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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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gleichen Zeit
     wegen seiner Verdienste zum Herzog von Wellington geadelt. Bereits im Frühling 1815 kehrte Napoleon wieder nach Frankreich
     zurück und übernahm für 100 Tage erneut die Macht. Bei Waterloo in Belgien sollte es später zur Entscheidungsschlacht kommen.
     Wellington und sein preußischer Verbündeter Marschall Blücher wussten nicht, wo Napoleon angreifen würde und verteilten deshalb
     ihre Streitkräfte über eine Front von rund 250 Kilometer Länge. Die Truppen waren dadurch gefährlich ausgedünnt und möglicherweise
     einem Feldherrn wie Napoleon nicht gewachsen. Durch Spionage erfuhr Colquhoun Grant jedoch eine kriegsentscheidende Information:
     Spione aus Napoleons Hauptquartier meldeten, dass der Kaiser mit seinen Truppen in Richtung Brüssel marschiere und den Fluss
     Sambre bei Charleroi überqueren wolle. Grant beschloss sofort, die wichtige Nachricht persönlich zu überbringen und ritt in
     größter Eile direkt zu Wellington. Unterwegs hielt ihn die preußische Kavallerie an und wollte seine Nachricht zunächst nicht
     glauben. Erst verspätet konnte er weiterreiten. Jetzt konnten Engländer und Preußen ihre Kräfte gezielt konzentrieren und
     Napoleon schlagen. Nahezu im letzten Augenblick kam Blücher Wellington zu Hilfe, um das Kriegsglück zu wenden.
    Nach seiner Verbannung auf Elba war Napoleon allerdings nicht mehr in Hochform und auch sein militärisches Genie hatte nachgelassen.
     Während seiner Glanzzeit hatte Napoleon 24 Stunden am Tag unter Dampf gestanden und war aktiv gewesen. Er konnte zu jeder
     Tageszeit essen und schlafen. Seine |163| Köche hielten stets Hähnchen auf dem Grill bereit, die er, immer wenn er Hunger hatte, zu den unmöglichsten Tageszeiten beim
     Studium von Dokumenten verschlang. Schlaf benötigte Napoleon kaum; angeblich genügten ihm fünf Stunden pro Nacht. Er war so
     geübt, dass er jederzeit und in allen Situationen innerhalb von Minuten in den Tiefschlaf fallen konnte. Um während einer
     Schlacht topfit zu sein, schlief er vor dem Angriff. Sogar wenn die Kanonen bereits donnerten, hatte er noch die Nerven, fünf
     oder zehn Minuten fest zu schlafen und war danach in Hochform.
     

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    |165| Der König der Spürhunde – Preußische Spione
    Nach dem Untergang des Napoleonischen Reiches kam es in Deutschland im Rahmen der Friedensverhandlungen des Wiener Kongresses
     zu einer Neuordnung. Da die Fürsten und nicht die Vertreter der Bevölkerung verhandelt hatten, stand eine Restauration im
     Vordergrund. Zwar wurde das alte Deutsche Kaiserreich unter der Führung der Habsburger nicht wiederhergestellt, die Macht
     der ursprünglichen Herrscher wurde jedoch nur wenig angetastet. Große Teile der Bevölkerung, die sich an den Freiheitskämpfen
     gegen Napoleon beteiligt hatten, wurden um ihre Mühen und Opfer betrogen. Die alten Zustände kehrten zu einem großen Teil
     wieder zurück und führten zu Ernüchterungen und Enttäuschungen. Wie zur Zeit der absolutistischen Staaten wurde der Bürger
     erneut als nicht mündig angesehen. Fürsten handelten wie früher nach „Gottes Gnaden“ und waren damit jenseits aller Kritik.
     Es ging in den Friedensverhandlungen nach Napoleons Untergang primär um ein Gleichgewicht zwischen den einzelnen Territorien
     und weniger um liberale und demokratische Ideen oder gar die Schaffung eines von vielen Bürgern gewünschten Nationalstaates.
    Spannungen waren in der Bevölkerung somit absehbar und mussten unterdrückt werden. Dennoch konnten eine offizielle und auch
     eine geheime Polizei nicht verhindern, dass es weiter gärte und bald Revolutionen angesagt waren. Verbrechen zu bekämpfen
     und die Täter zu fassen war nur ein Teil der Aufgaben der Polizei. Weitaus wichtiger war jedoch, Bürger zu verfolgen, die
     in Opposition zum Staat standen. Viele Menschen zogen sich deshalb in ihre kleine innere Welt zurück, die später den Namen
     „Biedermeier“ erhielt. Andere sehnten sich nach der kraftvollen Welt des Mittelalters und schufen die Romantik.
    Auch territorial veränderte sich vieles: Der Deutsche Bund mit immerhin 39 souveränen Einzelstaaten entstand. Preußen rückte
     sehr stark in den Westen vor, erhielt das Rheinland sowie Westfalen und befand sich plötzlich in der Nachbarschaft zu Frankreich.
     Der Staat Preußen war in teilweise untereinander isolierte Territorien zersplittert und besaß zudem Gebiete innerhalb und
     außerhalb des Deutschen Bundes. Einzelne Teile des preußischen

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