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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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erfahren und hefteten Auftragsmörder
     auf die Spuren des französischen Botschafters. Als Rincon mit Dokumenten des Sultans und Aufzeichnungen aus eigenen Spionageaktivitäten
     nach Frankreich zurückkehren wollte, riss seine Spur unterwegs plötzlich ab. Er und ein enger |108| Mitarbeiter waren in Italien von einem eingeschleusten Kommando ermordet worden. Anschließend forschten französische Spione
     intensiv nach ihrem verschollenen Botschafter und durchsuchten Norditalien. Bald machten sie einen Vertrauten von Rincon ausfindig,
     der von diesem vorher noch geheime Dokumente zur Aufbewahrung erhalten hatte. Der Mord wurde sofort von Frankreich zu einer
     Affäre hochgespielt, doch Karl V. wies überzeugend nach, dass er von nichts etwas gewusst hatte.

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    |109| Skrupellose Machtfamilien – „Spionagekunst“ der Renaissance
    Im Mittelalter war der einzelne Mensch in eine göttliche Hierarchie eingebettet. Sein Platz in der Gesellschaft war ihm vorgegeben
     und er fand sich meist schicksalhaft damit ab. Es bedurfte außergewöhnlicher Glücksumstände, um die Grenzen seines Standes
     zu überspringen. Kriegstaten konnten beispielsweise einen Fürsten anregen, einen mutigen Soldaten zu adeln und in der Hierarchie
     nach oben zu bringen. Ganz anders war die Situation in der Renaissance, die auf Traditionen der Antike zurückgriff. Der Mensch
     konnte nun selbst bestimmen, wo er stand, und insbesondere die Mitglieder der gesellschaftlichen Oberschicht nutzten solche
     Ansichten, um den eigenen Egoismus durchzusetzen. Macht bestimmte die Politik und alle Mittel waren recht, um diese Macht
     zu erreichen und zu behalten. Politisch begründete Verbrechen gab es bereits vor der Renaissance. Während der Renaissance
     aber galten sie in vielen Staaten als eine Selbstverständlichkeit und wurden bei allen sich bietenden Gelegenheiten genutzt.
     Spionage wurde zur Kunst erhoben und gehörte zur Machtpolitik. Um seine Ziele zu erreichen, war dem Machtmenschen jedes Mittel
     recht; Intrigen, Spionage, Betrug und – wenn es sein musste – auch Mord und Totschlag. Ethische Normen zu befolgen und sich
     an überlieferte Moralvorstellungen zu halten, konnte schnell als Schwäche ausgelegt werden und regte den Gegner zu neuen Machenschaften
     an.
    Der Politiker und Schriftsteller Niccolo Machiavelli (1469–1527) beschrieb in seinem Werk „Der Fürst“ eindringlich den Machtmenschen
     der Renaissance, der rücksichtslos seine Interessen durchsetzte und für den traditionelle ethische Normen nicht mehr galten.
     Der ritterliche Mensch des Mittelalters hatte als Vorbild ausgedient, es zählte nur noch der Willensmensch, der sein Handeln
     allein seinem Willen unterordnete. Das vom Herrscher bestimmte Wohl des Staates genoss Priorität und die Interessen des einzelnen
     Menschen zählten dabei wenig. Macht und Reichtum waren das Ziel des Handelns, und es störte kaum, wenn der individuelle Mensch
     auf der Strecke blieb. Der Ruhm des Herrschers ergab sich aus seinem Erfolg und nicht aus dem ethisch korrekten Weg dorthin.
     Waren Macht und Reichtum erreicht, wurden sie mit allen erdenklichen Mitteln verteidigt.
    Die Beispiele der Skrupellosigkeit auf dem Weg zur Macht während der Renaissance in Italien sind endlos. Es soll nur eines
     herausgegriffen werden: |110| Papst Sixtus IV. wollte seinem Neffen, Raffaello Riario, den er gerade zum Erzbischof ernannt hatte, eine neue Machtposition
     verschaffen und nutzte das Ränkespiel der florentinischen Adelsfamilie Pazzi gegen die herrschenden Medici. Es wurden Meuchelmörder
     angeworben, um wichtige Vertreter der Familie Medici beim Kirchgang zu ermorden. Die Tat sollte am Ostersonntag des Jahres
     1478 während des Hochamtes im Dom von Florenz stattfinden. In den Kirchen gab es damals noch keine Bänke, so dass sich die
     Gläubigen frei bewegten, sie konnten jederzeit kommen und gehen. Als Zeitpunkt des Verbrechens wurde der Augenblick gewählt,
     wenn der Priester die Hostie zur Wandlung erhob und sie heiligte. Es war bekannt, dass sich dann die knienden Menschen beugten,
     nach innen kehrten und der heiligen Handlung ehrfürchtig gedachten. Durch das Beugen des Kopfes nahmen sie allerdings nicht
     wahr, was um sie herum geschah und waren damit leicht angreifbar. Die Mörder sollten deshalb in diesem Augenblick aufspringen,
     um die Angehörigen der Medici, die sich während der Messe unter den Gläubigen befanden, blitzschnell von hinten zu erdolchen.
    Kaum hatte der

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