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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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Priester die Hostie feierlich gehoben, sprangen die Mörder schon auf und stürzten sich auf die beiden anwesenden
     Medici. Die Tat ereignete sich völlig überraschend und traf Gläubige, die erst reagierten, als alles schon geschehen war.
     Giuliano de Medici wurde erstochen. Sein Bruder, Lorenzo de Medici, sollte von zwei Priestern ermordet werden. Doch diese
     verstanden den Dolch nicht zu führen und trafen Lorenzo nur an einer Schulter. Selbst in der Kirche hatte Lorenzo ein Schwert
     dabei, das er nun zog, um auf die Attentäter einzuschlagen. Danach sprang er über das Gitter zum Altarraum und rannte, verfolgt
     von den Mördern seines Bruders und beschützt von Freunden, zur Sakristei. Einer seiner Freunde wurde unterwegs getötet und
     ein zweiter schwer verletzt. Noch vor den Mördern erreichte Lorenzo die Sakristei und warf die Tür hinter sich zu. In dem
     anschließenden Chaos verschwanden die Mörder. Helfer saugten sofort Lorenzos Wunde aus, denn sie fürchteten, dass der Dolch
     vergiftet gewesen war.
    Noch während der Messe war der Erzbischof von Pisa, Francesco Salviati, der ebenfalls an der Verschwörung beteiligt war, mit
     Söldnern, die sich als Priester verkleidet hatten, im Palast der Florentiner Stadtführung (
Palazzo della Signoria
) eingetroffen, um eine Botschaft des Papstes zu überbringen. Unter diesem Vorwand wollten sie durch einen Putsch die Amtsgeschäfte
     übernehmen. Salviati wurde in die Amtsräume geführt, verhielt sich allerdings so nervös und unprofessionell, dass die anwesenden
     Stadtväter misstrauisch wurden und die Palastwache kommen ließen. Nun traf auch die Nachricht vom Mord im Dom ein und weitere
     Wachen eilten herbei. Der Erzbischof verlor die Nerven, packte einen Strick und erhängte sich an einem Fensterkreuz. In den
     folgenden Tagen wurden in Florenz etwa 80 Menschen ermordet. Sie waren entweder an dem Attentat beteiligt, oder man vermutete,
     dass sie eventuell beteiligt gewesen sein könnten. Francesco de Pazzi, einer der Mörder von Giuliano de Medici, |112| wurde in seinem Haus in einem Versteck gefunden und sogleich an dem Fensterkreuz aufgehängt, wo bereits die Leiche von Erzbischof
     Salviati hing. Der zweite Mörder, Bernardo di Bandini Baroncelli, war bis nach Konstantinopel geflohen, wurde allerdings vom
     Sultan ausgeliefert und ebenfalls aufgehängt. Papst Sixtus IV. war über das Misslingen der von ihm unterstützten Verschwörung
     wütend. Er verbot in Florenz Messen zu lesen und exkommunizierte Lorenzo. Die Guthaben der Medici-Bank in Rom wurden beschlagnahmt,
     weil Erzbischof Salviati „hingerichtet“ worden war.
    |111|
    Lucrezia Borgia, Tochter von Papst Alexander VI. und Schwester von Cesare Borgia
    |112| Im Mittelalter war die Kirche ein heiliger Ort und unantastbar. Flüchteten sich Verfolgte in eine Kirche, konnten sie auf
     Schutz hoffen. Morde in einer Kirche waren undenkbar. Während der Renaissance aber wurde die Kirche nicht selten ein Ort für
     Attentate. 1435 wurde in Fabriano in Italien die tyrannische Familie der Chiavelli während eines Hochamtes ermordet. Herzog
     Giovan-Maria Visconti und Herzog Galeazzo Maria Sforza fielen schließlich in Mailänder Kirchen jeweils einer Verschwörung
     zum Opfer. Im Charakter der Machtmenschen der Renaissance gab es seltsame Widersprüche. Einerseits waren sie meist hochgebildet
     und kultiviert, andererseits aber waren sie nicht weniger selten moralisch verkommen und ohne Skrupel. Während der Renaissance
     blühten insbesondere in Italien Kunst und Kultur in einer heute unerreichten Dimension, jedoch gleichzeitig auch die menschlichen
     Niederträchtigkeiten.
    Für gekaufte Meuchelmörder existierte sogar ein Markt. Im 15. Jahrhundert gründete sich in Italien die Gemeinschaft der
Bravi
, eine Art Gewerkschaft der Auftragsmörder, die Fluchtmöglichkeiten organisierte und auch die Preise regelte. Da Italien damals
     in einen Flickenteppich von Kleinstaaten zersplittert war, stießen die Verfolger schnell an eine Grenze, was den Mördern nutzte.
     Beliebte Mordwaffe war ein Dolch mit einer Glasklinge. Die Waffe war nur für einen einmaligen Gebrauch bestimmt, denn beim
     Eindringen in den Körper zerbrach das Glas. Dabei entstanden viele Splitter, die, wenn das Opfer überlebte, im Körper nur
     schwer gefunden werden konnten und die Heilung der Wunde verzögerten. Insbesondere Neapel wurde zu einer Brutstätte der Meuchelmörder.
     Der neapolitanische Chronist Pontano bemerkte um

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