Spione, die die Welt bewegten
plündern.
Große Teile des Beutegutes wurden nach Venedig gebracht. Die Pferde von San Marco sind beispielsweise Diebesgut und wurden
einst in Konstantinopel gestohlen. Andere geraubte Kunstwerke erhielten neue Namen, um ihre eigentliche Herkunft zu verschleiern.
Papst Innozenz III. tobte zwar später über den missbrauchten Kreuzzug und die Machenschaften von Venedig, aber die Lagunenstadt
hatte Tatsachen geschaffen und beschleunigte ihren Aufstieg. Im 15. Jahrhundert boten die Venezianer sogar Pauschalreisen
in das Heilige Land an. Für etwa 50 Dukaten wurde ein Pilger zunächst von Venedig nach Jaffa transportiert, ritt dann auf
einem Esel nach Jerusalem und konnte anschließend wieder gut versorgt nach Venedig zurückreisen. In dem Pauschalpreis waren
auch Schutzzölle für die Moslems und Bestechungsgelder enthalten. Für die Fürsorge, die letztlich ein gutes Geschäft war,
erhielten die venezianischen Handelsherren hohes Lob; sie hatten als erste die Pauschalreise erfunden.
In seinen Geschäften und diplomatischen Aktivitäten war Venedig skrupellos und wurde deshalb sogar von Partnern nicht selten
ebenfalls hart angepackt. Als Seemacht war die Lagunenstadt ein ernst zu nehmender Gegner, doch für wirklich große Auseinandersetzungen
war Venedig nicht mächtig genug. Es benötigte deshalb Bündnisse und Allianzpartner, um bei den Großen mitzumischen. Im 16.
Jahrhundert wurde das Osmanische Reich die dominierende Macht des östlichen Mittelmeeres und ein gefürchteter Rivale für venezianische
Interessen. Lange Zeit waren die Türken nur an Land gefährlich und auf |107| See schwach. Erst als erfahrene moslemische Piratenkapitäne ihre Schiffe übernahmen, wurde das Osmanische Reich auch zur Seemacht.
Aus Furcht vor dem Verlust seiner Besitztümer und Niederlassungen in Griechenland war Venedig mit dem Papst sowie dem deutschen
Kaiser und König von Spanien, Karl V., ein Bündnis eingegangen, und es kam im Sommer 1537 zu einem Krieg mit den Türken. Für
eine gemeinsame Kriegsflotte stellten Venedig 81 Schiffe, der Papst 13 Schiffe und Karl V. 30 spanische Schiffe zur Verfügung.
Über die Leitung des christlichen Flottenverbandes gab es Streitigkeiten. Als die Flotte in der Ägäis mit türkischen Flottenverbänden
zusammenstieß, zogen sich Venedigs Partner einfach zurück und überließen die venezianischen Schiffsverbände ihrem Schicksal.
Venedig verlor den Kampf und musste aufgeben, türkische Truppen besetzten daraufhin einige griechische Inseln, die vorher
zu Venedig gehört hatten.
Venedig wollte nach der Niederlage einen Botschafter zum Sultan schicken, doch dieser lehnte es ab, ihn zu empfangen. Als
alle Verhandlungsversuche erfolglos blieben, nahm die Stadt mit dem König von Frankreich, Franz I., Kontakt auf und bat um
Vermittlung. Franz I. stimmte zu, denn er wollte seinem Hauptgegner, dem deutschen Kaiser Karl V., schaden und sein Bündnis
mit Venedig schwächen. Der französische König wies seinen Botschafter in Konstantinopel, Antoine Rincon, an, mit dem Sultan
Kontakt aufzunehmen. Rincon bestach hohe türkische Beamte mit kostbaren Geschenken im Wert von über 67 500 französischen Livres und konnte die Regierung des Sultans umstimmen. Venedig schickte nun seinen Botschafter Luigi Badoer
mit allerdings ungenügenden Instruktionen zum Sultan und gab ihm heimlich 30 000 Dukaten Bestechungsgelder mit. Zwei Sekretäre der venezianischen Regierung erfuhren von den Plänen und verkauften entsprechende
Geheimdokumente an Guillaume Pellicier, den französischen Botschafter in Venedig. Pellicier gab die Information an seinen
König weiter und schickte gleichzeitig eine Kopie der Dokumente an den Sultan. Die Regierung des Osmanischen Reiches verhandelte
anschließend mit großer Höflichkeit, aber nur zum Schein und sehr langwierig mit Badoer, denn sie kannten genau dessen Instruktionen.
Plötzlich warfen die Türken dem überraschten Badoer vor, er sei ein Lügner und Betrüger und drohten mit einem erneuten Krieg
gegen Venedig. Der betrogene venezianische Botschafter wurde eingeschüchtert und unterschrieb, weil die Anweisungen seiner
Regierung teils widersprüchlich waren, den vom Sultan bereits vorbereiteten Friedensvertrag, mit dem Venedig einen Teil des
Peloponnes und weitere griechische Inseln an das Osmanische Reich abtrat.
Spione von Kaiser Karl V. hatten von den Absprachen zwischen Frankreich und dem Osmanischen Reich
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