Spione, die die Welt bewegten
die auf die Spanier angesetzt |161| waren, wurden inzwischen allerdings misstrauisch. Der französische Marschall Bernadotte vermutete geheime Absprachen und befahl,
alle Post an die Spanier nicht mehr weiterzuleiten, sondern sie noch genauer als vorher zu begutachten.
Marquis de la Romana hatte inzwischen eine zündende Idee zum Fluchttermin. Er wollte seine Truppen nahe der dänischen Festung
Nyborg sammeln, um sie auf den Bruder Napoleons, der inzwischen neuer spanischer König geworden war, feierlich einzuschwören.
Die noch ahnungslosen Franzosen stimmten zu. Der Termin wurde an die englische Flotte weitergeleitet, und Konteradmiral Keat
zog drei große Linienschiffe und sechs Fregatten zusammen. In einer Blitzaktion stürmten rund 9000 Spanier die dänische Festung
Nyburg und nahmen sie in Besitz, danach konfiszierten sie rund 59 dänische Schiffe, um zu den wartenden englischen Kriegsschiffen
zu segeln. Rund 6000 spanische Soldaten waren bereits auf den Kriegsschiffen, als französische Truppen herbeieilten und zwei
noch am Strand wartende spanische Regimenter gefangen nahmen. Konteradmiral Keat setzte sofort Segel und verschwand. Rund
35 spanische Offiziere, die in Hamburg die Aufgabe hatten, die Franzosen abzulenken, wurden von englischen Spionen über Antwerpen
ausgeschleust.
Die spanischen Eliteeinheiten wurden von England aus nach Spanien gebracht und schlossen sich einem englischen Expeditionsheer
von rund 8000 Mann an, das unter dem Kommando von General Wellesley bereits in Spanien gegen die Franzosen kämpfte und von
zahlreichen einheimischen Partisanen unterstützt wurde. Den französischen Marschällen gelang es nicht, dieses Heer zu besiegen.
Seine Erfolge ermunterten auch die Österreicher zu einem Aufstand, der allerdings niedergeschlagen wurde. Das Expeditionsheer
wurde von der spanischen Bevölkerung breit unterstützt, so dass jederzeit bekannt war, von welcher Seite französische Truppen
anrückten und wie stark sie waren.
Bei San Sebastian saß zum Beispiel an einer Heerstraße tagaus, tagein ein armer Schuster und flickte am Straßenrand alte Schuhe.
Immer wenn eine französische Einheit vorbeimarschierte, machte er auf der Sohle einen Kreidestrich. Am Abend kamen regelmäßig
andere Spanier bei ihm vorbei und kauften ihm die Schuhe ab. Es waren englische Spione. Der Schuster war ein bedeutender spanischer
Edelmann, der sich als Spion hatte anwerben lassen.
Die Katastrophe von Waterloo
Der Secret Service konnte bei den Kämpfen in Spanien gute Erfahrungen über Spionageaktionen bei Feldzügen sammeln. General
Wellesley erhielt Informationen aus unterschiedlichen Quellen und lernte vieles über die Koordination und Wertung von Nachrichten.
Es kamen Nachrichten von den eigenen Patrouillen und der einheimischen Bevölkerung; daneben Meldungen von den Profis, den
eigenen und fremden Spionen und insbesondere von den spanischen |162| Dorfpriestern sowie manchen Honoratioren, die Nachrichten aus französischen Garnisonen sammelten und an ihn weiterleiteten.
Einer seiner wichtigsten Profis war Colquhoun Grant, einer der besten Männer des Secret Service, der zusätzlich noch ein eigenes
Spionagenetz aus spanischen Mitarbeitern leitete. Als französische Soldaten ihn einmal gefangen nahmen, wussten sie bald,
wie wichtig ihr Gefangener war und brachten ihn direkt ins Hauptquartier von Marschall Marmont. Ein Brief über die Spionagetätigkeit
von Grant, der Marschall Marmont vorgelegt werden sollte, wurde allerdings von spanischen Partisanen abgefangen, so dass es
lange nur Vermutungen über Grant gab. Grant konnte jedoch aus dem Hauptquartier des Marschalls fliehen und sich nach Paris
durchschlagen, wo er von Helfern nach England ausgeschleust wurde. Später lieferte Colquhoun Grant entscheidende Informationen
zum Sieg über Napoleon bei Waterloo. Ein anderer englischer Topspion behauptete nach seiner Festnahme geistesgegenwärtig,
ein Überläufer zu sein. Marschall Masséna zeigte sich ihm gegenüber zunächst wohlwollend, doch ein Mitarbeiter von Marschall
Junot erkannte ihn als Spion. Daraufhin sollte er am nächsten Tag hingerichtet werden. In der Nacht gelang es ihm, aus dem
Zimmer zu fliehen, in das er eingesperrt worden war. Kaltblütig brach er noch in ein Büro von Marschall Masséna ein und stahl
ein Notizbuch.
Nach seiner endgültigen Niederlage wurde Napoleon 1814 auf die Insel Elba verbannt. General Wellesley wurde zur
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