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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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kam und wieso ich ihn überhaupt gesagt hatte. Mir hatte sechs Tage lang davor gegraut, dass Macey McHenry sich in unserer kleinen Gemeinschaft einnisten würde, und nun musste ich das sagen? Jetzt, wo ich meine Mutter endlich einmal für mich allein hatte? Ich sah Mom prüfend an und wünschte, Mr Solomon hätte uns in der vergangenen Woche Körpersprache Lesen anstatt Einführung in die Beschattung beigebracht.
    »Cam, es gibt Leute auf dieser Welt – Leute wie Mr Solomon –, die wissen, was mit ihm passiert ist. Das ist ihr Job. Ich hoffe, dass du dich irgendwann daran gewöhnen kannst, dass gewisse Leute zwei und zwei zusammenzählen und überlegen, ob sie etwas Bestimmtes erwähnen sollen. Gehe ich recht in der Annahme, dass Mr Solomon etwas gesagt hat?«
    »Irgendwie schon.«
    »Und wie hast du reagiert?«
    Ich hatte nicht geschrien und nicht geweint, also sagte ich: »Ganz okay, denke ich.«
    »Gut.« Sie strich mir über die Haare, und ich fragte mich zum millionsten Mal, ob sie ein Händepaar für die Arbeit und eines für Augenblicke wie diesen hatte. Ich stellte mir vor, dasssie immer ein Extrapaar in der Tasche hatte und gelegentlich auswechselte. Seide gegen Stahl. Dr. Fibs hätte sie herstellen können, hatte er aber nicht.
    »Ich bin stolz auf dich, meine Kleine«, sagte sie. »Es wird immer leichter.«
    Meine Mutter ist die beste Spionin, die ich kenne. Also glaubte ich ihr.
    Als wir am nächsten Morgen aufwachten, fiel mir ein, dass Montag war, aber ich hatte vergessen, dass es der Montag war. Als ich dann auf dem Weg zum Frühstück Mrs Buckinghams kraftvolles »Cameron Morgan!« durchs Foyer hallen hörte, blieb ich wie angewurzelt stehen. »Sie, Miss Baxter und Miss Sutton – Sie müssen mir folgen!« Bex und Liz sahen so verwirrt aus, wie ich mich fühlte, bis Mrs Buckingham erklärte: »Ihre neue Mitbewohnerin ist da.«
    Professor Buckingham war ziemlich alt, und wir waren ihr zahlenmäßig (drei zu eins) überlegen, aber ich wusste, es gab trotzdem keine Alternative. Wir folgten ihr also die Treppe hoch.
    Ich dachte, wir würden nur Mom und Macey in Moms Büro antreffen – Maceys Eltern wären in ihrer Limousine schon längst wieder verschwunden, wenn sie sich überhaupt die Mühe gemacht hatten, mitzukommen (was, wie sich herausstellte, nicht der Fall war) –, aber als Mrs Buckingham die Tür aufstieß, saßen Mr Solomon und Jessica Boden nebeneinander auf dem Ledersofa. Er sah so gelangweilt aus, dass er mir beinahe leidtat, und Jessica hockte begierig auf der Kante.
    Der Ehrengast saß meiner Mutter am Schreibtisch gegenüber und trug die offizielle Schuluniform, sah aber aus wieein Supermodel. Als wir das Zimmer betraten, drehte sie sich nicht einmal um.
    »Wie ich gerade sagte, Macey«, erklärte meine Mutter, nachdem Liz, Bex und ich uns auf der Fensterbank niedergelassen hatten, während Mrs Buckingham vor den Bücherregalen strammstand, »ich hoffe, dass du dich hier an der Gallagher Akademie wohlfühlen wirst.«
    »Hmpf.«
    Ja, ich weiß, Erbin gehört nicht zu den Sprachen, die ich beherrsche, aber ich bin ziemlich sicher, dass sich das mit Sag das jemandem, den’s interessiert, weil ich das alles schon hundertmal gehört habe und du das sowieso nur sagst, weil mein Vater einen Riesenscheck ausgeschrieben hat übersetzen lässt. (Aber das ist natürlich nur eine Vermutung.)
    »Also, Macey«, trällerte eine widerliche Stimme. Ich weiß nicht so genau, weshalb ich Jessica Boden hasse, aber wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass sie immer kerzengerade dasteht und ich keinem traue, der nicht auch mal abhängen kann. »Als die Verwaltung von deiner Aufnahme hörte, hat meine Mutter –«
    »Danke, Jessica.« Oh, wie ich meine Mutter liebe! Mom schlug einen dicken Aktenordner auf, der auf ihrem Schreibtisch lag. »Macey, ich sehe hier, dass du ein Semester an der Triad Akademie verbracht hast.«
    »Jaaa«, sagte Macey. (Also, das ist doch mal ein Mädchen, das weiß, wie man richtig abhängt!)
    »Und dann ein ganzes Jahr im Wellington-Haus. Zwei Monate in Ingalls. Ach, und tatsächlich nur eine Woche am Wilder-Institut.«
    »Und was ist der Knackpunkt?«, fragte Macey. Ihr Ton wargenauso scharf wie der Brieföffner in Dolchform, mit dem Mr Solomon geistesabwesend spielte.
    »Du hast schon viele verschiedene Schulen kennengelernt, Macey –«
    »Ich kann nicht behaupten, dass irgendwas verschieden daran war«, sagte sie bissig.
    Aber kaum hatten die Worte ihren Mund

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