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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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waren mindestens 2500 Geschütze
     mit ausreichender Munition und eigene Ringbahnen und Schienennetze für den Nachschub vorhanden. Regelmäßig lieferten sich
     Deutsche und Franzosen ausgiebige Artillerieduelle. Der deutsche Belagerungsring wurde immer dichter, denn die Stadt sollte
     ausgehungert werden. Stieber organisierte Schmuggelaktionen und ließ sich mit Pariser Zeitungen versorgen. In einzelnen |171| Frontabschnitten waren den Deutschen oft sogar die Parolen der Franzosen bekannt. Stieber erfuhr, dass Pariser Zeitungen zwei
     Millionen Franc für die Ermordung des preußischen Königs boten und eine Million Franc für die Ermordung von Bismarck. Daraufhin
     ließ er die Bewachung durch seine Geheime Feldpolizei noch einmal verstärken. Der deutsche Generalstab verlegte im Oktober
     1870 sein Hauptquartier nach Versailles, so dass es für ihn noch mehr Arbeit gab. Ausbruchversuche der Verteidiger kamen nicht
     weit und konnten regelmäßig verhindert werden. Stieber erhielt das Eiserne Kreuz, weil er durch Razzien in den besetzten Vorstädten
     wiederholt Waffenlager für geplante Aufstände ausheben konnte. Bei einer anderen Razzia wurden mehr als 150 französische Spione
     festgenommen, die sich als Späher aus der belagerten Stadt herausgeschlichen hatten.
    Während der Belagerung von Paris stiegen nahezu täglich Fesselballone mit Soldaten auf, um mit der Außenwelt zu kommunizieren,
     Post zu transportieren und gegebenenfalls Widerstand von außen zu organisieren. Manche der Ballone wurden abgeschossen, doch
     viele kamen zu den unbesetzten französischen Gebieten durch. Später stellte Krupp ein „Spezial-Ballon-Abwehrgeschütz“ zur
     Verfügung. Jetzt gelang es, viele Ballone abzuschießen. Doch diese explodierten bereits in der Luft, so dass die Besatzungen
     nicht überlebten und deshalb auch nicht verhört werden konnten. An Weihnachten 1870 zeigte Stieber Großzügigkeit und ließ
     einige gefangene Ballonfahrer frei, die wahrscheinlich als Spione erschossen worden wären. Auch Schwärme von Brieftauben wurden
     von den Verteidigern ausgeschickt, um Nachrichten von Paris nach außen zu tragen. Stieber setzte sofort Falken ein, die viele
     der Tauben schlugen, so dass zahlreiche geheime Depeschen den Deutschen in die Hände fielen.
    In der Stadt Paris herrschte in jedem Lokal und auf den Straßen Spionageverdacht. Jeder Fremde war verdächtig und Hysterie
     war die Folge. Bald breitete sich auch eine Hungersnot aus. Franzosen, die gut deutsch sprachen, ließen sich zur Spionage
     und für andere Geschäfte ausschleusen. Frauen mit einem zweifelhaften Ruf gingen bei den deutschen Vorposten einem uralten
     Gewerbe nach oder verkauften Pariser Zeitungen an die Belagerer. Deutsche, die gut französisch sprachen, wurden für Beobachtungen
     eingeschleust. Ein deutscher Spion wurde sogar von den Parisern als Held gefeiert. Er kam stets im Morgengrauen zu den französischen
     Vorposten zurück und zeigte deutsche Helme mit Einschusslöchern. Französische Soldaten, die ihn in der Nacht bei der Patrouille
     begleitet hatten, wurden dagegen regelmäßig von den Deutschen erschossen, was allerdings niemanden misstrauisch machte. Bald
     gewann er das Vertrauen der Franzosen und erfuhr manches. Die Einschusslöcher stammten allerdings nicht von ihm. Er hatte
     die Helme von den Belagerern erhalten, um sich bei den Parisern einzuschmeicheln.
    Bald war der französischen Regierung klar, dass keine weitere Armee mehr aufgestellt werden konnte, um die Stadt zu befreien.
     Außenminister Jules |172| Favre begab sich deshalb zusammen mit seinem Schwiegersohn von Paris aus in das deutsche Hauptquartier in Versailles, um Friedensverhandlungen
     anzubieten. Ohne es zu wissen, wohnte er während dieser Zeit direkt in der Zentrale von Stiebers Geheimer Feldpolizei. Stieber
     hatte seinen Mitarbeitern befohlen, nur noch Zivilkleidung zu tragen, so dass eine Atmosphäre wie in einem Hotel herrschte.
     Er ließ den französischen Außenminister, der schon lange kein gutes Essen mehr gewöhnt war, hervorragend bewirten und bot
     beste Weine an. Um auf den Hunger in Paris hinzuweisen, ließ er einmal eine Herde mit rund 3000 Schafen vor dem Fenster des
     Zimmers von Favre vorbeitreiben. Briefe und Depeschen von Favre überwachte er persönlich und seine Spione spielten Kellner
     und Hauspersonal. Häufig saßen Bismarck und Favre über Stunden wie Freunde zusammen und besprachen die Friedensbedingungen.
    Nach dem

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