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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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Geschichtsbücher
     brachte. Offiziell hatte er den Auftrag, bei der Eröffnung einer Industrieausstellung in London teilzunehmen, inoffiziell
     sollte er allerdings den in London lebenden berühmten |168| Karl Marx ausspionieren. Er stellte sich bei Karl Marx als Redakteur einer medizinischen Zeitschrift vor, der wegen seiner
     Kommunistenfreundlichkeit aus Deutschland fliehen musste. Von Marx erhielt er zum Abschied ein signiertes Exemplar des „Kommunistischen
     Manifests“, anschließend benutzte er die Unterschrift für Fälschungen. Schließlich gelang es ihm, an die Mitgliederliste des
     von Marx und Engels geleiteten „Bundes der Kommunisten“ zu kommen. Karl Marx schrieb später, dass die Liste bei einem Einbruch
     in London gestohlen worden war. Eine Kopie dieser Namensliste gab Stieber nach Paris, wo umgehend eine kommunistische Organisation
     ausgehoben wurde. In Köln kam es aufgrund der Liste zu einem aufsehenerregenden Prozess mit zahlreichen Verurteilungen. Karl
     Marx tobte anschließend in einer Schrift über den Kölner Prozess, gab allerdings nicht zu, dass er von Stieber hereingelegt
     worden war. Stieber selbst wurde nach dem Prozess zum Polizeidirektor befördert.
    In der folgenden Zeit war Stieber in Berlin in zahlreiche Affären verstrickt, wurde allerdings stets von höchster Ebene gedeckt.
     Er machte beispielsweise eine Bordellbesitzerin ausfindig, die minderjährige Mädchen an hohe Persönlichkeiten verkuppelte.
     Das Etablissement ließ er allerdings nicht auffliegen, sondern sammelte Informationen über hohe Beamte, die das Bordell besuchten.
     Eine Verhaftung wegen Amtsmissbrauch und Freiheitsberaubung wurde umgehend niedergeschlagen, als er drohte mit seinem Wissen
     auszupacken. Gleichzeitig verdiente er als Grundstücksspekulant viel Geld und war ein reicher Mann.
    An dem berüchtigten Potsdamer Depeschenverrat war Stieber ebenfalls beteiligt. Der damalige Ministerpräsident Otto von Manteuffel
     hatte mit Wissen des Berliner Polizeipräsidenten Hinckeldey einen gewissen Techen beauftragt, Briefe an General von Gerlach
     und Kabinettsrat Niebuhr heimlich abzuschreiben und an ihn weiterzugeben; delikat wurde die Angelegenheit, als auch Berichte
     des preußischen Militärattachées aus St. Petersburg kopiert wurden. Mit den Briefen wollte von Manteuffel Intrigen spinnen
     und sich beim König beliebt machen. Techen war allerdings mit seiner Bezahlung unzufrieden und verkaufte die Kopien gleichzeitig
     für weitaus mehr Geld auch noch an den französischen und russischen Botschafter. Durch Geheimdienstinformationen flog die
     Angelegenheit zuletzt auf und Techen wurde nach längeren Beobachtungen und Ermittlungen von Stieber verhaftet. Im Auftrag
     des Königs kehrte Stieber anschließend die Beweise gegen von Manteuffel und Hinckeldey unter den Teppich, so dass alle Anschuldigungen
     an Techen hängen blieben.
    Gleichzeitig arbeitete Stieber für den russischen Geheimdienst, um revolutionäre Exilrussen in Preußen zu überwachen. Bismarck
     war später über diese Tätigkeit informiert und duldete sie bis 1874.
    Der große Aufstieg von Dr. Wilhelm Stieber begann im Herbst 1863. Sein Freund August Braß, Gründer der „Norddeutschen Allgemeinen
     Zeitung“, stellte ihn Bismarck vor. Dabei wurde bekannt, dass Bismarck und Stieber in Berlin das gleiche Gymnasium besucht
     hatten. Sie hatten sich deshalb viel zu |169| erzählen. Nur kurze Zeit später konnte sich Stieber bei Bismarck erneut in Erinnerung bringen. Er hatte über ausländische
     Kontakte erfahren, dass Anarchisten ein Attentat auf Bismarck planten. Er beschloss zu ihm zu fahren und ihn persönlich zu
     warnen. Er vereinbarte mit Bismarck, dass dieser täglich mit einer anderen Kutsche und auf einem anderen Weg zu seinem Büro
     fahren sollte. Gleichzeitig sollte eine Puppe mit der Kleidung von Bismarck in der offiziellen Kutsche täglich den sonst üblichen
     Weg fahren. Tatsächlich wurde später auf die Puppe geschossen, und die Kugel traf genau den Kopf. Das Attentat wurde der Öffentlichkeit
     verheimlicht und der Attentäter ohne Aufsehen nach Russland abgeschoben, wo er bereits gesucht wurde.
    Anschließend traf sich das Kabinett und beauftragte Stieber zum Schutz des Königs und der Regierung eine eigene Geheimpolizei
     zu gründen. Diese Geheimpolizei erweiterte Stieber noch zu einer Geheimen Feldpolizei, die in Zukunft bei Kriegen eingesetzt
     werden sollte. Bezahlt wurde die Geheimpolizei aus Bismarcks so

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