Spione, die die Welt bewegten
der Türken binden, und der König könnte mit seinem
Heer Jerusalem leichter erobern. Der Papst stimmte zu und nahm ganz heimlich Kontakt mit dem Sultan auf. Bald antwortete der
Sultan ebenfalls geheim in einem sehr höflichen und zuvorkommenden Brief. Er bot an, dem Papst 300 000 Dukaten in Gold zu bezahlen, wenn er in Rom für Prinz Dschem ein würdiges Begräbnis ausrichten würde. Die Angelegenheit
war delikat, denn Prinz Dschem erfreute sich bester Gesundheit. Als ein mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann wusste
Alexander VI. allerdings sofort, um was es ging. Er übergab Prinz Dschem dem französischen König und kassierte 200 000 Goldstücke. Um den geplanten Kreuzzug zu feiern, gab es anschließend einige große Festessen. Wenige Tage später wurde
Prinz Dschem überraschend krank und verstarb. Der Sultan schickte diskret 300 000 Golddukaten. Sebastian Pinzon, der Giftmischer der Borgia, hatte wieder einmal zugeschlagen. Ihm wurden geradezu wundersame
Fähigkeiten nachgesagt. Er soll Gifte besessen haben, die den Geschmack der Mahlzeiten nicht beeinträchtigten und erst nach
Tagen wirksam wurden.
Nur kurze Zeit später, im Heiligen Jahr 1500, hatte Alexander VI. wieder ein neues Geschäft aufgezogen. Pilger wurden aufgefordert,
nach Rom zu kommen, um sich gegen Geldzahlungen von ihren Sünden zu befreien. Im gleichen Jahr wurde die Hochzeit von Lucrezia
mit Herzog Alfonso d’Este gefeiert, und der Papst gab seiner schönen Tochter so viel Mitgift mit, dass 1500 Maultiere für
den Transport nach Ferrara notwendig waren. Die Familie d’Este war Mitte des 15. Jahrhunderts recht groß geworden, denn Niccolò
d’Este hatte mit verschiedenen Frauen mehr als 30 Kinder gezeugt.
Noch skrupelloser als der Vater, Papst Alexander VI., war sein Sohn, Cesare Borgia, das lebende Vorbild für das Buch „Der
Fürst“ von Machiavelli. Cesare war intelligent und hochgebildet, schreckte allerdings vor keiner Schandtat zurück. Mitmenschen
beschrieben ihn als gerissen, durchtrieben und verkommen. Im Alter von 17 Jahren hatte ihn der Vater zum Kardinal mit lukrativen
Einkünften gemacht, doch der Sohn wollte mehr. Er wollte nicht Kardinal sein, sondern sich dem Militär und der Politik zuwenden.
Eine Rolle, die der Vater ursprünglich seinem Bruder Juan zugewiesen hatte. Als Alexander VI. einen |115| Tausch der Rollen ablehnte, soll Cesare angeblich beim überraschenden Tod des Bruders nachgeholfen haben. Juan ging gerne
nächtlichen Liebesabenteuern nach und wurde eines morgens, von Degenstichen durchbohrt, im Tiber gefunden. Es wurde nie geklärt,
ob ihn ein gehörnter Ehemann oder sogar der Bruder umgebracht hatte. Cesare war nun auf dem Weg nach oben. Er baute sich mit
dem Geld des Vaters ein eigenes Heer auf und warb Condottiere an, die gleich ihr eigenes Heer gegen gute Bezahlung mitbrachten.
Mit rund 24 Jahren begann er seinen ersten Kriegszug. Der Kirchenstaat wurde bald zu einer Art Borgia-Fürstentum, denn Cesare
stürzte nach und nach die verschiedenen Kleinfürsten und Stadttyrannen. Nachdem er auch von Frankreich unterstützt wurde,
gab es für ihn kein Halten mehr und er dehnte seinen Machtanspruch über den Kirchenstaat hinaus aus. Aus reiner Berechnung
hatte er die Kusine des französischen Königs geheiratet und, nachdem er seine Ziele erreicht hatte, später wieder verlassen.
Die Mittel seiner Erfolge waren nicht nur der Kampf, sondern auch Gift, Auftragsmorde, Spionage und Verrat. Als einer seiner
Leute einmal die Bevölkerung drangsalierte und Menschen ermordete, sah er ungerührt zu. Später ließ er den Mann umbringen,
um bei der Bevölkerung einen guten Eindruck zu hinterlassen. In einem Fall wurden friedensbereite Gegner von ihm zu einem
Versöhnungsgespräch eingeladen. Bei diesem Treffen brachte er sie dann um. Guidobaldo da Montefeltro, Herzog von Urbino, lieh
dem Kirchenstaat einmal seine Artillerie für Übungszwecke aus. Cesare nutzte sofort die Gelegenheit, um mit dieser Artillerie
Urbino anzugreifen. In seiner Kriegsführung und seinem Interesse für die Technik war er sehr fortschrittlich und beauftragte
sogar das Renaissancegenie Leonardo da Vinci für ihn neuartige Waffen zu entwickeln. Nachdem die Festung Forli in der Romagna
durch Verrat gefallen war, geriet die in Italien hochverehrte Caterina Sforza in Gefangenschaft und wurde nach Rom in die
Engelsburg gebracht, wo es geheime Gefängnisse gab. Um sie zu
Weitere Kostenlose Bücher