Spione, die die Welt bewegten
Kaiserzeit
die
frumentarii
, eine militärische Einheit aus sorgfältig ausgewählten Legionären, zuständig. Sie übten zusätzlich noch die Funktion einer
Geheimpolizei für innere Sicherheit aus und überwachten hohe Staatsbeamte und Offiziere. Sie beförderten die
sacrae litterae
, vertrauliche Mitteilungen des Kaisers an die Provinzstatthalter und Militärkommandeure sowie deren Nachrichten an den Kaiser.
Sollten Mitteilungen besonders schnell weitergeleitet werden, wurden reitende Kuriere, die
veredarii
, abkommandiert. Besondere Mitarbeiter der
frumentarii
nahmen auch streng geheim gehaltene Verhaftungen vor oder führten Auftragsmorde aus. Nachrichten für solche Anordnungen waren
in einer Geheimschrift verfasst, mehrfach verschlüsselt und oft in einer präparierten Schwertscheide oder in einem Speerschaft
versteckt. Es gibt Hinweise, dass sogar Taucher geheime und verschlüsselte Informationen auf kleinen Bleiplättchen transportierten.
Die Geheimpolizei war allein dem Kaiser unterstellt und schützte auch die gesamte kaiserliche Familie. Gegner des Kaisers
wurden kontinuierlich unauffällig überwacht und jede Beobachtung in Tagebüchern festgehalten. Spitzel und Denunzianten erhielten
hohe Belohnungen und ihre Identität blieb streng geheim. Nach der |58| Verurteilung und Hinrichtung eines Kaisergegners wurden Denunzianten oft mit einem Anteil aus dem Vermögen des Verurteilten
belohnt. Wurde ein hoher Beamter oder Offizier vom Hof in Rom in die Provinz weggelobt, folgten ihm sofort die Spione der
Geheimpolizei. Allerdings benutzten römische Provinzstatthalter die Geheimpolizei nicht selten zu eigenen Zwecken und schickten
verfälschte Nachrichten nach Rom. Einzelne Abteilungen der Geheimpolizei kontrollierten sich deshalb gegenseitig. Wurden Intrigen
bekannt, folgten sofort Hinrichtungen.
Im römischen Militärzentrum Mainz waren wegen der Auseinandersetzungen mit den Germanen stets zwei und häufig sogar drei Legionen
stationiert. Von Mainz aus konnten die Römer schnell ein Heer von manchmal 20 000 Mann mobilisieren. Diese Stärke nutzten die Kommandeure nicht selten für Intrigen und Vorteile für die eigene Karriere.
In Mainz hatte der Kaiser deshalb auch eigene Spione untergebracht. Kaiser Caligula eilte einmal in nur etwa 40 Tagen von
Rom nach Mainz, um hohe Offiziere verhaften zu lassen. Seine Spione hatten ihm Hinweise auf eine Verschwörung gemeldet.
Geheime Späher und Kuriere lebten nicht selten gefährlich, denn sie konnten nicht nur in die Hände der Feinde fallen, sondern
bekamen auch oft noch den Zorn der eigenen Heerführer zu spüren. Lob und reiche Belohnungen gab es meist nur bei guten Nachrichten.
Waren Boten dagegen Überbringer von schlechten Nachrichten, wurden sie manchmal Opfer von spontanen Wutanfällen. Weniger gute
Nachrichten wurden von den Überbringern deshalb häufig abgemildert, so dass es bei den Heerführern zu Fehleinschätzungen kommen
konnte. Daneben richteten sich ihre Belohnungen nach dem Wert einer Nachricht. Manche Information wurde deshalb aufgebauscht
oder umgeändert, was ebenfalls Fehlinterpretationen zur Folge haben konnte. Der Ruf vieler Spione war nicht gut. Obwohl die
Heerführer sie dringend benötigten, wurde ihnen wenig getraut. Misstrauische Heerführer setzten deshalb meist mehrere Spione,
die sich gegenseitig nicht kannten, auf das gleiche Objekt an. Befürchtet wurde stets, dass sich Spione auch von der Gegenseite
bezahlen ließen. Enttarnte Doppelagenten lebten deshalb nicht mehr lange.
Römische Geheimschriften
Dokumente über die Entschlüsselung von römischen Geheimschriften haben sich nur sehr selten erhalten und mancher Text, der
heute gefunden wird, lässt sich nur noch schwer verstehen. Caesar benutzte zum Beispiel eine eigene Geheimschrift. Dabei war
mit dem Empfänger der Nachricht abgesprochen, dass in einem Text immer wieder bestimmte Buchstaben ausgetauscht oder sogar
weggelassen wurden. Für einen Uneingeweihten ergaben sich dann sinnlose Worte. Wurden die Buchstaben allerdings von einem
Eingeweihten ersetzt oder ergänzt, entstand ein aussagekräftiger Text. Bei anderen Techniken wurde |59| ausschließlich eine Reihe von einzelnen Buchstaben geschrieben. Doch nur ganz bestimmte Buchstaben ergaben einen Sinn. Sie
wurden ausgewählt und anschließend nach einem weiteren Schlüssel dechiffriert. Aus dieser Methode ergab sich später das Sprichwort:
Jemanden ein X für
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