laune. Von seinem Geheimdienst erfuhr
     er allerdings, dass sich in der Oberschicht einiges zusammenbraute. Das Maß war zuletzt voll, als er veranlasste, dass seinem
     Gott Baal kleine Kinder aus führenden römischen Familien geopfert werden sollten.
    Über die eskalierende Stimmungslage in Rom wurde Heliogabal laufend informiert. Er ließ deshalb bereits heimlich die Flucht
     planen und große Geldmittel in seine syrische Heimat verschieben. Auch das Militär, das seine Großmutter und seine Mutter
     einst mit vielen Geldmitteln zu seinen Gunsten bestochen hatten, stand nicht mehr eindeutig hinter ihm. Jederzeit konnte ein
     Gegenkaiser aufgebaut werden.
    Heliogabal besuchte deshalb im März des Jahres 222 die Prätorianer, eine in Rom stationierte Eliteeinheit der Armee, die schon
     lange nicht mehr ausschließlich aus Römern bestand, sondern auch kampferprobte Legionäre aus den Provinzen des Reiches in
     ihren Reihen hatte. Er wollte die Prätorianer besänftigen und sein Ansehen verbessern, doch er trug die falsche Kleidung.
     Seine Garde besuchte der Kaiser stets in der Amtsrobe oder in Uniform. Kaiser Heliogabal aber war bei seinem Besuch mit einem
     grellgelben Gewand sowie einer Mitra bekleidet und über und über geschminkt, dazu roch er extrem nach Parfum. Zu seinem Gefolge
     gehörten nicht etwa vornehme Römer, sondern sich vornehm gebende Gladiatoren, Huren, Maultiertreiber und zahlreiche Spitzel.
     Die angetretenen Prätorianer begrüßten ihn nicht ehrerbietig, sondern einige germanische Legionäre begannen ihn zu verhöhnen
     und auszulachen. Heliogabal wurde wütend und verteilte Ohrfeigen, danach befahl er hysterisch, die Männer sofort hinzurichten.
     Doch nichts geschah. Plötzlich bemerkte er, dass die Prätorianer ihre Schwerter zogen und anfingen, sein Gefolge niederzumetzeln.
     Als er versuchte zu fliehen, folgten ihm einige Prätorianer, packten ihn und warfen ihn in eine Latrinengrube. Mit Stangen
     drückten sie seinen Kopf in die Jauche, bis er ertrunken war.
    Rom war in einer Krise. Die Zeit der Soldatenkaiser brachte nicht nur eine große Unsicherheit, sondern auch eine Wirtschaftskrise
     nach der anderen. Die Legionen versuchten, jeweils nur ihre Männer als Kaiser durchzusetzen und |63| es herrschte Mord und Totschlag. Viele Kaiser wurden umgebracht. Die alten griechisch-römischen Werte verschwanden und insbesondere
     die Oberschicht wurde dekadent. Soziale Spannungen erwuchsen darüber hinaus auch aus der Christenverfolgung. Das Reich wurde
     zunehmend instabiler und erste Provinzen gingen verloren.
    Erst als die Armee 284 n. Chr. Diokletian zum Kaiser ausrief, konnten sich die Verhältnisse wieder stabilisieren. Kaiser Diokletian
     ordnete das Imperium neu und erhob sich selbst zum absoluten Herrscher, der gottähnlich über den Gesetzen stand und alle Belange
     kontrollieren durfte. Er wusste, dass nur noch eine eiserne Faust, deren Gewalt niemand anzuzweifeln wagte, das gigantische
     Reich zusammenhalten konnte. Mitregenten, die Caesaren, arbeiteten ihm zu und wurden zu untergeordneten Herrschern für Teilgebiete
     des Imperiums. Die Stadt Rom büßte ihre zentrale Macht ein. Nach Diokletian hielten die Zerfallstendenzen an, und das Imperium
     wurde schließlich 395 n. Chr. in Westrom und Ostrom unterteilt. Westrom ging später unter dem Ansturm der germanischen Völker
     und der Hunnen unter, während sich Ostrom erholte und als Byzanz eine neue Blüte erlebte.
     

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