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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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1500, dass es in der Stadt „nichts billiger zu kaufen gibt als ein Menschenleben“.
     Schließlich gab es vereinzelt mehr Meuchelmörder als Auftraggeber. Der Chronist Cellini schrieb kurze Zeit später betrübt,
     dass in ganz Italien Meuchelmörder ihre Dienste anbieten und ein Wink genügen würde, um ein Menschenleben zu beenden. Reiche
     Bürger hielten sich sogar eine Privatwache, die sie, ihre Familie und ihre Besitztümer in einem zur Festung ausgebauten Haus
     rund um die Uhr beschützten.
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Die Borgia
    Bei den alten Herrschergeschlechtern Italiens waren die Borgia unbeliebt, denn sie stammten aus Spanien. Die Dynastie gründete
     der spanische geistliche Würdenträger Rodrigo Borgia. Sein Onkel, Papst Calixtus III., hatte ihn 1456 nach Rom geholt und
     seiner Karriere einen gewaltigen Schub verliehen. Der junge Borgia war alles andere als religiös und wurde deshalb bereits
     als junger Mann vom Papst wegen seines Lebenswandels ermahnt, was allerdings seiner weiteren Entwicklung nicht schadete. Rodrigo
     Borgia hatte sich für eine geistliche Laufbahn entschieden, weil sie ihm einen raschen Aufstieg und großen Reichtum versprach.
     Er vergnügte sich weiterhin mit attraktiven Damen und besaß bald einige uneheliche Kinder; anerkannt hatte er neun Kinder.
     Allein mit der Römerin Vanozza de Catanei, die, um ihr Mätressenleben zu verschleiern, Scheinehen einging, hatte er mehrere
     Kinder, von denen drei eine besondere Bedeutung erlangten: Es handelte sich um den berühmt-berüchtigten Cesare, der 1475 geboren
     wurde, um Juan, geboren 1476 und um die nicht weniger legendäre Lucrezia, geboren 1480.
    Als Papst Innozenz VIII., der mehr von Bankgeschäften als von der Religion verstand, starb, erkannte Rodrigo, inzwischen selbst
     Kardinal, seine große Chance. Er wollte Papst werden. Mit viel Geld und großen Versprechungen kaufte er sich 13 Kardinäle,
     die versprachen, ihm bei der Papstwahl ihre Stimme zu geben. Die 14. Stimme kam von ihm selbst, doch es fehlte ihm noch immer
     eine Stimme. Über seine Zuträger hatte er erfahren, dass der 95-jährige Kardinal Gherardo angeblich pädophil sei und eine
     große Schwäche für kleine Mädchen habe. Es ist zwar nicht nachweisbar, doch eine Randnotiz des Notars der Borgia unterstreicht
     den Verdacht, dass dem greisen Kardinal möglicherweise die noch junge und gerade zu einer Schönheit heranreifende Lucrezia
     ins Bett gelegt wurde. 1492 wurde Rodrigo Borgia zum Papst gewählt und nannte sich Alexander VI. Für ihn ging das „Geld verdienen“
     jetzt erst richtig los und das Papsttum erreichte einen seiner Tiefpunkte. Für Geld war von Papst Alexander VI. alles zu haben.
     Wichtige Ämter des Kirchenstaates wurden für hohe Summen verkauft, und ein Würdenträger wurde nur Kardinal, wenn Geld floss.
     Wollten sich Europas Fürsten scheiden lassen, genügte eine entsprechende Zahlung und schon war das Problem erledigt. Sogar
     bei Mord und Totschlag konnte gegen eine etwas größere Geldzahlung die Befreiung von aller Schuld erzielt werden. Der neue
     Papst setzte Bestimmungen durch, dass das Erbe von Bischöfen und Kardinälen nach deren Tod dem Kirchenoberhaupt zufloss. Anschließend
     verstarb mancher geistliche Würdenträger nach seinem Papstbesuch auf eine rätselhafte Weise. Gegenüber seinen eigenen Angehörigen
     war der Papst fürsorglich und verschaffte mindestens dreißig von ihnen ein Amt. Das Geld wurde für einen aufwändigen Lebensstil
     und zur Finanzierung von Kriegen gehortet.
    Im Jahre 1495 gelang es Alexander VI. eine neue Geldquelle zu erschließen. In Rom lebte damals Prinz Dschem aus dem Osmanischen
     Reich. Er |114| hatte versucht gegen seinen regierenden Bruder, den Sultan von Konstantinopel, eine Revolution anzuzetteln, die misslang.
     Er musste deshalb fliehen und stellte sich unter den Schutz des Papstes. König Karl VIII. aus Frankreich plante in dieser
     Zeit einen Kreuzzug, um Jerusalem nach Jahrhunderten wieder für das Christentum zu gewinnen. Es war zwar eine romantische
     und unrealistische Vorstellung, aber der König sah sich ähnlich wie der deutsche Kaiser Maximilian als einer der letzten wirklichen
     Ritter, und er wollte die Kreuzzugsidee neu beleben. Der König versprach dem Papst 200   000 Goldstücke, wenn er ihm Prinz Dschem überlassen würde, dessen Aufgabe es nun sein sollte, im Osmanischen Reich einen Bürgerkrieg
     zu provozieren. Der Bürgerkrieg würde dann, so der Plan, militärische Kräfte

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