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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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die auf die Spanier angesetzt |161| waren, wurden inzwischen allerdings misstrauisch. Der französische Marschall Bernadotte vermutete geheime Absprachen und befahl,
     alle Post an die Spanier nicht mehr weiterzuleiten, sondern sie noch genauer als vorher zu begutachten.
    Marquis de la Romana hatte inzwischen eine zündende Idee zum Fluchttermin. Er wollte seine Truppen nahe der dänischen Festung
     Nyborg sammeln, um sie auf den Bruder Napoleons, der inzwischen neuer spanischer König geworden war, feierlich einzuschwören.
     Die noch ahnungslosen Franzosen stimmten zu. Der Termin wurde an die englische Flotte weitergeleitet, und Konteradmiral Keat
     zog drei große Linienschiffe und sechs Fregatten zusammen. In einer Blitzaktion stürmten rund 9000 Spanier die dänische Festung
     Nyburg und nahmen sie in Besitz, danach konfiszierten sie rund 59 dänische Schiffe, um zu den wartenden englischen Kriegsschiffen
     zu segeln. Rund 6000 spanische Soldaten waren bereits auf den Kriegsschiffen, als französische Truppen herbeieilten und zwei
     noch am Strand wartende spanische Regimenter gefangen nahmen. Konteradmiral Keat setzte sofort Segel und verschwand. Rund
     35 spanische Offiziere, die in Hamburg die Aufgabe hatten, die Franzosen abzulenken, wurden von englischen Spionen über Antwerpen
     ausgeschleust.
    Die spanischen Eliteeinheiten wurden von England aus nach Spanien gebracht und schlossen sich einem englischen Expeditionsheer
     von rund 8000 Mann an, das unter dem Kommando von General Wellesley bereits in Spanien gegen die Franzosen kämpfte und von
     zahlreichen einheimischen Partisanen unterstützt wurde. Den französischen Marschällen gelang es nicht, dieses Heer zu besiegen.
     Seine Erfolge ermunterten auch die Österreicher zu einem Aufstand, der allerdings niedergeschlagen wurde. Das Expeditionsheer
     wurde von der spanischen Bevölkerung breit unterstützt, so dass jederzeit bekannt war, von welcher Seite französische Truppen
     anrückten und wie stark sie waren.
    Bei San Sebastian saß zum Beispiel an einer Heerstraße tagaus, tagein ein armer Schuster und flickte am Straßenrand alte Schuhe.
     Immer wenn eine französische Einheit vorbeimarschierte, machte er auf der Sohle einen Kreidestrich. Am Abend kamen regelmäßig
     andere Spanier bei ihm vorbei und kauften ihm die Schuhe ab. Es waren englische Spione. Der Schuster war ein bedeutender spanischer
     Edelmann, der sich als Spion hatte anwerben lassen.
    Die Katastrophe von Waterloo
    Der Secret Service konnte bei den Kämpfen in Spanien gute Erfahrungen über Spionageaktionen bei Feldzügen sammeln. General
     Wellesley erhielt Informationen aus unterschiedlichen Quellen und lernte vieles über die Koordination und Wertung von Nachrichten.
     Es kamen Nachrichten von den eigenen Patrouillen und der einheimischen Bevölkerung; daneben Meldungen von den Profis, den
     eigenen und fremden Spionen und insbesondere von den spanischen |162| Dorfpriestern sowie manchen Honoratioren, die Nachrichten aus französischen Garnisonen sammelten und an ihn weiterleiteten.
     Einer seiner wichtigsten Profis war Colquhoun Grant, einer der besten Männer des Secret Service, der zusätzlich noch ein eigenes
     Spionagenetz aus spanischen Mitarbeitern leitete. Als französische Soldaten ihn einmal gefangen nahmen, wussten sie bald,
     wie wichtig ihr Gefangener war und brachten ihn direkt ins Hauptquartier von Marschall Marmont. Ein Brief über die Spionagetätigkeit
     von Grant, der Marschall Marmont vorgelegt werden sollte, wurde allerdings von spanischen Partisanen abgefangen, so dass es
     lange nur Vermutungen über Grant gab. Grant konnte jedoch aus dem Hauptquartier des Marschalls fliehen und sich nach Paris
     durchschlagen, wo er von Helfern nach England ausgeschleust wurde. Später lieferte Colquhoun Grant entscheidende Informationen
     zum Sieg über Napoleon bei Waterloo. Ein anderer englischer Topspion behauptete nach seiner Festnahme geistesgegenwärtig,
     ein Überläufer zu sein. Marschall Masséna zeigte sich ihm gegenüber zunächst wohlwollend, doch ein Mitarbeiter von Marschall
     Junot erkannte ihn als Spion. Daraufhin sollte er am nächsten Tag hingerichtet werden. In der Nacht gelang es ihm, aus dem
     Zimmer zu fliehen, in das er eingesperrt worden war. Kaltblütig brach er noch in ein Büro von Marschall Masséna ein und stahl
     ein Notizbuch.
    Nach seiner endgültigen Niederlage wurde Napoleon 1814 auf die Insel Elba verbannt. General Wellesley wurde zur

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