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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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überfielen von ihren nordafrikanischen Stützpunkten aus die Handelsflotten und beschäftigten in den großen Hafenstädten
     ebenfalls eigene Spione. Die Piraten waren überwiegend Moslems und stellten der osmanischen Kriegsflotte erfahrene Kapitäne
     und Besatzungen zur Verfügung.
    In Kriegszeiten konnte Venedig seine Kriegsflotte ungewöhnlich rasch vergrößern und erreichte dadurch schnell eine hohe Kampfkraft.
     Die Stadt unterhielt einen von hohen Mauern festungsartig abgegrenzten und streng bewachten Werftbereich, der „Arsenal“ genannt
     wurde. Vom Meer aus war der Zugang zum Arsenal nur so breit wie ein Schiff, und für Fremde war das Gebiet hermetisch abgeriegelt.
     Tag und Nacht riefen sich die Bewacher stündlich eine Parole zu, um ihre Aufmerksamkeit anzuzeigen. Während der Blütezeit
     Venedigs war das Arsenal die größte Industrieanlage Europas. In diesem rund 24 Hektar großen Gebiet gab es drei Hafenbecken,
     in denen um das Jahr 1480 etwa 80 und später sogar 116 Kriegsgaleeren gleichzeitig gebaut werden konnten. Die einzelnen Teile
     einer Galeere lagen bereits vorgefertigt in Hallen und wurden in einer Art Fließbandarbeit zusammengesetzt. Seile und Taue
     wurden in einem 300 Meter langen Gebäude gedreht. Rund 250 gut ausgebildete Facharbeiter sollen in der Lage gewesen sein,
     innerhalb eines halben Jahres etwa 20 Galeeren zu bauen. In großen, von außen nicht einsehbaren Schuppen, die einzeln etwa
     40 mal 20 Meter lang waren, lagen oft mehr als 100 Galeeren, die bei Bedarf nur noch ausgerüstet werden mussten, um dann seetauglich
     zu sein. Alle Arbeiten waren hervorragend organisiert, denn rund zehn dieser auf Vorrat gebauten Galeeren konnten innerhalb
     von 6 Stunden voll bewaffnet und zum Auslaufen gebracht werden. Durchschnittlich waren 2000 Menschen im Arsenal beschäftigt.
     Sie waren privilegiert und hochbezahlt, wurden allerdings auch streng überwacht. Von fremden Werften wurden begehrte Spezialisten
     oft gegen eine fürstliche Belohnung abgeworben und dann an Venedig gebunden. Damit sich unter den Arbeitern keine Spione einschleichen
     konnten, bildeten die Handwerker meist Familiendynastien, und Väter gaben ihr geheim gehaltenes Wissen nur an ihre Söhne weiter.
    Eine typische venezianische Kriegsgaleere war ungewöhnlich schnell und wurde von einem großen Lateinersegel sowie von Ruderern
     angetrieben. Ihr Tiefgang betrug bei einer Länge von 40 Metern nur rund anderthalb Meter und die Breite nur rund 5 Meter.
     Am Bug war sie mit einem massiven Rammsporn ausgestattet. Über der Mittellinie der Vordecks war eine etwa 5000 Pfund schwere
     und 4,50 Meter lange Bugkanone montiert, mit der gehackter Eisenschrott verschossen wurde. Auf Plattformen und entlang der
     Mittellinie waren zusätzlich noch kleinere Geschütze angebracht, daneben gab es noch Plätze für Bogenschützen und Musketiere
     sowie für das Enterkommando. Die 150 oder mehr Ruderer arbeiteten in Schichten und verliehen der Galeere eine Durchschnittsgeschwindigkeit |106| von etwa 3 Knoten. Bei Angriffen konnte sogar eine Spurtgeschwindigkeit von 7 Knoten erreicht werden. Mit Windunterstützung
     konnten Kriegsgaleeren bis zu 12 Knoten schnell sein. Durch ihre schlanke Bauweise und den geringen Tiefgang waren sie allerdings
     auf hoher See bei starkem Wellengang sehr gefährdet, so dass Seeschlachten meist in Küstennähe stattfanden.
    Die Kapazitäten und die Stärke seiner Flotte nützte Venedig schon früh skrupellos für eigene Vorteile aus. Als Papst Urban
     II. im November 1095 zum Kreuzzug aufrief, folgten die abendländischen Fürsten mit großem Eifer und nur Venedig hielt sich
     abseits. Es wollte sich die guten Geschäfte mit den islamischen Staaten nicht verderben. Später verlangte Venedig von den
     Kreuzritterheeren horrende Summen für den Transport in das Heilige Land. Flottenunterstützungen während der Kriegszüge der
     Kreuzritter gewährte Venedig nur gegen Handelskonzessionen sowie Rechte für Handelsniederlassungen. Manchmal setzten sich
     Teile der venezianischen Flotte auch ab, um Reliquien oder Kunstschätze zu rauben. Während sich europäische Fürsten und Ritter
     für die Kreuzzüge verschuldeten, machte Venedig ohne Hemmungen Gewinne.
    Den vierten Kreuzzug von 1202 bis 1204 leitete Venedig sogar zu seinem eigenen Vorteil um. Es brachte die Kreuzritter dazu,
     statt das Heilige Land, den Konkurrenten von Venedig, die byzantinische Hauptstadt Konstantinopel, zu erobern und zu

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