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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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hielten, der war, dass wir auf eine Mädchenschule gingen und keine Vergleiche ziehen konnten. Ein Blick auf Macey McHenry machte deutlich, dass selbst außerhalb der Mauern der Gallagher Akademie ein Mr Solomon für göttlich gehalten würde. Und sie wusste nicht einmal, dass er ein Spion war (was einen Typ immer attraktiver macht).
    »Hallo.« Das gleiche Wort, das Mr Mosckowitz benutzt hatte, aber was für ein Unterschied! »Willkommen an der Gallagher Akademie. Ich hoffe, Sie erwägen, unsere Schule zu besuchen«, sagte er, aber ich bin ziemlich sicher, dass Macey, Bex und ich stattdessen Folgendes gehört haben: Ich finde, du bist die schönste Frau der Welt, und ich würde mich geehrt fühlen, wenn du meine Kinder bekommst. (Echt – ich glaube, das hat er gesagt.)
    »Gefällt Ihnen die Tour?«, fragte er, aber Macey klimperte nur mit den Wimpern und wurde auf eine Weise verführerisch, die überhaupt nicht zu ihren Kampfstiefeln passte.
    Vielleicht war es die lila Rauchwolke, die mir entgegenschwappte, aber ich hatte plötzlich das Gefühl, mich übergeben zu müssen.
    »Hätten Sie eine Sekunde Zeit?«, fragte Mr Solomon, wartete aber ihre Antwort nicht ab und fügte hinzu: »Im zweiten Stock ist etwas, das ich Ihnen zeigen möchte.«
    Er deutete auf eine steinerne Wendeltreppe, die früher einmalzur Kapelle der Familie Gallagher gehört hatte. Buntglasfenster ragten zwei Stockwerke hoch und färbten das Licht, das beim Hinaufklettern auf Mr Solomons weißem Hemd landete. Als wir das zweite Obergeschoss erreicht hatten, streckte er die Arme vor dem großartigen Korridor mit seiner hohen Decke aus, der sich farbenfroh wie ein Kaleidoskop vor uns ausdehnte.
    Der Gang war einfach wunderschön und mir bisher nicht aufgefallen. Immer hatte es irgendwo Unterricht gegeben, zu dem man dringend musste, oder es waren irgendwelche Aufgaben zu erledigen gewesen. Ich hörte wieder Mr Solomons Lektion – Dinge bemerken  – und hatte das Gefühl, dass wir gerade einen GehOp-Test bekommen und versagt hatten.
    Er begleitete uns bis zum Geschichtssaal, bevor er sich umdrehte und zur herrlichen Wand aus Buntglas zurückschlenderte. Während Macey ihm hinterherschaute, murmelte sie: »Und wer war das ?«
    Es war die erste Bemerkung, seit sie aus der Limousine gekrochen war und wahrscheinlich lange davor, die begeistert klang – wahrscheinlich seit ihr klar geworden war, dass ihr Vater seine Seele für eine Wählerstimme verkaufen würde und ihre Mutter die Schlampe im althergebrachten Sinne des Wortes war.
    »Ein neuer Lehrer«, sagte Bex.
    »Klar«, erwiderte Macey spöttisch. »Wenn du meinst.«
    Aber Bex hatte den Schlampen-Vorfall nicht vergessen, drehte sich blitzschnell um und sagte: »Ja, das meine ich!«
    Macey langte nach ihren Zigaretten, stoppte sich aber selbst, als Bex’ Blick versteinerte.
    »Lasst euch eines sagen«, erklärte Macey, als ob sie uns einengroßen Gefallen täte. »Das günstigste Szenario: Alle Mädchen verblöden wegen ihm und können sich nicht mehr konzentrieren, was an der Gallagher Akademie bestimmt sehr wichtig ist.« Sie spielte die Ehrfürchtige. »Ungünstigstes Szenario: Er ist die wandelnde Versuchung, auf die eine von uns früher oder später hereinfällt.« Ich musste zugeben, dass die Schlampen-Macey vielleicht gar nicht so unrecht hatte. »Die einzigen Leute, die an solchen Schulen unterrichten, sind Spinner und Fachidioten. Und wenn ihr eine Schulleiterin habt, die so aussieht« – sie zeigte auf meine tolle Mutter, die ungefähr zehn Meter von uns entfernt mit den McHenrys sprach –, »ist leicht zu erkennen, wofür Mister Supersexy angeheuert wurde.«
    »Was?«, sagte ich und verstand nichts.
    »Du bist doch das Gallagher Girl«, sagte sie höhnisch. »Wenn du nicht selber drauf kommst, kann ich dir auch nicht helfen.«
    Ich dachte über meine Mutter nach – meine schöne Mutter, der mein sexy GehOp-Lehrer erst kürzlich zugezwinkert hatte, und glaubte, nie wieder etwas essen zu können.

W enn drei Mädchen sich ein Zimmer teilen, das für vier Mädchen bestimmt ist, dann ist das eine tolle Sache. Erstens wegen der Anzahl der Schrankfächer, zweitens wegen der Regale und natürlich auch deswegen, weil eine ganze Ecke des Zimmers mit Sitzsäcken ausgefüllt werden kann. Es war ein richtig gutes Arrangement, aber ich glaube, keine von uns hatte bisher wirklich geschätzt, was wir besaßen, bis zwei Hausmeistertypen an unsere Tür klopften und fragten, wo das Extrabett

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