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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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Byzanz
    Als Konstantin der Große im Jahre 324 n. Chr. römischer Kaiser geworden war, traf er zwei Entscheidungen, die den Verlauf
     der Geschichte in neue Bahnen lenkten. Er erklärte das Christentum zur Staatsreligion und er beschloss, eine neue Hauptstadt
     zu gründen. Seine Wahl fiel auf die alte griechische Festungsstadt Byzantion, die strategisch sehr günstig erbaut worden war
     und die Meerenge des Bosporus beherrschte. Gleichzeitig lag sie an der Trennungslinie zwischen dem europäischen Balkan und
     Kleinasien. Kaiser Konstantin beschloss seine neue Hauptstadt besonders prächtig aufzubauen und gab ihr den Namen Konstantinopel,
     „Stadt des Konstantin“. Byzantion selbst wurde zum Namensgeber für das Byzantinische Reich, das nach dem Ende des römischen
     Imperiums den Herrschaftsbereich von Ostrom übernahm und für lange Zeit noch weiter ausdehnte. Während Westrom im 5. Jahrhundert
     von den Stämmen der Völkerwanderung überrannt wurde und unterging, strebte Ostrom während dieser Zeit einem ersten Höhepunkt
     entgegen. Konstantinopel entwickelte sich zum glänzenden „Neuen Rom“ mit einer zeitweise ungeahnten Machtfülle. Die lateinische
     Amtssprache wurde durch das Griechische ersetzt und auch das Christentum strebte neue Wege an. Bald wurde der orthodoxe Patriarch
     in Konstantinopel zum Rivalen des katholischen Papstes in Rom. Für rund tausend Jahre sollte das Byzantinische Reich herrschen.
     Es erlebte Höhen und Tiefen, hinterließ große kulturelle Leistungen und verschwand zuletzt, auf die Größe eines antiken griechischen
     Stadtstaates geschrumpft, mit der zwangsläufigen Dramatik einer antiken Tragödie.
    Bei seiner Gründung konnte Byzanz, wie das Byzantinische Reich kurz genannt wird, zahlreiche bewährte Strukturen des Römischen
     Reiches übernehmen. Sie waren in Ostrom im Gegensatz zu Westrom weitgehend intakt geblieben und nicht in den Wirren einer
     Völkerwanderung zerschlagen worden. Es gab immer noch das hervorragende römische Straßennetz, die gute römische Infrastruktur,
     die leistungsstarke römische Post und vor allen Dingen den Geheimdienst, der in der Spätantike permanent ausgebaut worden
     war. Die römischen Kaiser der Spätantike waren absolute Herrscher, die mehr ihrem Geheimdienst als den staatlichen Beamten
     trauten. Spione waren bei ihnen hauptberuflich tätig und wurden durch Geschenke bei Laune gehalten. Während sich in der |66| frühen Antike viele Kaufleute und Händler oft nebenberuflich als Spione betätigten, waren in der späten Antike zahlreiche
     hauptberufliche Spione als Kaufleute und Händler getarnt. Um einen Gegner besser ausspähen zu können, gingen sie nur zum Schein
     Geschäfte ein oder machten lange Handelsreisen, bei denen der Verkaufserfolg nicht im Vordergrund stand. In Byzanz wurden
     jahrhundertealte römische Erfahrungen genutzt und immer weiter verbessert.
    Der byzantinische Historiker Prokopios wurde einmal nach Syrakus geschickt, um sich dort als Händler auszugeben. In Wirklichkeit
     aber sollte er für den Feldherrn Belisar spionieren und die militärische Situation der Vandalen in Nordafrika erkunden. Byzanz
     plante damals eine Invasion in Nordafrika. Prokopios traf einen im Seehandel tätigen alten Jugendfreund und begann ihn auszufragen.
     Dieser war schon lange nicht mehr in Nordafrika gewesen, teilte ihm allerdings mit, einer seiner Sklaven sei gerade von dort
     zurückgekommen. Prokopios bat den Sklaven zu sich und erfuhr, dass die Vandalen nicht ahnten, dass eine Invasion bevorstand
     und somit auch keine Abwehrmaßnahmen getroffen hatten. Sofort brachte Prokopios den Sklaven zu seinem Schiff und rief dem
     Freund noch zu, sie würden bald mit einer reichen Belohnung wieder zurückkommen. Der Sklave wurde dem Feldherrn Belisar vorgestellt,
     wiederholte seine Aussagen und geleitete anschließend die byzantinische Flotte zu einem guten Ankerplatz nach Nordafrika.
     Der Freund erhielt daraufhin eine hohe Belohnung und der Sklave die Freiheit.
    Intriganten und Despoten
    Hauptsächlich im 19. Jahrhundert genoss Byzanz in der europäischen Geschichtsschreibung keinen guten Ruf. Das Reich galt als
     Beispiel für bösartige Machtspiele, heimtückische Verbrechen und blutige Auseinandersetzungen. Manches Problem wurde mit Gift
     gelöst. Am Hofe wurden für den Ehrlichen gefährliche Fallen gestellt und intrigiert. Meuchelmörder und Spione konnten überall
     lauern und viele mehr oder weniger fähige Herrscher

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